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Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya

Titel: Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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mit deinem lächerlichen Gatten abmurksen oder wie ein Tier zu Tode hetzen sollen. Du hast geglaubt, du kannst es uns zeigen, kannst zurückschlagen - ein Rabbithorn, das sich für einen Drachen hält! Damals standen das Glück und der Lord von Hastur auf deiner Seite. Aber auch deinem Onkel wird es eines Tages noch schlecht ergehen. Gegen uns kommt er nicht an. Die Vision meines Bruders wird sich durchsetzen. König Damian…
    »König Damian ist tot!« fauchte Taniquel. »Bist du seinem herumirrenden Schatten hier in der Überwelt noch nicht begegnet?«
    »Du lügst, Höllenschlampe!«
    »Ich war dabei, als er gehängt wurde, und mit ihm sein Sohn, dieser missratene Wüstling.«
    Rumail stieß erneut einen Schwall entsetzlicher Unflätigkeiten aus, doch dann hielt er inne und warf mit irrem Lachen den Kopf zurück. »Ich verhänge diesen Fluch über dich - den Fluch Deslucidos - dass du und die Deinen von nun an keinen Frieden mehr finden sollen. Ich werde mich rächen… «
    »Dann räch dich gefälligst aus der Hölle!« schrie Taniquel. »Verschwinde, du Schatten eines Toten! Hinfort mit dir in Zandrus kalte Höllen, in welcher auch immer du deinen Platz finden wirst!«
    »Tot? Du glaubst also, ich sei tot?« Einen Augenblick lang sah Rumail eher verdutzt als zornig aus. »Ich werde dir zeigen, wie es ist zu sterben!«
    Mit ausgestreckten Händen kam er auf sie zu, als wollte er sie erwürgen. Als er dicht vor ihr stand, spürte sie seinen heißen Atem auf der Haut, roch seinen salzigen Schweiß. Sie hatte nicht gewusst, dass Tote so lebendig sein konnten.
    Er kann mir nichts anhaben, wiederholte sie stumm, doch die Worte erschienen ihr immer unglaubwürdiger. Im letzten Moment, bevor er sie packen konnte, riss sie sich los, wirbelte herum und rannte Hals über Kopf in die entgegengesetzte Richtung.
    »Lauf nur, du kleines Luder! Ich finde dich überall! Und wenn ich mit dir fertig bin, kümmere ich mich um deinen kostbaren Sohn!«
    Sein heiseres Gelächter verfolgte sie und wurde immer schriller, bis es nicht mehr menschlich klang.
    Taniquel lief und lief. Manchmal stolperte sie über die eigenen Füße, manchmal flog sie so mühelos dahin, dass sie nur noch die eigene Geschwindigkeit wahrnahm. Sie hatte jedes Zeitgefühl verloren. Der eigentliche Grund, weshalb sie rannte, geriet rasch außer Sichtweite und war schon fast vergessen. Sie rannte einfach, das war alles. Da es keine sichtbaren Anhaltspunkte gab, weder Himmel noch Boden ihre Farbe änderten, sah die Umgebung immer gleich aus. Ihr Feind war verschwunden, doch ob sie sich nun eine Meile oder hundert Meilen von ihm entfernt hatte, vermochte sie nicht zu sagen.
    Als sie merkte, dass sie auch die übrigen schattenhaften Gestalten aus den Augen verloren hatte, verlangsamte sie ihr Tempo.
    Mit einem Mal verspürte sie heftige Reue. Sie hatte Amalies wichtigsten Rat in den Wind geschlagen und damit das Wenige, was sie erreicht hatte, wieder zunichte gemacht. Sie blieb stehen und sah sich nach allen Seiten um. Doch in welche Richtung sie sich auch wandte, überall sah es gleichförmig grau aus. Sie war ihrem Ziel, Coryn zu finden, keinen Schritt näher gekommen, ja, sie hatte ihre Chancen sogar noch verschlechtert.
    Und doch… Amalie hatte gesagt, dass Entfernung in der Überwelt keine Rolle spielte. Allein die Liebe zählte.
    Taniquel drückte das geisterhafte Taschentuch innig an die Brust.
    Coryn… Coryn, wo immer du auch bist, hör mein Rufen! Antworte mir! Sie wusste nicht, ob sie laut gesprochen hatte. Die Worte hallten in ihren Gedanken wider, ließen ihren ganzen Körper vibrieren.
    Höre mich! Antworte mir!
    Nein, es funktionierte nicht. Offenbar konnte Coryn ihr nicht antworten, konnte nicht zu ihr kommen. Und dann hatte sie plötzlich eine Vision. Er stand hinter einer Wand aus blauen Flammen. Worte raunten in ihrem Kopf, vermischten sich mit seiner Stimme.
    … durch Feuer komme ich zu dir…
    Feuer! Ich muss dieses Feuer finden! Taniquel krampfte die Finger noch fester um das Tuch und konzentrierte ihre gesamte Willenskraft auf diesen einen Gedanken. Mit angestrengt zusammengekniffenen Augen suchte sie den Horizont nach einem Lichtschein ab. Zuerst sah sie nichts, doch dann spürte sie, dass sie einen bis dahin noch nie benutzten Muskel anspannte, dass imaginäre Hände etwas hielten - etwas sehr Großes, Festes - und es in ihre Richtung zogen.
    Aus dem Augenwinkel erspähte sie einen hellen Schein. Sie wandte sich um, befürchtete schon, er
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