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Das Buch der Lebenskunst

Das Buch der Lebenskunst

Titel: Das Buch der Lebenskunst
Autoren: Anselm Gruen
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Selbstüberschätzung wird dazu führen, dass er irgendwann einmal vom Podest seines hohen Selbstbildes abstürzt und zugrunde geht.

    DER SCHATZ IN DIR
    Das Märchen von den drei Sprachen zeigt in einem schönen Bild, wie wir mit unseren Leidenschaften und Emotionen umgehen sollen: In diesem Märchen schickt ein Graf seinen Sohn zu einem Meister in eine fremde Stadt, damit er etwas Sinnvolles lerne. Nach einem Jahr kommt er wieder. Er hat die Sprache der bellenden Hunde gelernt. Der Vater schickt ihn voller Wut zu einem andern Meister. Doch auch hier erfüllt er nicht die Erwartungen und Wünsche, die der Vater an ihn hat: Er lernt die Sprache der Frösche und im dritten Jahr die Sprache der Vögel. Der Vater befiehlt, ihn zu töten.
    Die Diener haben Mitleid mit ihm, und so kann er fliehen. Er kommt in eine Burg und möchte dort übernachten. Aber der Burgherr kann ihm nur den Turm anbieten, in dem wilde bellende Hunde hausen. Er hat jedoch keine Angst vor ihnen und redet freundlich mit ihnen. Da verraten sie ihm, dass sie nur deswegen so wild sind, weil sie einen Schatz hüten. Sie helfen ihm, den Schatz auszugraben, und verschwinden. Der junge Mann geht weiter nach Süden und kommt an einem Teich vorbei, in dem die Frösche sich über ihn unterhalten. In Rom ist gerade der Papst gestorben. Die Kardinäle verständigen sich darauf, dass Gott durch ein Wunder anzeigen solle, wen sie zum Papst wählen. Da kommt der junge Mann in die Kirche, und zwei weiße Tauben setzen sich auf seine Schulter. Das ist für die Kardinale das Wunder, und sie wählen ihn zum Papst. Der Papst ist hier ein Bild für die Fähigkeit, andere zum Leben begleiten zu können. Übersetzt heißt das: Wir müssen erst die Sprache unserer bellenden Hunde und die Sprache der Frösche verstehen, um die Sprache des Geistes sprechen zu können.
    Dort, wo die Hunde in uns bellen, dort liegt auch der Schatz. Es kommt auch in unserem Leben darauf an, die Sprache dieser elementaren Kräfte zu verstehen und den Schatz, für den sie stehen, in uns zu entdecken. Es kann sehr befreiend sein, sich nicht mehr zu genieren, dass da Aggressionen und Probleme sind. Dort, wo einer am meisten Probleme hat, dort könnte er auch mit dem Bild in Berührung kommen, das Gott sich von ihm gemacht hat.

    BEGEGNE DIR SELBST
    Begegne dir selbst - dies ist eine der wichtigsten Aufga ben für alle, die auf dem inneren Weg sind. Für die alten Mönche war die Bedingung für die Gottesbegegnung die Begegnung mit sich selbst und die Erkenntnis seiner selbst. „Willst du Gott erkennen, lerne vorher dich selber kennen.“ Wer sich selbst nicht erkennt, der wird seine unbewussten Wünsche und Sehnsüchte, seine verdrängten Bedürfnisse auf Gott projizieren. Und so betet er seine eigenen Bilder an und berührt nicht den wahren Gott, der immer der ganz andere ist. Die Selbsterkenntnis befreit uns von den eigenen Illusionen, und dadurch ermöglicht sie uns einen klaren und unbefangenen Blick auf diese ganz andere Realität.
    Gott bleibt dann nicht mehr ein Bild der Seele, sondern er erscheint als der wirkliche, der uns gegenübertritt.
    Es ist eine alte Einsicht, dass das geistliche Leben vor allem darin besteht, mit den Leidenschaften der Seele richtig umzugehen, von der Herrschaft der von Emotionen geprägten Gedanken loszukommen und in den Zustand der inneren Freiheit zu gelangen. Dabei geht es immer wieder darum, die Gefühle nicht zu bewerten, sondern sie einfach zuzulassen und anzuschauen. Und darauf kommt es auch immer wieder neu an: einen Dialog mit meinen Gefühlen und Leidenschaften zu führen, um die positive Kraft, die darin steckt, für mein inneres Leben fruchtbar zu machen. Nur wenn die Gefühle angeschaut und zugelassen werden, kann das geistliche Leben strömen. Das zeigt uns übrigens auch unser Atem, der eine integrative Struktur hat, sofern er in seinem Strömen Kopf, Herz und Bauch, Verstand, Gefühl und Vitalität verbindet, und der in seiner Dynamik auf den Weg menschlicher Selbstwerdung verweist: im Annehmen, Loslassen, Einswerden und Neuwerden - das wir im Fluss des Atmens immer wieder neu erfahren.

    GESTALTE DEIN EIGENES LEBEN
    Jeder darf sich selber die Frage stellen: Woraus schöpfst du? Was sind deine Wurzeln? Was prägt dein Denken und Fühlen? Und auch dieser positive Impuls kann im Leben jedes Einzelnen weiterwirken: Schaue dankbar auf das zurück, was du von den Menschen hast, die vor dir waren, von Ideen, die andere in diese Welt bringen. Auch durch
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