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Das Buch der Schatten 1 - Verwandlung

Das Buch der Schatten 1 - Verwandlung

Titel: Das Buch der Schatten 1 - Verwandlung
Autoren: Tiernan Cate
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ihm auszugehen, doch bislang war mir noch nicht zu Ohren gekommen, dass es einer gelungen war. Ich wusste nur, dass Justin Bartlett einen Vorstoß gewagt hatte.

2
SCHÖN WÄR’S
    »Hüte dich vor der Hexe, denn sie wird dich mit schwarzer Magie blenden, und du wirst dein Heim vergessen, deine Lieben, ja, sogar dein eigenes Gesicht.«
    WORTE DER VERNUNFT
Terrance Hope, 1723
     
    »Du musst aber zugeben, dass er unglaublich gut aussieht«, sagte Bree mit Nachdruck und lehnte sich bei mir zu Hause gegen die Küchenarbeitsplatte.
    »Klar gebe ich das zu. Ich bin ja nicht blind«, sagte ich und öffnete emsig Dosen. Ich war heute mit dem Abendessen dran. Das gewaschene, zerteilte Hühnchen lag nackt in einer großen Auflaufform aus Glas. Ich fügte den Inhalt einer Dose Artischockencremesuppe, einer Dose Selleriecremesuppe und eines Glases marinierter Artischockenherzen hinzu. Voilà: das Abendessen.
    »Aber er kommt mir irgendwie vor wie ein Spieler«, fuhr ich verhalten fort. »Ich meine, mit wie vielen Mädchen ist er in den letzten zwei Wochen ausgegangen? «
    »Drei«, sagte Tamara Pritchett und schob ihren langen,
mageren Körper auf die Bank in unserer Frühstücksecke. Es war Montagnachmittag, die dritte Woche nach den Ferien. Ich konnte mit Bestimmtheit sagen, dass Cal Blaires Ankunft in der verschlafenen Stadt Widow’s Vale das Aufregendste war, das seit dem Brand des Millhouse Theatre vor zwei Jahren passiert war. »Morgan, was ist das?«
    »Hühnchen à la Morgan«, sagte ich. »Köstlich und nahrhaft.« Ich holte eine Cola light aus dem Kühlschrank und öffnete sie. Ahhh.
    »Wirf mir auch eine rüber«, sagte Robbie, und ich holte ihm eine heraus. »Wie kommt es, dass ein Typ, der mit verschiedenen Mädchen ausgeht, als Spieler bezeichnet wird, ein Mädchen dagegen als wählerisch? «
    »Das stimmt nicht«, protestierte Bree.
    »Hallo, Mädels und Robbie«, sagte mein Vater, als er die Küche betrat. Die braunen Augen hinter seiner Brille wirkten ein wenig verschwommen. Er trug seine gewohnte Kluft: Khakihose, Hemd mit Button-down-Kragen, kurzärmelig wegen der Hitze, darunter ein weißes T-Shirt. Im Winter trug er dasselbe, außer dass das Hemd dann langärmelig war und er darüber noch eine Strickweste anzog.
    »Hey, Mr R.«, sagte Robbie.
    »Hi, Mr Rowlands«, sagte Tamara, und Bree winkte.
    Dad sah sich abwesend um, als wollte er sich vergewissern,
dass er tatsächlich in der Küche war. Er schenkte uns ein Lächeln und spazierte wieder hinaus. Bree und ich grinsten uns an. Wir wussten, dass ihm bald wieder einfallen würde, warum er reingekommen war, und er dann zurückkam, um es zu holen. Er arbeitete bei IBM in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung und sie hielten ihn für ein Genie. Zu Hause war er eher wie ein langsames Kindergartenkind. Er kriegte es nicht hin, dass seine Schuhe immer geschnürt waren, und hatte überhaupt kein Zeitgefühl.
    Ich rührte die Mischung in der Auflaufform um und deckte sie mit Alufolie zu. Dann holte ich vier Kartoffeln und schälte sie in der Spüle.
    »Ich bin froh, dass meine Mutter kocht«, sagte Tamara. »Egal, Cal ist mit Suzanne Herbert, mit Raven Meltzer und mit Janice ausgegangen.« Sie zählte die Namen an ihren Fingern ab.
    »Janice Yutoh?«, kreischte ich und schob die Auflaufform in den Ofen. »Sie hat mir gar nichts erzählt!« Ich runzelte die Stirn und tat auch die Kartoffeln in den Ofen. »Er hat also keinen bestimmten Typ, oder? Es war sozusagen eine aus Spalte A, eine aus Spalte B und eine aus Spalte C.«
    »Der Hund«, sagte Robbie und schob seine Brille die Nase hoch.
    Robbie war ein so guter Freund, dass es mir kaum
noch auffiel, aber er hatte schreckliche Akne. Bis zur siebten Klasse war er total süß gewesen, was es für ihn nur umso schwerer machte.
    Bree runzelte die Stirn. »Das mit Janice Yutoh kapiere ich einfach nicht. Es sei denn, sie hat ihm bei den Hausaufgaben geholfen.«
    »Janice ist eigentlich ziemlich hübsch«, sagte ich. »Sie ist nur so schüchtern, dass es einem gar nicht auffällt. Ich kapiere das mit Suzanne Herbert nicht.«
    Bree verschluckte sich beinahe. »Suzanne ist toll! Sie hat letztes Jahr für Hawaiian Tropic gemodelt!«
    Ich lächelte Bree an. »Sie sieht aus wie Malibu Barbie und sie hat das entsprechende Gehirn.« Ich duckte mich, als Bree mit einer Weintraube auf mich zielte.
    »Nicht jede kann eine Begabtenstipendiatin sein«, versetzte sie schnippisch, unterbrach sich und fuhr dann fort: »Ich schätze,
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