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Darkover 08 - Die Erben von Hammerfell

Darkover 08 - Die Erben von Hammerfell

Titel: Darkover 08 - Die Erben von Hammerfell
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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als er ist, aber er ist in voller Kraft, nicht älter als fünfundvierzig, und selbst wenn es nicht so wäre, kennst du doch das alte Sprichwort: Ein Gatte von vierzig wird vielleicht nicht Vater werden, ein Gatte von fünfzig aber bestimmt.« Höhnisch auflachend setzte er hinzu: »Traurig ist es nur für die junge Frau. Sie ist hübsch und gesund und verdient einen besseren Ehemann. Ich könnte in Versuchung geraten, hier einen Posten anzunehmen, um sie in den langen Winternächten zu trösten.«
    »Ich bezweifle, daß du viel Glück haben würdest«, erwiderte der erste. »Sie scheint mir ein anständiges Mädchen zu sein und den alten Kerl ehrlich zu mögen.«
    »Als Vater – das will ich gern glauben«, antwortete der zweite. »Aber als Mann?«
So wie dieses verliefen auch die anderen Gespräche. Erminie war eine sehr gute Telepathin, und da ihre Barrieren an die Gesellschaft derart vieler Menschen nicht gewöhnt waren, mußte sie dies alles mit anhören, ohne zu verraten, daß sie es gehört hatte. Sie brauchte ihre ganze Kraft, um ihre Entrüstung nicht zu zeigen – und das an ihrem Hochzeitstag! Der Zeitpunkt kam, zu dem die Frauen sie in das Brautgemach führen sollten – es waren zum größten Teil ihre Dienerinnen, denn keine ihrer Tanten und Cousinen hatte die lange Reise auf sich genommen. Erminie war den Tränen nahe und hatte nicht die geringste Lust zu dem üblichen Spiel, zu protestieren und sich zu wehren, als sie aus dem Raum geführt wurde, auch auf die Gefahr hin, beschuldigt zu werden, sie habe nicht die schickliche Keuschheit einer Braut gezeigt.
In dem Gemach war es kalt und zugig, obwohl es Mittsommer war. Erminie wurde mit dem durchscheinenden Nachtgewand, das traditionell für die Zeremonie des Zubettbringens war, bekleidet. (Nach altem Brauch sollte man sehen können, ob die Braut gesund und frei von verborgenen Entstellungen und Mängeln war.) Sie wartete, zitternd vor Kälte, und versuchte die Tränen zurückzuhalten – Rascard sollte doch nicht denken, sie gehe mit Widerwillen in die Ehe. So streng er wirkte, sie wußte sehr wohl, daß er eine sanfte Seite hatte, und sie war der Überzeugung, eine gute Partie zu machen, ganz gleich, was ihre Verwandten sagten. Es war schon etwas, Herzogin von Hammerfell zu sein. Früher oder später hätte sie sowieso heiraten müssen, und ihr war ein älterer Mann, bei dem sie sicher war, daß er wenigstens freundlich zu ihr sein würde, lieber als ein Fremder, so jung und schön er auch sein mochte. Schon viele Bräute waren in den Armen eines Mannes, den sie überhaupt nicht kannten, allein gelassen worden – sie war von Herzen froh, daß ihr dieses Schicksal erspart blieb.
Die Juwelen von Hammerfell lagen kalt und schwer um ihren Hals. Sie hätte sie gerne abgelegt, doch die Dienerinnen, die ihr die Kleider auszogen, ließen es nicht zu.
»Der Herzog würde glauben, Ihr verachtet seine Geschenke«, warnten sie sie. »Ihr müßt sie wenigstens heute nacht anbehalten.«
So ertrug sie das Gewicht und die Kälte der Steine, und sie fragte sich, wie lange es noch dauern würde. Man reichte ihr einen Becher Wein, den sie dankend nahm. Sie fühlte sich kraftlos, nachdem sie während der ganzen Zeremonie hatte stehen müssen, und das Herz tat ihr weh von all dem, was sie gehört hatte. Von dem Hochzeitsmahl hatte sie nicht viel essen können. Sie trank den Wein, und er erwärmte sie schnell. Sie spürte, daß etwas Farbe in ihre Wangen zurückkehrte. Als nun Herzog Rascard in das Gemach geführt wurde, angetan mit einem pelzbesetzten Nachtgewand (Erminie fragte sich, warum der Brauch nicht auch vom Bräutigam verlange, daß er sich zum Nutzen der Familie der Braut als frei von körperlichen Fehlern und Entstellungen zeige), sah er sie in dem hohen, mit Vorhängen versehenen Bett aufrecht sitzen, die Wangen rosig angehaucht, die Wohlgestalt ihres jungen Körpers von dem dünnen Gewand enthüllt, das aufgelöste Kupferhaar über die Brüste fließend. Noch nie hatte er ihr Haar offen gesehen, nur streng in Zöpfe geflochten. Es ließ sie so jung und unschuldig aussehen, daß ihm das Herz in der Brust weh tat.
Das dienende Volk entfernte sich mit vielen groben Witzen. Doch einen hielt der Herzog mit einer Handbewegung zurück.
»Geh in mein Ankleidezimmer, Ruyven, und bring mir den Korb, der dort steht«, sagte er, und als der Mann mit einem großen Korb auf den Armen zurückkehrte, befahl er: »Setz ihn dort ab. Ja, am Fußende des Bettes. Nun
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