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Darkover 01 - Landung auf Darkover

Darkover 01 - Landung auf Darkover

Titel: Darkover 01 - Landung auf Darkover
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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dasein, bereit auf ihre Fragen, bereit mit ihrem Rat.
    (Warum echote Camillas Stimme in seinem Geist? »Das beweist nur, daß ein Computer nicht Gott ist.«)
    »Ist nicht die Wahrheit eine Gestalt Gottes?« fragte er wild sich selbst und das Universum. Ihr sollt die Wahrheit kennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.
    (Oder euch versklaven? Kann eine Wahrheit eine andere verbergen?)
    Plötzlich kam ihm eine abscheuliche Vision in den Sinn, als seine Gedanken sich losrissen und in die Zukunft glitten, die bebend vor ihm lag. Eine Rasse, die man gelehrt hatte, wegen aller Antworten hierher zu gehen, in den Tempel der all die richtigen Antworten hatte. Eine Welt, in der keine Frage je offengelassen werden konnte, denn sie hatte alle Antworten, und was außerhalb davon lag, war unmöglich zu erforschen.
    Eine barbarische Welt mit einem als Gott angebeteten Computer.
    Als Gott. Als Gott. Als Gott.
    Und er schuf diesen Gott.
    Gott! Bin ich wahnsinnig?
    Und die Antwort kam, klar und kalt. Nein. Ich bin wahnsinnig gewesen, seit das Schiff abgestürzt ist, aber jetzt bin ich vernünftig. Moray hatte die ganze Zeit recht. Die Antwort einer anderen Welt sind nicht die Antworten, die wir hier gebrauchen können. Die Technik, die Wissenschaft sind nur eine Technik und eine Wissenschaft für die Erde, und wenn wir versuchen, sie hierher zu übertragen, werden wir diesen Planeten zerstören. Eines Tages, nicht so bald, wie ich wünschen möchte, aber rechtzeitig genug für sie selbst, werden sie eine im Boden verwurzelte eigene Technologie entwickeln, mit den Steinen, mit der Sonne, mit den Rohstoffen dieser Welt. Vielleicht wird sie sie zu den Sternen bringen, wenn sie gehen wollen. Vielleicht wird sie sie in die Zeit führen oder in die inneren Räume ihrer eigenen Herzen. Aber es wird ihre Sache sein, nicht meine. Ich bin kein Gott. Ich kann nicht eine Welt nach meinen eigenen Vorstellungen gestalten.
    Er hatte alle Vorräte des Schiffes von der Brücke in diese Kuppel gebracht. Jetzt drehte er sich ruhig um und begann zu tun, was getan werden mußte, während alte Worte von einer anderen Welt in seinem Verstand klangen:
     
    Endlos das Kreisen der Welt, endlos der Sonne Drehen,
    Endlos bis jetzt war die Suche: so soll es geschehen zurück
    an den Anfang, da will ich mich drehen, da find’ ich die
    Ruh’… und hier find’ ich die Ruh’, die ich suche.
    nochmal lesbar:
    Endlos das Kreisen der Welt, endlos der Sonne Drehen,
    Endlos bis jetzt war die Suche.
    Zurück an den Anfang, da will ich mich drehen,
    und hier find ich Ruh’, die ich suche.
     
    Mit festen Händen steckte er eine Harzkerze an und setzte wohlüberlegt die lange Zündschnur in Brand.
    Camilla und MacAran hörten die Explosion und rannten auf die Kuppel zu, gerade noch rechtzeitig, um sie himmelwärts in einem Trümmerregen und auflodernden Flammen aufsteigen zu sehen.
     
    Als er an dem Vorhängeschloß herumhantierte, begann Harry Leicester zu merken, daß er nicht hinauskommen würde. Diesmal würde er es nicht schaffen. Von dem Schlag und der Erschütterung taumelnd, aber kalt, froh, bei Verstand, sah er die Zerstörung an. Ich habe euch einen sauberen Anfang gegeben, dachte er verwirrt, vielleicht bin ich doch Gott, derjenige, der Adam und Eva aus dem Paradies vertrieben und aufhörte, ihnen alle Antworten zu sagen, um sie ihren eigenen Weg finden und wachsen zu lassen… keine Lebensadern, keine bequemen Polster… Sollten sie ihren eigenen Weg finden, leben oder sterben…
    Er merkte kaum, daß sie die Tür gewaltsam öffneten und ihn behutsam aufnahmen, aber er spürte Camillas sanfte Berührung an seinem sterbenden Verstand und öffnete die Augen für den blauen, mitfühlenden Blick.
    Er flüsterte verwirrt: »Ich bin ein sehr dummer, törichter alter Mann… « Ihre Tränen fielen auf sein Gesicht. »Versuche nicht zu reden. Ich weiß, weshalb du es getan hast. Wir begannen es gemeinsam zu tun, das letzte Mal, und dann… o Captain, Captain… «
    Er schloß die Augen. »Captain wovon?« flüsterte er, und dann, mit seinem letzten Atem, fuhr er fort: »Man kann einen Captain nicht in den Ruhestand versetzen. Man muß ihn erschießen… und ich habe ihn erschossen… «
    Und dann ging die rote Sonne aus, für immer, und flammte auf zu strahlenden Lichtgalaxien.

Epilog
    Sogar die Stützen des Sternenschiffes waren verschwunden, fortgetragen zu den gehorteten Metallvorräten; der Bergbau würde auf dieser Welt immer mühsam und Metalle viele,
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