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Das alte Königreich 02 - Lirael

Titel: Das alte Königreich 02 - Lirael
Autoren: Garth Nix
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Fragwürdige Hündin bellte.
    In ihrem Gebell lag Chartermagie, die Chlorr in dem Moment traf, als sie zuschlug. Ihre Arme blitzten golden und zischten. Weißer Rauch sprühte aus unzähligen winzigen Löchern. Der Hieb, der Sam hatte aufspießen sollen, ging daneben. Das Schwert drang tief in den Boden, doch so nah bei Sam, dass seine Hüfte von der Flamme versengt wurde.
    Chlorrs ganze unnatürliche Kraft hatte in diesem Hieb gesteckt. Nun plagte sie sich, die Waffe freizubekommen, während die Hündin knurrend auf sie zueilte. Auch die Hündin war gewachsen und besaß nun die Größe eines Löwen wie auch dessen Furcht erregendes Gebiss und die riesigen Pranken. Goldenes Feuer leuchtete an ihrem Halsband, dessen Charterzeichen immer wieder wechselten und sich zu einem wilden Tanz zusammenfanden.
    Die Tote Kreatur ließ das Schwert los und wich zurück. Gleichzeitig mühte Sam sich auf die Füße. Er ballte die Fäuste und zwang sich zur Ruhe, ehe er einen Zauber wirkte.
    Lirael kam eine Sekunde später bei ihm an, völlig außer Atem. Keuchend stellte sie sich hinter die Hündin.
    Chlorr hob eine schattenhafte Faust, und ihre Fingernägel wuchsen zu dünnen Klingen aus purer Finsternis. Immer noch wirbelte weißer Rauch um sie her, die Löcher in ihrem Arm hatten sich allerdings bereits geschlossen.
    Sie machte einen Schritt vorwärts, und wieder bellte die Hündin.
    Es steckte Freie Magie in diesem Bellen, die mit Charterzauber verstärkt war. Das Halsband leuchtete noch greller und blendender, so dass Sam und Lirael die Augen zusammenkneifen mussten.
    Chlorr zuckte zusammen und hob die Hände, um ihr Gesicht zu beschirmen. Noch mehr weißer Rauch quoll aus ihrer Maske, und ihr Körper veränderte seine Gestalt unter den Pelzen. Sie fiel in sich zusammen, genau wie ihre Kleidung, als das Schattenfleisch darunter sich verflüssigte.
    »Seid verflucht!«, kreischte sie.
    Die Pelze fielen zu Boden, und die Bronzemaske landete darauf. Ein Schatten, so dunkel und dick wie Tinte, floss blitzschnell weg von der Hündin und von Lirael.
    Lirael wollte dem grässlichen Schatten folgen, doch die Hündin versperrte ihr den Weg.
    »Nein«, sagte sie. »Lass sie ziehen. Ich habe sie nur aus ihrer Gestalt gezwungen. Sie ist zu mächtig, als dass ich allein sie in den Tod zurückschicken oder vernichten könnte.«
    »Es war Chlorr«, sagte Sam mit bleicher Miene. Er fröstelte. »Maskenchlorr. Eine Nekromantin, gegen die meine Mutter vor Jahren gekämpft hat.«
    »Jetzt ist sie eine der Größeren Toten«, sagte Mogget. »Zurück von jenseits des Siebenten oder Achten Tores.«
    Als Sam zu Boden schaute, saß Mogget plötzlich ungerührt neben Chlorrs Schwert, als wäre er die ganze Zeit dort gewesen.
    »Wo warst du?«, fragte Sam verwundert.
    »Ich hab mich umgeschaut, während du hier nach dem Rechten gesehen hast«, erwiderte Mogget. »Chlorr ist geflohen, wird aber wiederkehren. Etwa sechs Meilen westlich von hier sind noch mehr Totenhände. Hundert mindestens. Sie werden von Schattenhänden geführt.«
    »Hundert!«, rief Sam, während Lirael erschrocken »Schattenhände!« hervorstieß.
    »Wir sollten lieber aufs Schiff zurück«, meinte Sam. Er blickte auf Chlorrs Schwert, das immer noch vibrierend in der Erde steckte. Jetzt wanderten keine Flammen mehr die Klinge entlang. Der Stahl war schwarz wie Ebenholz, mit seltsamen Runen, die sich wanden und ineinander verschlangen. Der Anblick ließ Übelkeit in Sam aufsteigen.
    »Wir sollten es vernichten«, sagte er. Er war benommen, und das Denken fiel ihm schwer. »Aber… ich weiß nicht, wie sich das rasch bewerkstelligen ließe…«
    »Was ist mit all diesen Leuten?«, fragte Lirael. Sie brachte es nicht fertig, »Leichen« zu sagen – vielleicht waren sie ja doch nicht alle tot. Es war alles viel zu schnell gegangen.
    Sam blickte über das Feld. Im schwachen Licht des Mondes sah er, dass viele der Getöteten blaue Hüte oder Kopftücher trugen. Ein Fetzen blauen Stoffes hatte sich in den Klauen eines jener Toten verfangen, die Lirael mit ihrer Panflöte gebannt hatte.
    »Sie sind Südlinge!«, sagte er überrascht und trat näher an den nächsten heran, einen blonden Jungen, der nicht älter als sechzehn gewesen sein konnte. Seine Augen verrieten mehr Erstaunen als Furcht, als könnte er nicht glauben, was geschah. »Flüchtlinge aus dem Süden! Sie wollen entkommen.«
    »Wem?«, fragte Lirael.
    Ehe jemand antworten konnte, heulte eine Tote Kreatur in der Ferne. Gleich
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