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Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya

Titel: Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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die Stimmen gehörten den Soldaten ihrer Leibwache. Als sie aufstand, glitten die Papiere von ihrem Schoß. Coryn schlug die Augen auf.
    »Schon gut, Liebster. Ich gehe nur rasch nachsehen«, beruhigte sie ihn. Sie hielt inne, als er lächelte. Er lächelte nicht oft, und wenn doch, zeichneten sich tiefe Falten um seinen Mund ab. Taniquel befürchtete insgeheim, dass die Soldaten Nachricht aus Tramontana brachten. Dort war das Ausmaß der Verwüstung noch größer. Einige von Coryns besten Freunden, unter anderem ein Mann namens Aran, waren an Leib und Seele schwer verletzt worden. Bei Laran-Wunden kam es manchmal vor, dass auf eine anfängliche Besserung eine deutliche Verschlechterung des Zustandes erfolgte.
    »Nein«, sagte Coryn. »Sie soll heraufkommen.« Sie?
    Auf dem Korridor hörte man Schritte von schweren Stiefeln, begleitet von leichterem Schuhwerk. Kurz darauf klopfte es. Taniquel ging zur Tür und schob den Riegel zurück. Davor standen Estebans Neffe und ein weiterer Soldat aus Acosta sowie die kleine Raquella und eine Frau mit strahlend grünen Augen. Ihr hellblondes Haar war so zerzaust, als hätte sie eine lange, stürmische Reise hinter sich. Über der Jacke trug sie einen halb langen Umhang und einen geschlitzten Reitrock, alles aus dicker, weicher Chervine-Wolle gewebt. Das Tuch war tiefblau gefärbt und mit einer Borte aus gestickten Schneenocken eingefasst - genau die Art warmer, aber geschmackvoll gestalteter Kleidung, die Taniquel selbst in dieser Jahreszeit auf Reisen getragen hätte.
    »Verzeiht, Vai domna«, sagte die Frau ohne eine Spur von Ehrerbietung und schritt an ihr vorbei ins Zimmer. Nur der Saum ihres Umhangs streifte Taniquel. Die natürliche Anmut der Fremden erinnerte sie an Lady Caitlin.
    Dann kam Taniquel wieder zu sich. Für wen hielt diese Person sich eigentlich? Was fiel ihr ein, einfach so hereinzuplatzen? Sei sie nun Comynara oder eine Gemeine, so etwas gehörte sich einfach nicht! Taniquel warf Estebans Neffen einen empörten Blick zu und wollte gerade dazu ansetzen, die Fremde mit energischen Worten wieder vor die Tür zu setzen.
    Doch die grünäugige Frau war schon zu Coryn geeilt und hatte die Arme um ihn geschlungen. Über die Schulter der Besucherin hinweg erhaschte Taniquel einen Blick auf ihren Liebsten. Er hatte die Augen geschlossen, und in sein Gesicht war pure Freude geschrieben. Er erwiderte die stürmische Umarmung und wiegte sich mit der Besucherin sanft hin und her. Die Fremde murmelte etwas Unverständliches.
    Taniquel riss sich zusammen, entließ die Wachsoldaten und schlug der neugierigen Tochter des Hausherrn die Tür vor der Nase zu. Nun würde sich die Neuigkeit wie ein Lauffeuer in ganz Neskaya verbreiten, und sämtliche Wichtigtuer beiderlei Geschlechts würden wissen wollen, wer die rätselharte Fremde war.
    Vielleicht Coryns Schwester? Taniquel runzelte die Stirn. Von den Schwestern, die ihr Coryn beschrieben hatte, sah keine aus wie diese Frau. Vor allem nicht diejenige, die mit den Männern ihres Onkels davongegangen war, um sich der Schwesternschaft des Schwertes anzuschließen.
    »Ich hätte nie gedacht… «, murmelte Coryn.
    »Ich musste einfach herkommen«, erwiderte die Frau. Dann ließ sie ihn los und betrachtete ihn kritisch, wenn auch mit unverhohlener Zuneigung. »Es ist sogar bis zu uns nach Linn durchgedrungen, was sich hier ereignet hat.« Ihr Blick fiel auf Taniquels gerötete Wangen. »Ich glaube, du solltest uns einander vorstellen.«
    »Entschuldige. Tani - darf ich dich mit Liane, der Leronis aus dem Turm von Tramontana bekannt machen? Früher war sie meine Widersacherin, mittlerweile ist sie meine älteste Freundin.«
    Taniquel, der vor Erleichterung ganz schwindelig wurde, neigte den Kopf. Coryns folgende Worte verstand sie kaum, hörte nur, dass er sie zärtlich meine Liebste nannte. Doch Liane lächelte sie so strahlend und ohne jede Eifersucht an, dass Taniquel sie sofort ins Herz schloss.
    Wie sich herausstellte, handelte es sich bei Liane um Liane Storn. High Kinnally, ihre Heimat, war genau wie Coryns Heimat von Deslucido erobert worden, und ebenso wie Verdanta hatte High Kinnally nach Hasturs Sieg die Besatzer vertrieben. Die vergangenen Jahre hatte Liane als Geisel in Linn verbracht, ein Faustpfand für das Wohlverhalten ihrer Familie gegenüber den Eroberern. Nachdem sie die Kunde von König Damians Tod vernommen hatte, hatte sie ihre Haft für null und nichtig erklärt, und kaum hatte ein Trupp von Rafael Hasturs
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