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Das Buch der Vampire 02 - Schwärzeste Nacht

Titel: Das Buch der Vampire 02 - Schwärzeste Nacht
Autoren: Colleen Gleason
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hatte.
    Sie machte noch immer die Dehn- und Atemübungen, die Kritanu sie gelehrt hatte, als sie damals... oh, vor mehr als fünfundfünfzig Jahren zusammen zu trainieren begonnen hatten. Doch sie konnte längst nicht mehr die Füße hinter den Kopf legen und auch nicht ihren abgeknickten Körper mit gespreizten Fingern auf einer Handfläche balancieren so wie er.
    »Tatsächlich? Aber woher weißt du das, wenn du meditiert hast, wie du es eigentlich tun solltest?«
    »Ich habe über dem vertrauten Antlitz von mere humsafar meditiert und war bestürzt von dem, was ich dort sah.«
    Eustacia, die im Schneidersitz saß, lächelte ihn auf dieselbe Weise an, wie sie es getan hatte, als sie jünger gewesen waren, dann zog sie seinen Kopf auf ihren Schoß und schaute ihm ins Gesicht. Auch wenn ihre Knie nicht mehr den Boden berührten, so wie einst, und ihre arthritischen Knöchel von der Last seines Gewicht pochten. Es war ein vertrautes und tröstliches Gefühl, ihn zu berühren.
    »Es stimmt. Ich habe mich seit Victorias Besuch heute Morgen auf kaum etwas anderes konzentrieren können. Es verheißt nichts Gutes, dass sie einen Vampir und einen Dämon zusammen gesehen hat, allerdings fürchte ich, dass ich nicht die Kraft
habe, zu enträtseln, was es bedeutet. Der Dämon erwähnte jemanden namens Nedas; ich habe diesen Namen schon einmal gehört, kann ihn jedoch nicht einordnen. Wayren wird mehr wissen.«
    »Zumindest ist es nicht Beauregard, der Unheil im Sinn hat.«
    »Unseligerweise gibt es keinen Grund für eine derartige Annahme. Nedas könnte einer seiner Anhänger oder sogar ein Rivale sein. Wäre ich nicht mit dem Gedächtnis einer strega gestraft, könnte ich mich erinnern, wer er ist. Und dann gibt es da noch dieses Amulett, das Victoria gefunden hat... Ich spüre definitiv eine böse Aura, wenn ich es berühre.«
    »Ich habe mir darüber ebenso Gedanken gemacht wie über die Besorgnis auf deinem Gesicht. Der eingravierte Hund erinnert mich an die hantu saburos des Industals.«
    Eustacia streichelte in einer altvertrauten Geste mit der Hand über sein breites Kinn. »Diese Vampire, die in Höhlen lebten und sich von Tierblut ernährten?«
    »Nein, mere sanam . Nach den Geschichten, die ich gehört habe, trainierten die saburos Hunde darauf, Menschen zu jagen und sie zu ihnen zu bringen, damit sie von ihnen zehren konnten. Ich weiß nicht, ob die Legende wahr ist, aber... der Hund auf dem Amulett ließ mich an sie denken. Ich habe keine Ahnung, ob es sich lohnt, das in deinem Schreiben an Wayren zu erwähnen... aber du hast es bestimmt schon losgeschickt, nicht wahr?« Er setzte sich auf und lächelte sie an. »Natürlich hast du das. Mit der schnellsten aller Brieftauben, stimmt’s?«
    »Wayren sollte den Brief in spätestens vier Tagen erhalten. Ich werde ihr noch einen zweiten mit deinen Überlegungen schicken, denn schließlich habe ich gelernt, deine Eindrücke niemals zu ignorieren.«

    »Dann hast du in den mehr als fünfzig Jahren zumindest etwas gelernt.«
    Sie lachten gemeinsam, ein behagliches, ungezwungenes Kichern, bei dem sich ihr Atem vermischte und ihre Nasen sich berührten.
    Als die Heiterkeit wieder aus ihrem Gesicht verschwand, nahm Kritanu ihre Hand. »Du machst dir Sorgen um Victoria.«
    » Vero . Sie ist wie eine Tochter für mich. Ihr Schmerz ist noch so frisch. Da gab es all diesen Klatsch, all dieses Mitleid mit der jungen Ehefrau des Marquis von Rockley, die so kurz verheiratet und so rasch verwitwet war.«
    »Die Leute glauben, dass er auf See gestorben ist. Eine gute Erklärung.«
    » Si , wenngleich es mehr als ein paar Bemerkungen darüber gegeben hat, warum er den Kontinent ohne seine frisch Angetraute verließ, wenn sie doch so verliebt waren... Nicht einmal die Diener wissen, was wirklich passiert ist. Und ihre Mutter erst recht nicht.Victoria hat das alles mit tapfer erhobenem Kopf ertragen... Aber sie ist erst zwanzig - viel zu jung für eine solche Bürde. Unser Leben ist auch so schon schwer genug.«
    »Es ist nicht deine Schuld, Eustacia. Was geschehen ist, war nicht dein Fehler.«
    Plötzlich brannten Tränen in ihren Augen. Er kannte sie so gut. »Ich weiß das, aber trotzdem mache ich mir schwere Vorwürfe. Wenn sie kein Venator geworden wäre... wenn ich sie nicht dazu gedrängt hätte...«
    »Du hast sie nicht dazu gedrängt. Sie war dazu bestimmt … genau wie du. Wenn ich mich recht entsinne, hattest du keinerlei Bedenken, die Verpflichtung anzunehmen... und warst
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