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Das Bernsteinzimmer

Das Bernsteinzimmer

Titel: Das Bernsteinzimmer
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Sprechen wir von Gegenwart und Zukunft: Mr. Silverman, wie war das damals mit dem Bernsteinzimmer? War es wirklich im Salzbergwerk von Merkers?«
    »Ja. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen und eine große Wandtafel dem damaligen General Eisenhower gezeigt. Ein Irrtum ist ausgeschlossen. Es war keine andere Bernsteinarbeit.«
    »Und jetzt rekonstruieren wir mal alles«, sagte die Jablonskaja und holte einen Bogen Papier heran. »Ein Mosaik besteht aus vielen kleinen Steinchen. Suchen wir sie uns zusammen …«
    Bis zwei Uhr morgens blieb Silbermann im Haus. Geduldig wartete Joe Williams am Ende der Straße.
    Er sah Silbermann herauskommen, begleitet von dem älteren Russen, der seinem Gast auf die Schulter klopfte. Aber er konnte nicht hören, was Wachter sagte: »Jetzt machen wir das alles gemeinsam, Friedrich. Ich bin wie du davon überzeugt, daß das Bernsteinzimmer jetzt in Amerika ist. Wenn wir seinen Weg nachvollziehen, finden wir es. Zwanzig große Kisten kann man nicht über den Atlantik blasen … Sei vorsichtig, Friedrich, die Schüsse auf uns beweisen, daß wir den Räubern dicht auf den Fersen sind.«
    Silbermann nickte, stieg in seinen Wagen und fuhr davon. War's der Wein, oder war er wirklich unaufmerksam … zwei Ecken weiter, als er in die Hauptstraße einbiegen wollte, stieß er mit einem VW zusammen. Kein großer Knall, kein großer Schaden, nur verbogenes Blech, beim Einbiegen fährt man ja langsam.
    Er stieg aus, der Fahrer des VW stürzte wie ein wütender Stier aus seinem Auto und schrie sofort: »Sind Sie blind? Ich komme von rechts! Wohl besoffen, was? Auf Hurentrip?!« Ehe es Silbermann begriff oder antworten konnte, bekam er einen wohlgezielten Schlag gegen das Kinn, genau auf den Funkt, ein klassischer K.-O.-Schlag. Silbermann fiel sofort um, der Fahrer des VW zerrte ihn zu seinem Wagen, zog den Ohnmächtigen auf den Hintersitz und raste davon.
    Er fuhr aus Frankfurt hinaus in Richtung Kronberg im Taunus, hielt am ersten Waldstück an, fesselte Silbermann mit unzerreißbaren Nylonschnüren und setzte dann seinen Weg fort. Als er hörte, daß sich hinter ihm der Gefesselte regte, hob er die Hand, winkte und sagte fröhlich:
    »Hallo, Sir. Wie geht's? Ich bitte um Verzeihung, Captain, aber dieser kleine Trick mußte sein. Nicht nur in den Staaten gibt es Kidnapping.«
    »Wer sind Sie?« fragte Silbermann mit ruhiger Stimme. »Brooks oder Williams?«
    »Joe Williams, Sir. Erstaunlich, Sie kennen unsere Namen noch?«
    »Die habe ich mir gemerkt wie einmal zwei gleich zwei ist! Das mit dem ›Werwolf‹ war eine gute Idee, gerade um diese Zeit … aber ich habe es nie geglaubt. Nur Noah hättet ihr nicht umbringen sollen.«
    »Er war zu dämlich für die weiteren Aktionen, Sir. Er liebte die blonden, weißhäutigen Mädchen zu sehr und hätte ihnen im Bett stolz seine Heldentaten erzählt. Ein zu großes Risiko für uns.«
    »Ihr habt also das Bernsteinzimmer?« fragte Silbermann direkt.
    Und ebenso direkt und ohne Zögern antwortete Joe: »Ja, Sir. Ich fahre Sie hin, Captain.«
    Joe hörte, wie Silbermann an seinen Fesseln zerrte, aber gegen Nylonschnüre war nichts zu machen. Jetzt ahnt er, wohin wir fahren, dachte Joe kalt. Jetzt hat er ein Gefühl im Leib, als müsse er scheißen. So ist das Leben, Sir, und so wird's immer sein: Es gibt Sieger und Besiegte. Sie sind ein harter Bursche, das weiß jeder … verlieren Sie mit Anstand, Captain.
    »Was du auch vorhast«, sagte Silbermann, ruhig wie bisher, »es nützt dir gar nichts. Ich habe mit den Leuten aus Leningrad gesprochen, sie wissen alles.«
    »Sie wissen ebensowenig wie Sie, Sir. Nur Sie kennen mich … für alle anderen bleibt das Verschwinden des Bernsteinzimmers ein Rätsel. Nur über mich kann man an das Zimmer heran. Aber wer weiß das?! Amtlich bin ich tot, den Namen habe ich gewechselt, man kann mich nur bekommen, wenn man mein Gesicht kennt. Und an das erinnert sich nur noch einer: Sie, Captain. Sehen Sie bitte ein, daß ich mich schützen muß. Der Selbsterhaltungstrieb des Menschen ist fast so groß wie der Geschlechtstrieb. Er beherrscht den Menschen. Sir, Sie hätten in den USA bleiben sollen, statt einem Phantom nachzujagen. Denn ich bin ein Phantom geworden und werde eins bleiben.«
    »Verrückt sind Sie, Joe, verrückt. Weiter nichts! Was wollen Sie mit dem Bernsteinzimmer. Einen solchen internationalen Kunstschatz werden Sie nie verkaufen können! Und in Einzelteile zerbrochen, ist er nichts wert! Nur als Ganzes! Joe,
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