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Das Blut der Berge (Die Steinzeit-Trilogie) (German Edition)

Das Blut der Berge (Die Steinzeit-Trilogie) (German Edition)

Titel: Das Blut der Berge (Die Steinzeit-Trilogie) (German Edition)
Autoren: Anna Kien
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oder geraubt worden. Die Frauen waren geflohen. Und der Wolf war mit ihnen gegangen. So hatten Tiboo und Haroo vermutet, dass vielleicht auch Pinaa bei ihnen war. Und es war wahr.
    Tisgar sank auf ein Knie und legte seine Hand auf das weiche Fell ihres Schlafplatzes. Sein Magen krampfte sich zusammen. Sie hatte ihn verlassen. Einfach so. Er hatte nichts bemerkt. Diese Frauen waren ihr wohl wichtiger als ihr Mann, und sie hatte nicht einmal mit ihm darüber gesprochen. Ihm keine Wahl gelassen, keine Erklärung gegeben. Er wurde kurz wütend. Dann weinte er. Oder doch? War es möglicherweise wahr, dass sie keine Kinder mehr bekommen würde? Hatte sie das als Heilerin gespürt oder hatten ihr die Ahnen Bilder geschickt? War sie also gegangen, um ihn für eine andere Frau freizugeben, die ihm einen Sohn schenken konnte?
    Er hörte seinen Namen. Tiboo und Haroo riefen ihn. Er wischte sich die Tränen ab, schüttelte sich kurz und ging hinaus. „Sie ist gegangen.“ erklärte er ohne Regung. „Ihr habt wohl recht. Pinaa, Ishara und diese Rassa haben uns verlassen.“
    „Unfassbar. Glauben die, sie können einfach so gehen? Ohne uns zu fragen?“ ereiferte sich Tiboo. „Die sind doch ohne uns hilflos.“ „Immerhin haben sie den Wolf dabei.“ meinte Haroo. Tiboo winkte ab. „Aber das kann nicht lange her sein.“ sagte er. „Sie sind bestimmt noch nicht weit. Kommt schon, wir teilen uns auf.“ „Vielleicht sollten wir erst unsere Väter fragen.“ wandte Haroo ein. „Unsinn.“ zischte Tiboo. „Wir sind selbst Beschwörer, es sind unsere Frauen und eine Gefangene. Ihr wollt doch nicht hier herumstehen und das einfach so hinnehmen? Wer weiß, wann unsere Väter zurück sind. Wir müssen jetzt handeln.“ Haroo sah Tisgar an. „Gut, wir werden dort im Wald nach Spuren suchen.“ sagte dieser. „Sehr gut.“ stimmte Tiboo zu. „Ich nehme die Seite zum Fluss.“ Er spurtete los. Haroo und Tisgar liefen gemächlich Richtung Wald. „Der findet sowieso nichts.“ meinte Haroo. „Sie werden ja hoffentlich aufgepasst haben.“ „Hoffentlich?“ fragte Tisgar. „Tut mir leid.“ sagte Haroo schnell. „Ich meine wegen Pinaa. Ishara war schon immer unglücklich. Und Rassa hätte auch nie dazugehört.“ Er schwieg eine Weile. Tisgar würde er gerne helfen, wenn dieser eine Möglichkeit sah, seine Frau zurückzuholen. Aber Tiboo? Haroo wusste, dass er Ishara schlecht behandelte. Er hatte sie vermutlich nur ausgesucht, weil sie schön war und hilflos, so weit weg von ihrer Sippe und ohne die Sprache zu verstehen. Tiboo war nur daran interessiert, einen Sohn zu bekommen, um seine Frau kümmerte er sich dabei nicht. Und auch das Töchterchen schien ihm nichts zu bedeuten. Haroo war nicht sicher, was er tun sollte. Tisgar war sein Freund. Er konnte ihn nicht im Stich lassen. Aber dann würde er auch Ishara in ihr Leben mit Tiboo zurückholen. Und Rassa. Gegenüber ihr traute er seinen eigenen Gefühlen nicht.
    Als sie den Wald erreicht hatten, sah er Tisgar an: „Glaubst du, Pinaa will nur den Frauen helfen?“ Tisgar blickte auf seine Hände. „Ich weiß nicht.“ begann er zögernd. „Ich habe auch Fehler gemacht. Aber vielleicht will sie auch mir helfen.“ Haroo konnte dieser Einschätzung nicht so recht folgen, aber er sagte nichts mehr. Sie streiften gemeinsam durch den Wald. „Hier sind ziemlich viele Spuren.“ stellte Tisgar nach kurzer Zeit fest. „Ja.“ bestätigte Haroo. „Aber man kann eine Richtung erkennen.“ Tisgar lächelte leicht: „ Du kannst eine Richtung erkennen.“ Er folgte Haroo. Dieser blieb einige Male stehen, um abgeknickte Zweige in Augenschein zu nehmen oder etwas Laub beiseitezuschieben und den Boden zu untersuchen, aber er schien den Weg der flüchtigen Frauen leicht nachzeichnen zu können.
    „Ich mochte Rassa.“ sagte er plötzlich. Tisgar fiel keine Antwort ein, dieses Geständnis überraschte ihn. „Ich glaube, ich hätte sie sogar zur Frau genommen.“ fuhr Haroo leise fort. Er seufzte. „Ich weiß, dass das nicht möglich gewesen wäre. Mein Vater wäre verrückt geworden. Und ihr habt alle recht, sie war unser Feind. Aber …“ Er hielt kurz inne und sah sich um, wie um sich zu vergewissern, dass Tisgar noch da war und ihn nicht schlagen wollte. „… ich hatte mir vorgestellt, mit ihr durch die Wälder zu ziehen. Nur sie und ich.“ „Jetzt ist sie ohne dich gegangen.“ sagte Tisgar. „Ja.“ erwiderte Haroo. „Ja. Sie wusste nichts davon. Naja, sie wusste, dass
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