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Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand

Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand

Titel: Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand
Autoren: Tectum Wissenschaftsverlag Marburg
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im Sattel halten, von deren Löchrigkeit, ja Fehlerhaftigkeit sie längst überzeugt seien. Zwar soll es sich dabei nicht um eine direkte Absprache – quasi ein Wissenschaftskartell – handeln, sondern eher um eine Übereinkunft im Geiste. Die etwas älteren, Fußball-interessierten Leser werden sich vielleicht an das sogenannte Skandal-Länderspiel Deutschland gegen Österreich im Rahmen der FIFA-Weltmeisterschaft 1982 in Spanien erinnern. Ein sehr wahrscheinlich nicht offiziell geschlossener „Nicht-Angriffspakt“ sicherte mit dem Ergebnis von 1:0 für das deutsche Team beiden Mannschaften den Einzug in die Zwischenrunde und die tapferen Algerier hatten das Nachsehen. Während aber in diesem Fall die Motivation beider „Komplotteure“ völlig klar sein dürfte, erhebt sich für das unterstellte Darwin-Komplott die Frage nach der Motivation der globalen Täterschaft. Welchen Nutzen sollte die Wissenschaftswelt daraus ziehen, verschwörerisch an einer Theorie festzuhalten, von deren Falsifizierung man in Wahrheit längst überzeugt sei? Wäre es nicht viel attraktiver (und auch lukrativer), könnte man etwas wirklich Revolutionäres präsentieren, analog der gerade möglich erscheinenden Korrektur des Einstein´schen Lichtgeschwindigkeits-Postulates? Aber genauso, wie diese Einzelmessung erst der vielfachen Absicherung bedarf, erfordert jede wissenschaftliche „Revolte“ handfeste Belege, die im Falle der Evolutionstheorie fehlen. Von einem Darwin-Komplott zu sprechen erscheint somit in jeder Hinsicht widersinnig, da keiner der Verschwörer einen Nutzen daraus zöge. Eher drängt sich da doch der Verdacht auf, dass sich hinter dem vehementen Auftreten der Anti-Darwinisten eine Motivation verbirgt, die sie in unserem Skandal-süchtigen Medienzeitalter auf ein lukratives Echo hoffen lässt. Wissenschaftliche Akzeptanz dürfen sie mit ihren bis dato vorgebrachten Argumenten aber nicht erwarten.
Für und Wider
    Wenngleich die Diskussion der antidarwinistischen Thesen gezeigt hat, wie wenig fundiert die Forderung nach einer Abkehr vom Abstammungsmodell der Evolution ist, darf man die Initiativen der Kritiker – von „Darwin-Komplotteuren“ und „Synchronisten“ – nicht von Grund auf verdammen. Auch wenn deren provokante Angriffe in erster Linie mangelnde Kenntnisse und Fehlinterpretationen grundlegender Aussagen des Evolutionsmodells offenbaren, bleibt das vehemente Engagement hervorzuheben. Prinzipiell sind auch auf die Persönlichkeit eines Wissenschaftlers abzielende Kritiken zulässig, vorausgesetzt sie entsprechen den Regeln des Anstandes und basieren auf gewissenhafter Recherche. In diesem Falle können sie sogar besonders produktiv sein, da sie den Angegriffenen zu intensiver Auseinandersetzung mit den eigenen Ansichten auffordern. Im vorliegenden Fall aber ist den zum Teil deutlich unter die Gürtellinie gehenden Attacken gegenüber der Person Charles Darwin eine klare Absage zu erteilen. Dies gilt vor allem, wenn sein Name in irgendeinen schuldhaften Zusammenhang mit den Verbrechen des Nationalsozialismus gebracht wird.
    Hinterfragung ist ein entscheidender Faktor, der Wissenschaft voranbringt, da er Bestehendes überprüft und zur Verifizierung oder Falsifizierung eigener Theorien zwingt. Dieser Effekt ist umso stärker, je besser begründbar die geäußerten Kritiken sind. Da Letzteres im Falle der Darwin-Kritiker kaum zum Tragen kommt, ist das Resultat in einer geringfügig stärkenden Wirkung des Evolutionsmodells zu sehen. Da die Kritik der Komplotteure und Synchronisten insgesamt auf gänzlich unzutreffenden Voraussetzungen aufbaut, kann durch die Entkräftung der insgesamt recht oberflächlichen Gegenargumente keine intensiver ausgeprägte Verifizierungswirkung erzielt werden. Eine Falsifizierung des gesamten Evolutionsansatzes, wie es die Anhänger beider Gegenbewegungen fordern, kommt in keiner Weise in Betracht. Dazu fehlt es an jeglicher naturwissenschaftlicher Evidenz. Insofern darf man das Endresultat voll und ganz im Sinne Darwins sehen, wenn auch in einer nur schwach ausgeprägten Stärkung seiner Theorie.
    Uneingeschränkt zugutehalten darf man den Kritikern, dass sie in einigen Punkten durchaus das Augenmerk auf Fragestellungen richten, auf die auch die Evolutionstheorie derzeit keine gesicherten Antworten zu geben weiß. Seien es Fragen nach einem absoluten Beginn, einer möglichen übergeordneten Steuerungsebene, der Regulierung von Genaktivitäten oder nach den entscheidenden
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