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Darling, ich bin deine Tante Mame! - Roman

Titel: Darling, ich bin deine Tante Mame! - Roman
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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krampfartiges Beben erfasste ihren Körper. Mr. Babcock war wie versteinert, so dass die Lobeshymne auf den mathematischen Fachbereich der Browning-Schule aus seinem Mund erstarb. Auch ich war erschüttert. Es wurde still im Raum, Tante Mames Schluchzen ausgenommen. Mr. Babcocks Gesichtsfarbe nahm eine geradezu menschliche Blässe an. Tastend fuhr er mit einem Finger hinter seinen welken Kragen. » Bitte, Miss Dennis « , stammelte er, » äh, bitte, äh, also wirklich, ich wollte, ich wollte auf keinen Fall… «
    Glückselig hob Tante Mame die Augen, die erstaunlich trocken waren, wie mir auffiel. » Oh, Mr. Babcock « , stieß sie hervor, » nie werde ich mir verzeihen, dass ich mich wie eine dumme, dickköpfige Gans aufgeführt habe. Sie müssen mich für blöd und halsstarrig halten. Wie kann ich das je wiedergutmachen? « Sie tupfte sich die Augen mit einem Spitzentaschentuch, und seltsamerweise musste ich an Pola Negri denken, die ich vor nicht allzu langer Zeit in einem Stummfilm gesehen hatte. » Wer bin ich denn schon? « , sagte sie, feinfühlig schniefend. » Eine einfache, alleinstehende Frau, die nichts von Kindererziehung versteht und die es sich herausnimmt, mit Ihnen, einem Vater und Verwalter von Patricks Vermögen, zu streiten. Sie müssen mich für hasserfüllt halten. « Einnehmend senkte sie ihr Haupt, und die Füße schwenkten einwärts.
    » Nun ja, Miss Dennis « , sagte Mr. Babcock aufmunternd. » Wenn Sie wirklich der Ansicht sind, auf der Dalton wäre der Junge besser aufgehoben… «
    Tante Mame hob matt ihr blasses Händchen. » Nein, nein, Mr. Babcock, ich war im Unrecht. Es ist raus, und ich bin froh, dass ich es gesagt habe. Ich war im Unrecht, und ich war töricht. Patrick soll auf die Schule gehen, die Sie vorschlagen. Beachten Sie mich einfach nicht weiter, auch wenn ich weiß, dass Sie mein unentschuldbares Verhalten am heutigen Abend niemals vergeben und vergessen werden. «
    Mit einem Mal wurde Mr. Babcock aufgeschlossen. » Nun ja, ich kenne mich mit Frauen aus. Eunice– das heißt Mrs. Babcock– und ich haben schließlich auch gelegentlich, äh, Meinungsverschiedenheiten. Das ist nur natürlich– Kampf der, äh, Geschlechter und so, hähä. «
    Tante Mame lächelte und bekam höchst attraktive Grübchen in den Wangen.
    » Selbstverständlich « , fuhr Mr. Babcock fort, » gibt es viele gute Schulen in New York– wobei eigentlich keine wirklich besser ist als die andere–, trotzdem würde ich Buckley vorschlagen. «
    » Kein Wort mehr, Mr. Babcock. Sie haben die richtige Wahl getroffen. Davon bin ich überzeugt. Die absolut richtige Wahl. Er wird auf die Buckley-Schule gehen und die Uniform mit Stolz tragen. «
    » Es ist nur eine Mütze, keine Uniform in dem Sinn « , stellte Mr. Babcock missbilligend klar. » Aber es ist eine prächtige, äh, Schule, einfach prächtig. Sprösslinge der allerbesten Familien… «
    » Ja « , seufzte Tante Mame, » gesellschaftliches Ansehen ist wirklich entscheidend. Und jetzt « , ergänzte sie affektiert, » müssen wir gehen. «
    » Dann stelle ich also einen Scheck auf die Buckley-Schule aus, und Sie gehen mit dem Jungen dorthin und melden ihn an. «
    » Großartig, so soll es sein « , sagte Tante Mame mit einem entwaffnenden Lächeln. » Komm, mein Junge, du sollst nicht zu spät ins Bett. « Sie rauschte zur Tür und drapierte Veras schwarzen Hut auf ihren künstlichen Zopf. » Gute Nacht, Mr. Babbitt… es war ein reizender Abend und sehr informativ! Komm, Patrick. «
    Die Wagentür wurde zugeschlagen, und Ito ließ mit einem Röhren den Motor an.
    » Willst du mich wirklich auf diese… diese Schule schicken, von der er gesprochen hat, Tante Mame? «
    » Keine Sorge, mein Schatz, keine Sorge. Tante Mame hat einen Plan. « Mit einem verzückten Seufzer zündete sie sich eine Melachrino an, während Ito den Wagen stur Richtung Connecticut lenkte.
    Gleich nach Labor Day ging Tante Mame mit mir zur Buckley-Schule und meldete mich an. Mr. Babcock hatte meine Schulzeugnisse der Schulleitung übergeben, und es hieß, alles sei in bester Ordnung. Tante Mame kaufte mir so eine blaue Mütze, an der sie selbst Gefallen fand, und schickte mich zu einem Intelligenztest in der Nähe des Washington Square. Als ich nach Hause kam, traf ich sie in ein Gespräch mit einem hübschen blonden Mann vertieft an.
    » Komm herein, mein Schatz « , trällerte sie, » ich möchte dir Ralph Devine vorstellen. Von nächster Woche an wirst du auf seine Schule
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