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Das Buch der Schatten 1 - Verwandlung

Das Buch der Schatten 1 - Verwandlung

Titel: Das Buch der Schatten 1 - Verwandlung
Autoren: Tiernan Cate
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Brees Freunden umringt.
    »Wer ist das?«, fragte Sharon gespannt, deren dunkles Haar über ihre Schultern fiel. Suzanne Herbert schubste sie, um näher zu Bree zu kommen.
    »Geht er hier auf die Schule?«, wollte Nell Norton wissen.
    »Ist er hetero?«, fragte Justin Bartlett laut. Justin hatte in der siebten Klasse sein Coming-out gehabt.
    Ich schaute zu Chris. Er runzelte die Stirn. Während Brees Freunde noch die mageren Informationen besprachen, trat ich aus der Menge. Ich ging zur Eingangstür, wo ich die Hand auf den schweren Messinggriff legte, und ich hätte schwören können, dass ich die Wärme von Cals Berührung noch spürte.
     
    Eine Woche verging. Wie schon die letzten Tage verspürte ich auch heute wieder ein Kribbeln in der Brust,
als ich den Physiksaal betrat und Cal dort sah. Er kam mir immer noch wie ein Wunder vor, das an einem ramponierten Holztisch saß. Ein Gott an einem Ort der Sterblichen. Heute hatte er seinen strahlenden Blick auf Alessandra Spotford gerichtet. »So wie ein Erntedankfest? Oben in Kinderhook?«, hörte ich ihn fragen.
    Alessandra lächelte nervös. »Es ist erst im Oktober«, erklärte sie. »Wir kaufen da jedes Jahr unsere Kürbisse. « Sie schob sich eine Locke hinters Ohr.
    Ich setzte mich und schlug mein Buch auf. In einer Woche war Cal zum beliebtesten Jungen an der Schule avanciert. Ach was, beliebt, er war eine Berühmtheit. Selbst viele von den Jungen mochten ihn. Chris Holly und die anderen Typen, deren Freundinnen bei Cals Anblick glänzende Augen bekamen, natürlich nicht, aber die meisten anderen schon.
    »Was ist mit dir, Morgan?«, fragte Cal und wandte sich mir zu. »Warst du schon mal bei dem Erntedankfest? «
    Als er meinen Namen sagte, überkam mich ein leichtes Schwindelgefühl. Betont lässig schlug ich das aktuelle Kapitel in unserem Physikbuch auf und nickte. »Da gehen fast alle hin. Hier gibt’s nicht viel, was man unternehmen kann, außer man fährt runter nach New York City, und das dauert zwei Stunden.«
    Cal hatte mich in den letzten Tagen mehrmals angesprochen, und jedes Mal war es mir ein wenig leichter
gefallen, ihm zu antworten. Wir hatten jeden Tag Physik und Mathe zusammen.
    Er drehte sich nun so, dass er mich ganz ansehen konnte, und ich erlaubte mir einen raschen Blick auf ihn. Das traute ich mich nicht immer. Vor allem dann nicht, wenn ich wollte, dass meine Stimmbänder funktionieren. Meine Kehle schnürte sich wie erwartet zu.
    Was hatte Cal an sich, dass ich mich so fühlte? Also, er sah unglaublich gut aus, das war nicht zu übersehen. Aber da war noch mehr. Er war anders als die anderen Jungen, die ich kannte. Wenn er mich ansah, sah er mich wirklich an. Er blickte sich nicht im Zimmer um, suchte seine Freunde oder hübschere Mädchen oder warf heimlich einen kurzen Blick auf meine Brüste – nicht dass ich welche hätte. Er war überhaupt nicht befangen und achtete auch nicht penibel darauf, mit wem er Umgang pflegte und mit wem nicht, wie es alle anderen taten. Er schien mir oder Tamara, die ebenfalls die Kurse der letzten Klasse besuchte, mit derselben offenen Intensität und demselben Interesse zu begegnen, mit dem er Alessandra, Bree oder eine der anderen örtlichen Göttinnen anschaute.
    »Und was macht ihr sonst?«, fragte er mich.
    Ich senkte den Blick wieder auf mein Physikbuch. Das war ich nicht gewohnt. Gut aussehende Typen redeten normalerweise nur mit mir, wenn sie die Hausaufgaben abschreiben wollten.

    »Ich weiß nicht«, sagte ich leise. »Rumhängen. Mit Freuden quatschen. Ins Kino gehen.«
    »Was für Filme magst du?« Er beugte sich vor, als wäre ich der interessanteste Mensch auf der ganzen Welt und als würde er sich mit niemandem lieber unterhalten. Sein Blick war unverwandt auf mein Gesicht gerichtet.
    Ich zögerte, fühlte mich unbehaglich und verkrampft. »Alles. Ich mag alle möglichen Filme.«
    »Ehrlich? Ich auch. Du musst mir sagen, in welche Kinos man hier gehen kann. Ich bin immer noch dabei, alles kennenzulernen.«
    Bevor ich zustimmen oder ablehnen konnte, lächelte er mich an und drehte sich nach vorn, denn Dr. Gonzalez war reingekommen, warf nun seine schwere Aktentasche mit einem Rums auf den Tisch und fing an, unsere Namen aufzurufen.
    Ich war nicht die Einzige, die von Cal bezaubert war. Er schien alle zu mögen. Er unterhielt sich mit allen, setzte sich zu den verschiedensten Leuten, bevorzugte niemanden. Ich wusste, dass mindestens vier von Brees Freundinnen ganz wild darauf waren, mit
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