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Das Buch der Schatten: Roman (German Edition)

Das Buch der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Das Buch der Schatten: Roman (German Edition)
Autoren: Aaron E Lony
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Mißmutig sah er seinem Gegenüber direkt in die Augen. In Mr. Blandows Gesicht waren keinerlei Regungen zu sehen. Langsam griff er nochmals in die Tasche. Diesesmal brachte er ein dickes Geldbündel zum Vorschein.
    „Ich bezahle im voraus“, erwiderte er.
    Mr. Goodman nickte unmerklich. „Einverstanden“, stimmte er zu und nahm das Geldbündel entgegen. Gleichzeitig drückte er Mr. Blandow einen Füllhalter in die Hand.
    „Wenn Sie nun auf jedem Formular Ihre Unterschrift daruntersetzen“, verlangte der Schulleiter mit Nachdruck. Mr. Blandow überflog oberflächlich die Vordrucke, bevor er der Aufforderung nachkam.
    Mr. Goodman begann das Geld zu zählen.
    „Fünfzigtausend Dollar“, unterbrach ihn Mr. Blandow dabei.
    „Drei Jahre Schulzeit“, erwiderte Mr. Goodman. „Über die Ferienzeit ist das Internat geschlossen. Wenn Sie jedoch keine Möglichkeit besitzen, Rouven während den Ferien abzuholen, können Sie ihn auch hierlassen.“
    Mr. Blandow unterschrieb das letzte Formular. Eindringlich sah er darauf Mr. Goodman an. „Sie denken, ich will Rouven nicht mehr bei mir haben“ sagte er unvermittelt. „Doch das ist ein großer Irrtum. Rouven ist mir sehr ans Herz gewachsen. Liebend gerne würde ich ihn mit auf meine Reise nehmen. Aber ich weiß nicht, ob ich wiederkehren werde.“
    „Was soll mit Rouven geschehen?“ fragte Mr. Goodman. „Wer soll sich um ihn kümmern, wenn Sie es schon nicht können.“ Vorwurfsvoll sah er Mr. Blandow an.
    „Es ist gesorgt für Rouven“, erwiderte Mr. Blandow. „Niemals wird es ihm an irgendwelchen Mitteln fehlen.“
    Der Internatsleiter trennte das Durchschlagpapier von den Formularen. Sorgfältig steckte er sie in ein Kuvert.
    „Gehen Sie mit Gott“, sagte er zu Mr. Blandow und überreichte ihm den Umschlag. Mr. Blandow nahm ihn entgegen. Nachdenklich wandte er sich um. An der Tür blieb er nochmals stehen. Mit ernster Miene blickte er auf den Schulleiter.
    „Bitte, sagen Sie niemanden, daß Rouven ein Waisenknabe ist. Er darf es niemals erfahren.“ Leise schloß er hinter sich die Tür. Mr. Goodman erhob sich aus seinem Sessel. Langsam begab er sich zu dem Fenster, das ihm die Sicht über den Hof gewährte. Er beobachtete, wie sich Mr. Blandow über das Pflaster zum Ausgang bewegte. Er entschwand seinen Augen, kehrte aber nach wenigen Minuten mit zwei Koffern wieder. Nachdem er sie neben das Eingangstor gestellt hatte, ließ er nochmals seine Blicke über das Gemäuer schweifen. Längere Zeit blieben sie dabei auf dem Kirchturm haften. Minuten verstrichen, bis Mr. Blandow sich abrupt umdrehte, um das Internat endgültig zu verlassen.
    *
    Erneut ein schrilles Klingeln. Die Mittagspause war vorüber. Schwester Maria war eben im Begriff, Rouven in ihr Zimmer zu führen. Sie wollte ihn für die erste Zeit bei sich behalten. Wenigstens so lange, bis Rouven sich an das Internatsleben einigermaßen gewöhnt und er sich mit seinen Schulkameraden angefreundet hatte. Obwohl es gegen die Ordnung verstieß, wollte sie es dennoch beim Internatsleiter durchsetzen.
    Erschrocken fuhr sie etwas zusammen. Es wurde laut auf dem Schulhof. Die Kinder strömten aus dem Speisesaal.
    „Macht es dir etwas aus, kurz einen Moment auf mich zu warten?“ fragte sie Rouven. Der Junge sah sie an. Stumm schüttelte er seinen Kopf.
    „Ich bin gleich wieder bei dir“, sagte die Schwester im Fortgehen. Zielstrebig eilte sie auf das Klassenzimmer zu. Die ersten Schüler hatten sich schon davor angesammelt. Verwundert blickten sie ihr hinterher, wie sie in dem Unterrichtsraum verschwand. Keine Minute war verstrichen, da kam sie wieder. Mit dem Buch in der Hand, aus dem sie vorgelesen hatte. Eifrig steckte sie es in die Tasche. Auf dem Weg zu Rouven begegnete ihr der Lehrer, der den Nachmittagunterricht führte. Grüßend ging sie an ihm vorüber. Bei Rouven angelangt, nahm sie ihn an der Hand. Von weitem wurden sie beobachtet, wie sie zusammen im Lehrerhaus verschwanden.
    Dumpkin war aufmerksam jeder Bewegung der Schwester gefolgt. Auch daß sie es so eilig hatte, das Buch aus dem Klassenzimmer zu holen, war ihm nicht entgangen. Ein höhnisches Grinsen flog über sein Gesicht. Einer seiner Freunde rempelte ihn an.
    „Hast du das auch gesehen?“ wurde er gefragt.
    Dumpkin wandte sich zu ihm. Jean Hensen, von seinen Freunden auch Showy genannt, stand ihm gegenüber. Er schob sich gerade ein Käsebrötchen in den Mund.
    „M-hm“, murmelte Dumpkin nur. Jean, oder Showy, hatte ungefähr
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