Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)

Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)

Titel: Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)
Autoren: Richard Schwartz
Vom Netzwerk:
zu den Trommeln hättest kriechen können … dies ist kein Leben für eine Sera!«
    »Es war meine Entscheidung«, entgegnete sie beherzt, und der Aldane nickte müde. »Zudem, mein Bruder und mein Vater sind beide dieses Jahr gestorben. Meine Mutter und meine Schwestern müssen von etwas leben. Wenn ich falle, bekommen sie wenigstens meinen Totensold.«
    »Ich verstehe«, sagte er langsam und bewies damit für einen Aldanen überraschende Einsicht. »Dennoch, es wäre uns allen wohler, wenn du nicht fallen würdest. Also sieh zu, dass du von hier verschwindest.«
    Dem konnte ich mich nur anschließen.
    Jeder von uns führte eine su’Tenet an, ein Zehntel einer Tenet, also zehn Mann. Von den zwanzig, die blieben und zusahen, wie Firandes su’Tenet den Pfad zurückging und aus unserer Sicht verschwand, dachte wahrscheinlich jeder das Gleiche: Dass wir froh waren, dass sie keinen weiten Weg zurück zur Feste hatten … und jeder von uns am liebsten mit ihr gegangen wäre.
    »Also gut«, ordnete der Aldane an, nachdem wir von Firande nichts mehr sahen. »Jeder sucht sich etwas, womit er graben kann …«
    »Nein«, erwiderte ich leise und zog ihn etwas zur Seite weg. »Wenn du sie alle begraben willst, wird das bis morgen dauern … die Zeit habt ihr nicht. Wir würden alleine schon eine Glocke verlieren, bis wir wissen, zu wem welches Körperteil gehört. Es dauert einfach zu lange.« Ich wies zur Sonne hoch. »Wenn wir uns beeilen, können wir Dormuth in einer Glocke erreichen … und ihr könnt es noch am Abend zurück zur Feste schaffen.«
    »Es wäre ein Frevel, sie so liegen zu lassen«, gab er störrisch zurück. »Wenn wir sie nicht mit einem Gebet begraben, kommen sie vielleicht als Wiedergänger zurück.«
    »Dann sprechen wir ein Gebet für alle und brennen die Scheune ab, wenn wir auf dem Rückweg hier durchkommen. Aber nicht jetzt.«
    »Im Buch Soltars steht, dass ein jeder verpflichtet ist, den Toten Respekt zu zollen«, beharrte er, aber so, wie er zur Scheune hinsah, war ihm anzumerken, wie wenig erpicht er darauf war, den Ort noch einmal zu betreten.
    »Die Lebenden sind wichtiger«, sagte ich und wies auf unsere Kameraden, denen ihre Gedanken ins Gesicht geschrieben standen. Es gab wohl kaum jemanden, der länger als nötig hier verweilen wollte. »Auf dem Rückweg Feuer«, wiederholte ich. »Ein Gebet, das wird reichen. Soltar wird nicht so kleinlich sein, sie vor seinen Toren warten zu lassen, nur weil sie nicht begraben wurden.«
    »Zumindest auf das Gebet sollen sie nicht länger warten«, entschied er, und wir gingen zusammen in die Scheune zurück, um ihnen das Leitgebet zu sprechen. Der Gestank von altem Blut und Tod trieb mich fast wieder hinaus, aber die Blöße wollte ich mir nicht geben. Während wir das Gebet sprachen, bewegte sich einer der Toten, und der Aldane wurde bleich, doch es war nichts, es war nur die Verwesung oder die Maden, die den Leichnam hatten nach vorne kippen lassen.
    Wir brauchten dann doch länger, um Dormuth zu erreichen. Auf dem Weg fanden wir noch den Kadaver eines Reitpferds, aber keine Spuren seines Reiters … und einen alten Mann, mit einer Schütte zu seinen Füßen, der auf einem Stein nahe dem Wegrand saß, als wäre er nur erschöpft und würde Rast machen. Er hatte die Hände in den Schoß gelegt und saß zusammengesunken da. Die Barbaren hatten ihn wohl nicht getötet, denn es gab keine Spuren einer Verletzung an ihm zu sehen.
    »Vielleicht hat er einfach nur aufgegeben«, überlegte einer der Kameraden. »Ich glaube, er hat sich in den Tod geweint.«
    »Ja«, sagte ein anderer Rekrut und sah hinüber zu dem abgebrannten Gehöft, das nicht weit von hier zu sehen war. »Er hat vielleicht das dort überlebt … und dann nicht mehr leben wollen.«
    Dormuth unterschied sich von dem Weiler vorhin durch zwei Dinge. Zum einen rochen wir die kalte Asche schon, bevor wir den Ort sahen, zum anderen brauchten wir die Einwohner nicht zu suchen, wir fanden ihre Köpfe, sorgfältig aufgereiht, am Wegesrand liegend vor. Der Aldane sah in seinem Streifenbuch nach.
    »Vier mehr, als es sein sollten«, stellte er dann mit belegter Stimme fest. »Diesmal haben sie auch die Seras nicht verschont … vielleicht sind darunter ein paar der Seras, die sie aus Alkith mitgenommen haben.«
    Von dem Dorf stand nichts mehr, man hatte an jedes Gebäude Feuer gelegt, der süßliche Geruch verriet uns, was mit dem Rest der Körper geschehen war. Der Aldane sah sich um, musterte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher