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Das Attentat

Das Attentat

Titel: Das Attentat
Autoren: Carter Brown
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Chance bestand,
etwas herauszufinden, wenn ich hier für etwa eine Stunde Stellung bezog.
Vielleicht konnte ich durch das Ventilatorsystem in
der Wand etwas hören; oder vielleicht würden zwei Geschworene zu einem Schwatz
hereingeschlendert kommen, ähnlich wie die Senatoren in der Senatstoilette in
Washington.
    In einem der Toilettenabteile
stellte ich mich auf die Standardeinrichtung und blieb dort eine Weile, um
durch den Ventilator etwas zu erlauschen. Dann setzte ich mich im Buddha-Stil
auf den Sitz in der Hoffnung, daß die beiden Geschworenen, auf die ich wartete,
hereinkämen, den Ort für menschenleer hielten und frei von der Leber weg reden
würden. Nach einer Weile sah ich ein, daß alles, was mir mein Bemühen eintrug,
Blasen an den Füßen und meiner Buddha-Sitzfläche sein würden. Vom Ventilator
herab kam ein quälend summendes Geräusch, und ich konnte kein Wort verstehen.
Und die Mitglieder der Jury waren offensichtlich so in den Bann ihrer Sitzung
geschlagen, daß sie sich selbst zwischen den Zeugenaussagen nicht losreißen
konnten.
    Also gab ich auf und kehrte zu
meiner Tätigkeit des wie ein werdender Vater im Korridor Auf- und Abschreitens
zurück. Zwei Reporter hielten mich einmal an den Knöpfen meiner Jacke fest, und
ich erklärte ihnen, der Zeitpunkt, die Zigarren ausgehen zu lassen, sei noch
nicht gekommen.
    Als ich schließlich aufgerufen
wurde und in den Saal trat, um vereidigt zu werden, war der Höhepunkt
entschieden überschritten. Greta alias Lois Teal verließ soeben den Raum durch eine kleine Hintertür — ich empfand es als ein
Wunder, daß sie ihren Kopf hindurchbrachte—, und die Aufmerksamkeit der Jury
war mit ehrfürchtigem Schweigen noch immer auf sie gerichtet. Sie war ein
Schlager gewesen.
    Bryan brachte mich mit ein paar
Fragen in Schwung und setzte sich dann zurück, um mit den anderen zusammen
zuzuhören.
    Ich erzählte von dem
Vergewaltigungsschwindel, der von Lois Teal inszeniert worden war und der meine abrupte Entlassung aus der Polizei zur
Folge gehabt hatte. Ich beschrieb die Ereignisse der Nacht, als ich bei
Grossman eingebrochen war und Lily dort gefunden hatte — und für zwei Sekunden
schien mir, als ob die normalerweise in ruhigem Rhythmus dahintippende Maschine
der Stenotypistin sich ein paar Synkopen leistete, als ich beschrieb, wie Lily
angezogen gewesen war. Schließlich beendete ich die Reihe der Ereignisse in
meiner Wohnung, die in Lilys Ermordung gipfelte. Dann verließ ich auf Bryans
Aufforderung hin den Zeugenstand und ging durch dieselbe Tür hinaus, durch die
auch Greta den Raum verlassen hatte. Dabei hörte ich, wie Bryan die
Mittagspause verkündete.
    Greta war nirgendwo in Sicht
und ich vermutete, Bryan hatte dafür Sorge getragen, daß sie aus
Sicherheitsgründen sofort in sein Haus zurückverfrachtet worden war. Ich raste
zum Hauptportal in der Hoffnung, Bryan zu erwischen, aber er war verschwunden.
Also blieb mir nichts anderes übrig, als ebenfalls Mittagspause zu machen, und
zwar in Ernie's Grill und Bar , einen Häuserblock
weit um die Ecke.
    Ich machte es jedoch kurz und
war wieder im Gerichtsgebäude, bevor die Sache weiterging. Dort schnüffelte ich
herum wie der gute Polizeibeamte, der ich nun mal bin, ständig bemüht, einen
Weg zu finden, mich über die Entwicklung der Dinge zu informieren. Ich stieg
sogar in das darüberliegende Stockwerk hinauf, um zu
erkunden, ob es eine Möglichkeit gäbe, außen am Haus hinabzuklettern und so zu
tun, als putzte ich die Fenster. Es war nichts zu wollen. Als ich in dem
knarrenden alten Aufzug hinunterfuhr, unternahm ich einen letzten Versuch dahinterzukommen,
was vor sich ging. Die Stenotypistin der Geschworenen stand zufällig vor mir —
all ihre jungfräulichen Gebete waren meiner Schätzung nach unerhört geblieben —
, und ich zwickte sie rein zufällig ins Hinterteil, um die Bekanntschaft
herzustellen. Aber meine intime Freundschaft mit ihr gedieh niemals über ihren
breiten Hintern hinaus, denn als sie entsetzt herumfuhr, stellte ich fest, daß
es der falsche Hintern gewesen war — es war gar nicht die Stenotypistin. Es muß
ihre Schwester gewesen sein. Ich wischte eilig das charmante Lächeln von meinem
Gesicht und blickte unschuldig über ihren Kopf weg.
    Ich gab die Sache also auf und
wartete auf dieselbe Weise den Beginn der Nachmittagssitzung ab, wie ich es
schon am Morgen getan hatte, nur daß ich diesmal keinen der Zeugen erkannte,
als sie ins Gerichtsgebäude hineingingen. Es
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