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Darkover 12 - Der verbotene Turm

Titel: Darkover 12 - Der verbotene Turm
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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das Einzige, was Callista brauchte, und das Einzige, was Ellemir ihr nicht geben konnte.
    Sie spürte Callistas zögernde gedankliche Berührung, die nach Trost suchte, und plötzlich ging ihr auf, dass es doch eine Möglichkeit gab, ihre eigene Erfahrung mit ihrer Zwillingsschwester zu teilen. Sie waren beide Telepathen. Ellemir hatte immer an ihrem eigenen Laran gezweifelt, aber unter dem Kireseth entdeckte auch sie ein neues Potenzial, ein Wachsen.
    Zuversichtlich ergriff sie Callistas Hände und ließ ihre Gedanken zurückwandern in ihr fünfzehntes Jahr, die Zeit von Dorians Schwangerschaft. Da waren ihre wachsende Freundschaft mit Dorians jungem Ehemann, die Übereinkunft der Schwestern, dass Ellemir in seinem Bett Dorians Platz einnahm. Ellemir hatte ein bisschen Angst gehabt, nicht vor dem Erlebnis selbst, sondern davor, dass Mikhail sie für unwissend und kindisch, zu jung, zu unerfahren als geeignete Stellvertreterin Dorians halten würde. Als er das erste Mal zu ihr kam – daran hatte Ellemir seit Jahren nicht mehr gedacht –, war sie gelähmt vor Furcht gewesen, beinahe so schlimm wie Callista jetzt. Würde er sie für unbeholfen, für hässlich halten?
    Und doch, wie leicht war es gewesen, wie einfach und angenehm, wie töricht war ihr ihr Bangen vorgekommen! Als Dorians Kind geboren und die Zeit zu Ende war, hatte sie es bedauert.
    Langsam bewegte sie sich in der Zeit vorwärts, verschmolz ihr Bewusstsein mit dem Callistas, teilte mit ihr das Wachsen ihrer Liebe zu Damon. Das erste Mal, als sie beim Mittsommerfest in Thendara miteinander getanzt hatten, war er ihr als ein Mann mittleren Alters vorgekommen, nur einer der Offiziere ihres Vaters, schweigsam, zurückhaltend, aus Höflichkeit gegen seine Cousine aufmerksam, aber nicht mehr. Erst als Callista von den Katzenwesen gefangen genommen wurde und sie in ihrer Angst nach ihm geschickt hatte, war ihr aufgegangen, dass Damon durchaus nicht nur ein freundlicher älterer Verwandter und der Freund ihres lange toten Bruders war. Und dann hatte sie entdeckt, was er ihr bedeutete. Wie sie es nie in Worten hätte tun können, teilte sie Callista die zunehmende Enttäuschung des Wartens, die Unzufriedenheit mit den Küssen und keuschen Umarmungen, die Ekstase ihres ersten Zusammenkommens mit. Wenn ich damals nur gewusst hätte, wie ich das mit dir hätte teilen können, Callie!
    Noch einmal erlebte Ellemir mit einer Mischung aus Freude und Befürchtungen die ersten Vermutungen, dass sie schwanger sei:
    Glück, Angst und Übelkeit, der Aufruhr in ihrem Körper, der sich in ein fremdes, feindliches Ding verwandelte, aber bei allem so viel Seligkeit! Wieder konnte sie nicht aufhören zu weinen, als der Tag kam, an dem die zarte Verbindung riss und Damons Tochter tot geboren wurde. Und dann, zögernder – bist du fähig, es zu akzeptieren? Nimmst du es übel? – fühlte sie noch einmal, wie ihr Andrews Not immer stärker bewusst wurde und sie ihn in ihr Bett einlud. Kurze Zeit hätte sie beinahe gefürchtet, das könne ihre Verbundenheit mit Damon schmälern, und dann hatte sie mit Entzücken festgestellt, dass es sie verstärkte. Denn weil es nun eine Sache der Wahl und nicht nur der Gewohnheit war, weil sie von Andrew mehr über sich und ihre eigenen Wünsche gelernt hatte, war ihre Beziehung zu Damon noch enger geworden.
    Du wolltest, dass ich es tue, Callista, aber ich habe mich doch im merzu gefragt, ob es vielleicht nur daran lag, dass du nicht wusstest, was es mir bedeutete.
    Callista setzte sich im Bett auf, legte ihre Arme um Ellemir und küsste sie, sie somit beruhigend. Ihre Augen waren groß vor Verwunderung. Ellemir staunte über ihre Schönheit. Sie wusste, Damon liebte auch Callista und teilte mit ihr etwas, das Ellemir nicht besaß. Aber das akzeptierte sie, ebenso wie Callista akzeptierte, dass Ellemir und nicht sie Andrew das erste Kind schenken würde. Unabhängig von Andrew kam sie zu dem gleichen Schluss wie er: Sie waren nicht zwei Paare, die hin und wieder, wie bei Figuren in einem komplizierten Tanz, die Partner tauschten. Sie waren etwas anderes, und jeder von ihnen hatte den Übrigen etwas Einzigartiges zu schenken.
    Ellemir erkannte, dass Callistas Furcht verschwunden war und dass sie darauf brannte, Teil dieses Neuen zu werden, das sie waren. Ohne den Blick zu heben, wusste Ellemir, dass Andrew und Damon eingetreten waren. Einen Augenblick lang überlegte sie, ob sie sich mit Damon zurückziehen und Andrew mit Callista allein lassen
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