Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Allheilmittel - Valoppi, J: Allheilmittel

Das Allheilmittel - Valoppi, J: Allheilmittel

Titel: Das Allheilmittel - Valoppi, J: Allheilmittel
Autoren: Jennifer Valoppi
Vom Netzwerk:
sei denn natürlich, mein Hoffnungsschimmer trägt Früchte.

4
    Robert Morgan hätte jeder x-Beliebige sein können, der auf einer renovierten Bank im Central Park saß. Aber er war ein gewisser Jemand, sagte er sich, während er die Tränen der Depression zurückrang, die zum beherrschenden Faktor seines Lebens geworden waren. Er betrachtete den schönsten Teil der Stadt. In der leichten Brise des Central Park lag der Atem des Sommers. Als er noch ein Kind gewesen war, hatte man dazu ›indianischer Sommer‹ gesagt. Aber das Beste an dieser Ecke des Parks war, dass man zwischen den Bäumen sitzen und auf die Stadt hinausblicken konnte – seine Stadt –, für deren Schutz er immer gekämpft hatte. Bergdorf Goodman galt weder als schönstes Geschäft, noch führte es die schönsten Kleider, aber es war ihr Lieblingsgeschäft gewesen. Ebenso wenig konnte man das Sherry Netherland als das eleganteste Hotel einer für ihre stilvollen Hotels bekannten Stadt bezeichnen, aber es beherbergte das Cipriani, ihr Lieblingsrestaurant, um ihn zum Mittagessen zu treffen. Er vermisste Maria so sehr. Immer hatte er sich eine Tochter gewünscht, die genau wie sie aussehen würde. Doch die Zeit war so schnell vergangen, obwohl er stets überzeugt gewesen war, sie würden viel mehr davon haben.
    Robert sah einer Gruppe von Kindern beim Spielen im Gras zu und dachte an die Kinder, die er wahrscheinlich niemals haben würde. Nicht, weil er mit 53 zu alt war, um Vater zu werden, sondern weil Kinder keine Priorität mehr zu besitzen schienen. Er konnte sich nicht vorstellen, eine so junge Frau kennen zu lernen, dass ihr Wunsch nach Familie ihn motivieren würde. Tatsächlich konnte er sich nicht vorstellen, überhaupt je wieder mit einer Frau zusammen zu sein. Dabei wusste er, dass es ein lächerlicher Gedanke war. In Manhattan gab es reichlich geeignete Kandidatinnen, und Robert war immer noch gut aussehend, wenn nicht gerade dunkle Ringe unter seinen Augen prangten. Er war Teilhaber eines erfolgreichen Sicherheitsunternehmens und immer noch berühmt aus seiner Zeit als Polizeichef. Robert wusste, dass er zu trinken aufhören musste und hatte aufrichtig vor, es eines Tages zu tun. Er wusste auch, dass er seine Medikamente nicht mit Alkohol mischen sollte, aber irgendwie konnte er nicht anders. Auch das war etwas, woran er arbeitete. Schließlich war es ja nicht so, als wäre er ständig betrunken. Doch er bemerkte den Unterschied zumeist erst, wenn er aufzustehen versuchte.
    Das Sicherheitsgeschäft hatte es gut mit ihm gemeint. Es gab immer irgendeinen Terroristen, der alles bedrohte, was den Amerikanern heilig war, einen neuen Computervirus, der eine Gefahr für einen ganzen Industriezweig darstellte, oder einen Milliardär, der Schutz brauchte. Es fehlte ihm, mitten im Geschehen dabei zu sein, dennoch war er stolz darauf, der Sprecher seines Unternehmens zu sein, und er wurde häufig von den Medien angerufen, die über Sicherheitsthemen mit ihm diskutieren wollten. Vor einem öffentlichen Auftritt trank er nicht – und wenn doch einmal, dann nicht viel.
    Trotz allem, worüber er glücklich sein sollte, gelang es ihm nicht, den negativen Gedanken Einhalt zu gebieten: Was sollten eigentlich die Medikamente bewirken – und warum funktionierten sie nicht?
    Er schloss die Augen und überdachte den Sicherheitsplan für die bevorstehende Versammlung der Vereinten Nationen. Alles musste reibungslos ablaufen. Hätte sich Lockhart früher an ihn gewandt, hätte er einen besseren Plan schmieden können. Also arbeitete Robert geistig die verschiedenen Blickwinkel durch und suchte nach kritischen Mängeln, die zu einem Stolperstein für die Veranstaltung werden konnten.
    Rings um sich hörte er Kinder lachen, und ehe er sich versah, döste er ein, nur um ein wenig später wieder ruckartig zu erwachen, als der Ball eines Kindes von seiner Parkbank zurückprallte. Und wie häufig in der letzten Zeit bemerkte er einen seltsamen, drückenden Schmerz im Bereich der Leber.

5
    Manhattan war die großartigste Stadt auf Erden, behauptete Justins Mutter. Er hielt mitten auf dem Bürgersteig an, um einen weißen Vogel zu betrachten, der die Seite eines Wolkenkratzers entlang himmelwärts aufstieg. Justin kniff angesichts der über das Dach des Gebäudes lugenden Sonne die Lider zusammen und verlor den Vogel aus den Augen. Seine Mutter liebte es, hier zu leben. Er auch.
    Natürlich hatte Justin nie etwas anderes kennen gelernt, außer wenn er sich bei
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher