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Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Titel: Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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Kojotmädchen heißen.«
    »Hast du Angst?«
    »Wärest du nicht voll Trauer, Wakiya-knaskiya, wenn dein Vater dich nicht mehr anblicken wollte?«
    »Ich - „
    »Sag es!«
    »Ja. - Heute am Morgen hattest du wieder Tränen in den Augen, Patricia.«
    »Um meinen Vater und meinen Bruder weine ich, Byron Bighorn. Es ist Streit in unserem Haus.«
    »Müssen wir beide einander feind werden, Patricia? Weinst du wieder?«
    »Ich weine nicht.«
    »Du bist kein Kojotmädchen. Glaube das nie, auch wenn Sidney es zu dir sagt.«
    »Byron, auch dein Vater Joe King wird dich nicht mehr ansehen, wenn er hört, daß du bei einer Bighorn gestanden hast.«
    »Mein Vater Inya-he-yukan wird nicht so denken, wie du glaubst. Aber gegen Sidney wird er immer kämpfen. Nicht umsonst heißt er Stein hat Hörner!«
    »Mein Vater Patrick Bighorn und mein Bruder Sidney Bighorn werden deinem Wahlvater Joe King, dem Richter Crazy Eagle und euch allen grausam vergelten, was geschehen ist. Es wird viel Leid kommen; es wird Streit sein und Haß.«
    »Auch zwischen uns?«
    »Wakiya-knaskiya...«
    Als Wakiya seinen Namen hörte, leise, dunkel, voller Gram und voller Sehnsucht nach Hilfe und Friede, da erschien ihm das Wasser nicht mehr schleimig und der Wind, der über den Platz trieb, nicht mehr voll Staub. Der Himmel war weit und hell und die gelbe, dürstende Prärie voll des Duftes fernher wehender Lüfte. Die Sonne leuchtete mit dem gelben Gold vollendeter Pracht.
    »Wenn Friede zwischen uns beiden ist, Patricia, so sage mir deinen wahren Namen, damit ich ihn träumen kann, wenn ich wache und schlafe, auch wenn wir nicht mehr beieinander stehen und nie mehr miteinander sprechen würden.«
    Patricia schwieg.
    Wakiya hob einen kleinen Kaktus auf, der sich mit dem Wind auf den kiesbestreuten Platz verirrt hatte, eine arme, kleine, vertrocknete Kaktee, und er erinnerte sich an die kleine Kaktee, die einst an seinem verborgenen Lieblingsplatz auf der Prärie gewachsen war, bis der Sturm sie ausgedörrt und das Feuer sie gefressen hatte. Er dachte auch daran, daß sein Wahlvater Inya-he-yukan der Mutter Tashina einen Kaktus geschenkt hatte, als sie elf Jahre alt gewesen war. Dann hatten sie einander viele Sommer und Winter nicht mehr gesehen. Aber Tashina bewahrte diesen Kaktus heute noch auf.
    Da Wakiya an alles dies dachte, hielt er Patricia die kleine, vertrocknete stachlige Kaktee hin. Er schaute dabei nicht in ihr Gesicht, weil er sich schämte und weil sein Herz zitterte, ob sie die Kaktee verachten würde.
    Sie nahm aber den stachligen Rest einer tapferen kleinen Pflanze, die auch in der Dürre zu wachsen gewagt hatte, und dann sagte sie leise ihren Namen:
    »Tishunka-wasit-win.«
    Das hieß >Schönes Pferd-Mädchen<.
     
     
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