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Das Band der Magie

Das Band der Magie

Titel: Das Band der Magie
Autoren: Liane Mars
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lachen, als sich die Geister auf ganz andere Weise aus dem Inneren des Wolfes verabschiedeten. Hier hatte ich meinen Beweis: Die Geister konnten tatsächlich die Gestalt verändern. Sie waren als Wassergeist in den Wolfsrachen gekrochen, kamen aber als Luftgeister wieder heraus. Der Wolf entließ sie nämlich mit einem gewaltigen Rülpser aus seinem Inneren. Jubelnd sausten sie durchsichtig an meinem Ohr vorbei.
    Ich lachte, bis mir wieder die Tränen kamen und ein Meer aus Wassergeistern auf meiner Haut badete.
    Es war das schönste Gefühl auf Erden.
    Der Wolf machte derweil große Augen.
    Ich brauchte eine ganze Weile, um mich zu beruhigen. Der Wolf gab mir die Zeit, ehe er deutlich machte, dass er jetzt genug von Fesseln hatte. Er knurrte böse.
    Ich entknotete sie und erklärte ihm die Situation: Dass er sehr krank gewesen sei, dass er sehr lange hier lag, fast sechs Tage lang, und dass ihm die Geister das Leben gerettet hatten. Er hörte aufmerksam zu, als verstünde er jedes Wort. Und so war es wohl auch.
    Er warf einen spähenden Blick in die Runde, als suche er nach den Geistern. Er erblickte einige von ihnen im Feuer – und nickte ihnen dann huldvoll zu. Von da an konnte er sich vor begeisterten Geistern nicht mehr retten. Sie verknoteten ihm das Fell, ertränkten seine Haare und verkohlten seine Krallen. Er ließ alles geduldig über sich ergehen, denn offenbar wussten auch Veddawölfe es zu schätzen, wenn man ihnen das Leben rettete.
     
     
     

Kapitel 3 – Der Name
    „Schluss jetzt, lasst ihn mal in Ruhe!“ Ich scheuchte die aufgeregte Meute von ihrem Opfer rüber ins Feuer. So viele Geister hatte ich noch nie in der Hütte gehabt. Dass sie mit einem Veddawolf spielen durften, hatte sich offenbar rumgesprochen.
    Der Wolf warf mir einen dankbaren Blick zu und ließ die Schnauze wieder auf die Pfote fallen. Er lag seit gut einer Woche vor dem Feuer und heilte vor sich hin. Sein Appetit ließ noch zu wünschen übrig, aber er trank dafür genug. Trotzdem sah sein Fell stumpf aus, die Knochen staken daraus hervor.
    Ich war gerade von der Jagd zurückgekommen und hängte meinen Köcher und den Bogen neben die Tür. Es war unfassbar warm in der Hütte. Kein Wunder, bei so vielen Geistern.
    Die Frostgeister verschwanden aus meinem Atem und verwandelten sich vermutlich gerade in eine andere Art.
    Verrückt, dass ich ausgerechnet durch den Rülpser eines Wolfes die Antwort auf eine Frage fand, die ich mir seit zehn Jahren stellte: Die Geister verwandelten sich genauso wie Meeha, nur nicht so offensichtlich.
    Seit der Wolf bei uns lebte, hing Meeha in Form einer Fledermaus an der Decke. Diese Form war neu, aber ziemlich effektiv. Sobald der Wolf sie schief anguckte, stolzierte sie an der Decke zu ihm rüber, zielte genau … und ließ einen stinkenden Schiss auf ihn fallen.
    Jaja. Der Wolf hatte es ziemlich schwer in meiner Hütte.
    Seit zwei Tagen hatte Meeha aber Mitleid mit ihm und ließ ihn in Ruhe. Das lag vielleicht auch daran, dass sie pro Schiss eine Möhre weniger von mir bekam. Eine recht effektive Strafe.
    „Wie geht`s dir?“, fragte ich den Wolf, während ich mir mühsam die Stiefel von den Füßen zog. Natürlich antwortete der Wolf nicht – wie denn auch? – und ich plapperte einfach weiter: „Ich hab ein ziemlich mageres Kaninchen erwischt. Aber du frisst ja eh noch nicht viel. Aber der Schnee wird weniger, dafür werden die Tiere immer gereizter. Mich hätte fast ein Schwarm Knarzis angefallen!“
    Ich hatte keine Ahnung, ob die Knarzis wirklich Knarzis hießen, war mir auch egal. Ich hatte die riesigen Insekten irgendwann so getauft, weil sie beim Fliegen wie knarzende Äste klangen. Außerdem wollte ich nicht ständig in Gedanken zu ihnen „Die fliegenden Viecher“ sagen. Der Name „Knarzi“ klang zwar niedlich, das waren die Insekten aber keineswegs. Sie waren ziemlich gefährlich, erst recht im Schwarm.
    Der Wolf legte den Kopf schief, als wolle er fragen: Knarzis? Meine Gedanken hüpften aber schon wieder weiter. „Und ich habe eine Baumwurzelknolle gefunden. Tada!“ Ich hielt sie triumphierend hoch. Der Wolf musterte mich und die Knolle eindringlich. „Die sind richtig lecker!“
    Also gab es Kaninchen mit Baumwurzelknolle. Der Wolf fraß etwas von der Knolle, verschmähte aber das Fleisch. Hatte ich etwa einen weiteren Vegetarier durchzufüttern? Das war kaum vorstellbar.
    Aber was wusste ich denn schon über Veddawölfe? Er hatte mich ja auch nicht gefressen.
    Und so
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