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Darkover 11 - Das Zauberschwert

Titel: Darkover 11 - Das Zauberschwert
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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um eine Ecke des Felssimses fegte, wieder auf die Knie.
   Kriechend, um dem Wind weniger Körperoberfläche auszusetzen, wand er sich in die Kabine des Kartographierungsflugzeuges. Sie schwankte gefährlich in den heftigen Böen, und sofort gab er jeden Gedanken daran auf, hier Zuflucht zu suchen. Wenn der Sturm noch ein bißchen schlimmer wurde, stürzte das Ding mindestens tausend Fuß tief in das unsichtbare Tal. Ein Teil war dort schon beim Absturz verschwunden, dachte er. Doch da er selbst gegen alle Erwartungen immer noch lebte, wollte er sich vergewissern, ob es keine anderen Überlebenden gab.
   Stanforth war natürlich tot. Er mußte gleich beim Aufprall gestorben sein; niemand konnte mit einem solchen klaffenden Loch in der Stirn überleben. Andrew schloß die Augen vor dem grauenhaften Anblick; das gefrorene Gehirn des Mannes war über sein ganzes Gesicht verteilt. Die beiden Kartographen - einer hieß Mattingly, den Namen des anderen hatte er nie erfahren - lagen verkrümmt auf dem Fußboden. Vorsichtig kroch Andrew durch die gefährlich schaukelnde Kabine, um festzustellen, ob in einem von ihnen noch ein Lebensfunke glühte, aber die Leichen waren bereits kalt und starr.
   Von dem Piloten gab es keine Spur. Sicher war er mit der Nase des Flugzeugs in den schrecklichen Abgrund gestürzt.
   Also war er allein. Andrew manövrierte sich aus der Kabine, dann nahm er sich zusammen und betrat sie von neuem. Es waren Lebensmittel in dem Flugzeug - nicht viel, die Rationen für einen Tag, Lunchpakete, Mattinglys Schatz an Süßigkeiten und Bonbons, die er so großzügig ringsherum anzubieten pflegte und die sie alle lachend abgelehnt hatten. Notausrüstungen in einem gekennzeichneten Fach hinter der Tür. Andrew zerrte alles hinaus, und dann machte er sich, zitternd vor Grauen, daran, Mattinglys steif werdender Leiche den Mantel auszuziehen. Der Magen drehte sich ihm dabei um - einen Toten zu berauben! -, aber Mattinglys Mantel, ein voluminöser, teurer Pelz, war seinem Eigentümer nicht mehr von Nutzen und mochte für Andrew in der schrecklichen hereinbrechenden Nacht den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten.
   Als er sich das letzte Mal aus der Angst erregend schwankenden Kabine stahl, bebte er, und es war ihm übel. Aus seinem aufgerissenen Bein war die gnädige Taubheit verschwunden, und der Schmerz begann mit Klauen an ihm zu reißen. Vorsichtig drückte er sich an den Innenrand des Simses und stapelte seine kostbaren, mit Mühe beschafften Vorräte an der Felswand auf.
   Ihm schoß durch den Kopf, daß er einen letzten Vorstoß ins lnnere des Flugzeugs machen sollte. Mattingly und der namenlose andere Mann hatten Identifikationsplaketten vom Zivildienst des Terranischen Imperiums getragen. Falls er am Leben blieb, falls er jemals wieder den Raumhafen erreichte, würden sie als Beweis für ihren Tod dienen und von Bedeutung für ihre Verwandten sein. Müde schleppte er sich voran.
   Und da war es wieder, das Mädchen, der Geist, der Ghoul, der ihn hergebracht hatte. Bleich vor Entsetzen stellte sie sich ihm in den Weg. Ihr Mund verzerrte sich im Schrei.
   »Nein! Nein!«
   Unwillkürlich trat er zurück. Er wußte, sie war nicht da, er wußte, sie war nichts als Luft, aber er trat zurück, und sein gelähmter Fuß knickte unter ihm zusammen. Ein Windstoß traf ihn und schleuderte ihn gegen die Klippe. Das Mädchen war fort, war nirgendwo, doch bevor er sich wieder aufrappeln konnte, mischte sich in das Getöse des Sturms, das wie das Heulen einer verdammten Seele klang, ein donnernder Krach. Mit einem letzten Klappern und Klirren riß sich die Kabine des abgestürzten Flugzeugs von ihrem Ruheplatz los, verlor das Gleichgewicht, kippte, rutschte die Felsen hinunter und verschwand im Abgrund. Ein Brüllen war zu hören wie das einer Lawine, wie das Ende der Welt. Andrew klammerte sich keuchend an die Felswand. Seine Finger versuchten, mit dem Stein zu verschmelzen.
   Dann war es still bis auf das Sausen des Sturms und des Schneegestöbers. Andrew hüllte sich in Mattinglys Pelzmantel und wartete darauf, daß sein Herzschlag sich normalisierte.
   Wieder hatte ihn das Mädchen gerettet. Sie hatte ihn davor bewahrt, dies letzte Mal in die Kabine zu gehen.
   Unsinn , dachte er. Im Unterbewußtsein muß mir klar gewesen sein, daß das Ding gleich abstürzen würde .
   Er verschob den Gedanken auf später. Im Augenblick war er durch das Zweite in einer Reihe von Wundern
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