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Das Buch der Vampire 05 - Sanfte Finsternis

Das Buch der Vampire 05 - Sanfte Finsternis

Titel: Das Buch der Vampire 05 - Sanfte Finsternis
Autoren: Colleen Gleason
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Augenfarbe. Deshalb wusste sie, dass der Moment der Schwäche vorbei war. Ob die Versuchung ihn wieder überkommen würde, musste abgewartet werden, aber im Moment hatte er sie unter Kontrolle.
    Ehe sie ihn zur letzten Ruhe bettete, wollte sie wissen, warum er es getan, warum er diese Last auf sich genommen hatte.
    Max ignorierte ihren Befehl und drückte Sebastian weiter an die Wand, sodass dieser sich nicht rühren konnte. Stattdessen fragte er: »Hat er von deinem Blut getrunken?« Seine Worte klangen gepresst und noch abgehackter als sonst. »Oder sonst etwas getan?«
     
    »Nein.« Sie nahm sich einen Moment lang Zeit — nur einen Moment, jetzt, wo die Gefahr gebannt war -, um Max in seiner Wildheit zu bewundern. Schließlich war sie immer noch eine Frau. Und sie war völlig vernarrt in den Mann.
    Max rückte seinen Pflock zurecht, als würde er zögern, ihn ungenutzt wegzustecken; dann ließ er die Hand fallen und wandte sich von Sebastian ab. Er schaute sich im Raum um, wobei sein Blick Victoria nur flüchtig streifte, als hätte er Angst, ihn sonst nicht mehr von ihr abwenden zu können. Er verhielt sich genauso wie nach seiner bestandenen Prüfung, als er sie auch nicht beachtet hatte. Doch dieses Mal meinte sie zu verstehen, warum er es tat. »Lilith?«
    »Sie ist tot«, antwortete Sebastian. Wie man es von ihm kannte, trat er nun von der Wand weg und richtete seine Kleidung, als wäre nichts Traumatischeres vorgefallen als das Verrutschen eines Halstuches.
    »Tot?« In Max' Stimme schwang Überraschung mit; eine für ihn ungewohnte Regung. »Wirklich?«
    »Natürlich war es Victoria, die sie vom Leben in den Tod befördert hat. Haben Sie je daran gezweifelt, dass die Frau etwas nicht schaffen könnte, das sie sich vorgenommen hat?« Ware nicht erst vor wenigen Augenblicken noch diese schreckliche Situation gewesen, Victoria hätte nicht gewusst, dass Sebastian sich verändert hatte; denn er schlug den gleichen lässigen Tonfall an, den man von ihm gewohnt war.
    Sein leerer Blick war verschwunden. Wahrscheinlich weil es Lilith nicht mehr gab, die ihn in ihren Bann gezogen hatte. Außerdem schien er seine Umgebung wieder bewusster wahrzunehmen.
    Angesichts dieser Erkenntnis schien Max den Mut zu haben, sie endlich direkt anzuschauen; doch als er es tat, wurde seine ohnehin schon strenge Miene noch finsterer. »Himmel noch mal, Victoria. Bedeck dich.«
    Sie sah nach unten und stellte fest, dass durch ihr zerrissenes Hemd der halbe Oberkörper und eine Brust zu sehen war. Die andere Brust war im Begriff, aus der Leibbinde zu rutschen, sollte sie ihren Pflock heben. Es erstaunte sie, mit wie viel Blut Haut und Hemd bedeckt waren, und während sie den Stoff zusammenraffte, so gut es ging, schaute sie Sebastian an.
    Sein Blick war wieder durchdringend geworden, und sie sah, wie seine Augen erneut anfingen zu glühen. Sein Atem ging ein bisschen schneller, und sein Mund öffnete sich.
    »Sebastian«, sagte sie mit scharfer Stimme.
    Ihr früherer Liebhaber sah sie an, und sie spürte den leichten Sog, den sein Blick auf sie ausübte. Es war mehr als nur der Versuch, sie zu verlocken.
    »Er braucht Blut«, ertönte eine vertraute — doch völlig unerwartete — Stimme.
    Victoria drehte sich um und erblickte Wayren. Sie machte sich nicht die Mühe, ihre Überraschung oder ihre Freude über die Anwesenheit der Frau zu verbergen. Es gab keinen Grund dafür.
    »Er muss Blut trinken«, sagte Wayren und trat in die Mitte des Raumes. Sie schaute sich um, als wäre sie neugierig, wie der Unterschlupf aussah, der der dämonischen Lilith gehört hatte. Victoria nahm an, dass das bei einem so wissenschaftlich interessierten Engel wohl nicht sonderlich überraschte.
    »Ich fühle mich wirklich ein bisschen hungrig«, gestand Sebastian. »Ich glaube, ich muss wohl tatsächlich etwas zu mir nehmen, und zwar bald. Ein empörender, aber notwendiger Aspekt meines neuen... sagen wir... Lebens?« Seine Lippen verzogen sich in unangenehmer Weise, ehe er wieder sein gewohntes selbstironisches Lächeln aufsetzte. »Ich entschuldige mich für die Szene eben, Victoria. Meine niederen Instinkte sind mit mir durchgegangen.«
    Er sprach zwar leichthin, doch sie sah eine Mischung aus Hunger und Enttäuschung auf seinem Gesicht. Victoria überlief ein leichter Schauer. Sebastian stand ein schwerer Weg bevor, wenn er sich dafür entschied, so zu bleiben, wie er war. Hatte er diese Entscheidung wirklich aus freien Stücken gefällt?
    War es
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