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Darkover 05 - Zandrus Schmiede

Titel: Darkover 05 - Zandrus Schmiede
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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wach, wer er einst gewesen war, als er hier noch voller Unschuld und Vertrauen lebte. Aber bei jedem Atemzug stieg ihm jetzt auch der Gestank nach frisch vergossenem Blut in die Nase. Seine Schultermuskeln schmerzten vom Gewicht des Schwertes. Sein Mund formte die Namen derer, die für immer gegangen waren, von Männern, die er geliebt hatte, Männern, die in seinen Diensten ums Leben gekommen waren, sogar den des Hengstes Sonnenstern, alles wegen der Habgier und des Ehrgeizes des Mannes im Zimmer dort oben.
    Wie kann ich Nachsicht mit ihm üben, nach allem, was er getan hat?
    Wie kann ich meinem Volk ein gerechter und treuer König sein, wie ich es geschworen habe, wenn ich nicht Nachsicht mit ihm übe?
    Das Schloss öffnete sich unter seinen Händen. Auch während sie hier als Kinder gespielt hatten, war es nie verriegelt gewesen.
    Wässriges Tageslicht erfüllte das kleine kreisrunde Zimmer, sodass auf jedem Stein, jeder Rundung Holz und jedem Kissen ein grauer Film zu liegen schien. Die Fenster waren weit aufgerissen. Neben einem stand Rakhal, seine Züge nur in Umrissen erhellt, und hielt die pelzbesetzten Gewänder dicht an seinen Körper.
    Für einen Augenblick glaubte Carolin, in die Vergangenheit zu blicken, ein Gespenst zu sehen. Fort waren die aufgedunsene Gestalt, das lüsterne Schnauben, der Blick aus schmalen Augen. Als Rakhal sich bewegte und das Licht sich veränderte, kam er ihm nicht mehr jugendlich, sondern zusammengeschrumpft vor, als zehre ihn etwas innerlich auf.
    Zwei Männer waren ihm geblieben; sie standen schützend vor ihrem Herrn, mit blanken Schwertern. Carolin spürte einen dritten, hinter der offenen Tür.
    »Nun ist es also so weit«, sagte Rakhal. »Der Narr taucht auf, um Anspruch auf seinen Thron zu erheben.« Er schwang seine Arme, sodass die hängenden Ärmel seines Gewandes wie die Schwingen eines unförmigen Vogels flatterten. »Du bist dem Untergang geweiht! Der Tag des Feuers kommt, und du kannst es nicht verhindern!«
    Carolin gab seinen Männern ein Zeichen, darauf gefasst zu sein, Rakhals Verteidiger anzugreifen. Seine Finger schlossen sich um den Knauf seines Schwertes.
    »O ja«, fuhr Rakhal fort, »ich kenne deine Geheimnisse, weiß von dieser Cristoforos-Hexe, die du zum Weib genommen hast und die dir das Gift der Schwäche einflüsterte. Ich hätte deine Satansbraten in der Wiege erdrosseln sollen, aber dann hättest du zu früh davon erfahren. Die Burg war voller Spione. Überall Spione, die in den Winkeln raunten, in meinen Träumen flüsterten. Du hast sie alle gegen mich aufgehetzt, sogar die entzückende Maura, aber sie wollte mich nicht verlassen… Möge die Seuche sie holen, möge Zandrus Pest sie alle verderben!«
    Sein Gesicht verzerrte sich vor jähem Zorn. »Angriff!«
    »Halt!«, brüllte Carolin mit solcher Heftigkeit, dass Rakhals Männer zögerten. »Ihr könnt nicht mehr gewinnen. Ihr seid hier gefangen, und wir sind weit in der Überzahl. Die Stadt hat kapituliert. Ihr könnt nirgendwohin. Euer Tod würde keinen Sinn ergeben. Wollt Ihr nicht Eure Schwerter niederlegen und Euer Leben retten?«
    Aber was Rakhal angeht - kann ich es wagen, ihn am Leben zu lassen? Er wird niemals aufhören, Intrigen zu spinnen und mich zu hassen.
    Lyondri sehnte sich nach Macht, hatte aber nie Anstalten getroffen, nach dem Thron zu greifen. Doch Rakhal - nachdem er einmal König gewesen war, würde es ihm künftig nicht mehr schwer fallen, unzufriedene oder korrupte Gesellen um sich zu scharen, die bereit waren, ihm zu folgen. Der Preis der Barmherzigkeit konnte leicht darin bestehen, das ganze Königreich in Flammen zu setzen.
    Mit einem grässlichen Aufschrei deutete Rakhal auf Carolin. »Tötet ihn! Tötet sie alle!«
    Carolin stieß die Tür ganz auf und nagelte den dritten Mann an der Wand fest. Er presste sich gegen die Tür, sodass seine Leute eintreten konnten. Im nächsten Augenblick brachen wilde Kämpfe aus. Das Zimmer war ihnen schon klein vorgekommen, als sie noch Kinder waren; ein halbes Dutzend Erwachsene, die mit Schwertern aufeinander eindroschen, füllte es vollends. Als Carolin sich ins Getümmel stürzen wollte, fand er keine Lücke.
    Die Tür schlug gegen Carolins Schulter. Der Eingeklemmte versuchte sich zu befreien. Carolin warf sich so stark wie möglich dagegen, und ein dumpfer Aufschrei antwortete ihm. Zwei weitere seiner Männer schoben sich an ihm vorbei. Er stemmte sich gegen die Tür und schrie erneut, dass Rakhals Männer sich ergeben
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