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Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya

Titel: Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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einmal gefragt«, erwiderte Liane mit kläglichem Lachen. »Und damals wie heute lautet die Antwort nein. Viel lieber würde ich die Arbeit verrichten, für die ich ausgebildet wurde. Doch die Welt kümmert sich nun einmal nicht darum, was du und ich wollen.«
    »Vielleicht könntest du ja in einem der anderen Türme Arbeit finden.« Coryn verspürte ein immer heftiger werdendes Brennen in der rechten Seite, das ihn zum Stehenbleiben nötigte. Der Schutthaufen am gegenüberliegenden Flussufer schwelte noch immer.
    »Wie einfach es doch für euch Männer ist! Ich bin meiner Familie doppelt verpflichtet, als Frau und als Tochter von Storn.«
    Coryn hörte heraus, dass Liane sich mit den Umständen arrangiert hatte. Auch sie hatte sich in den vergangenen Jahren verändert. Zwar hatte sie noch Träume, doch die Gefangenschaft in Linn hatte sie ernüchtert.
    Sein Blick blieb an dem bläulichen Steinhaufen hängen, der einst ein prächtiger Turm gewesen war. In Gedanken sah er ihn vor sich, von innen heraus in blaues Feuer gehüllt. Vielleicht befahl eines Tages ein Hastur-Lord, ihn wieder aufzubauen, doch das dürfte noch eine ganze Generation dauern. In der Zwischenzeit büßte Darkover kostbares Laran ein, unwiederbringliches Wissen ging verloren. Frauen wie Liane und Demiana gaben sich mit Säuglingen statt mit Matrix-Kreisen ab. Die Menschen würden früher sterben, da es keine ausgebildeten Heiler und nicht mehr genug Arbeiter gab, die die Relais in Gang hielten und ausreichend Chemikalien zur Brandbekämpfung herstellten.
    Taniquel und er hatten denselben Traum - mehr als einen Traum. Für uns beide gibt es bestimmt eine Möglichkeit, unserem Leben wieder Sinn zu verleihen, hatte sie in ihrer letzten Nacht gesagt, als er sie im Arm hielt.
    Coryn wandte sich zu Liane um und sah die eigene Hoffnung auf ihrem Gesicht widergespiegelt. »Vielleicht gibt es doch noch einen anderen Weg… «
     
    Taniquel ritt über die schmale Landzunge und durch die Stadttore von Acosta und wurde wie eine Heldin empfangen. Trotz des Schneegestöbers säumten die Menschen die Straßen, als hätten sie der Rückkehr ihrer Königin schon seit Tagen entgegengefiebert. Männer und Frauen, Kinder und Halbwüchsige standen mit rot gefrorenen Wangen in der Kälte und jubelten ihr zu. Taniquel winkte lächelnd und fing den Strauß getrockneter Blumen auf, den ihr jemand zuwarf. Die Menge war nicht mehr zu bremsen.
    Hochrufe dröhnten in ihren Ohren. Ihre Kiefer schmerzten vom pausenlosen Lächeln. Als sie endlich im Burghof eintraf, war ihr Gesicht nass von Tränen.
    Das ist zu viel, dachte sie benommen. Warum richten die Leute ihre ganze Dankbarkeit und Hoffnung auf eine einzige Person, als hätte sie allein ihrem Leid ein Ende gesetzt?
    Für sie bin ich nicht irgendeine Person. Ich bin ihre Königin.
    Doch während jener seligen Zehntage in Neskaya war sie nichts anderes als eine liebende Frau gewesen. Was auch kommen mochte, die Erinnerung daran konnte ihr niemand mehr nehmen.
    Am Fuß der Treppe wurde sie schon von Gavriel, dem Coridom, Rafaels Offizieren und den höheren Bediensteten erwartet. Der Hauptmann von Hastur verbeugte sich ehrerbietig, doch Gavriel kniete mühsam vor Taniquel nieder. An seinen unbeholfenen Bewegungen und tränenden Augen merkte Taniquel, wie schwer ihm diese Geste fiel. Am liebsten wäre sie einfach an ihm vorbei in ihre Gemächer gerannt, hätte die Tür hinter sich zugeknallt und das Gesicht in ihrer alten Kinderdecke vergraben, doch sie lauschte reglos der Begrüßungsansprache des Alten.
    Dann beugte sie sich zu ihm hinunter, half ihm auf und raunte ihm dabei zu: »Lasst uns die Vergangenheit begraben, alter Freund. Ich will nicht, dass Deslucidos Schatten zwischen uns steht.«
    Gemessen schritt sie die Reihe ab und begrüßte nacheinander all die Getreuen, die ihren Stammsitz für sie zurückerobert und bewahrt hatten. Viele hatten seit der Rückkehr in ihre jeweiligen Heimatorte auf Taniquels Eintreffen gewartet.
    »Ihr alle könnt jederzeit samt euren Familien hier Zuflucht finden, falls das einmal nötig sein sollte«, versprach sie. »Acosta wird euch nie vergessen, dass ihr ihm in dieser schweren Zeit die Treue gehalten habt.«
    Ich schaffe nicht nur für Coryn ein Zuhause, sondern für alle anderen auch. Eine Königin zu sein, bedeutete auch, die Oberherrschaft über das eigene Königreich innezuhaben.
    In den folgenden Tagen hatte Taniquel reichlich Gelegenheit, ihr Versprechen einzulösen. Ein
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