Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dark Village - Das Böse vergisst nie

Dark Village - Das Böse vergisst nie

Titel: Dark Village - Das Böse vergisst nie
Autoren: Kjetil Johnsen
Vom Netzwerk:
lachten. Aber die Mädchen nicht. Dafür kannten sie Vilde zu gut.
    Vilde blieb stehen. Sie sagte nichts. Ihre Unterlippe zitterte. Sie war kurz davor zu explodieren.
    Nora warf einen Blick über die Schulter. Sie sah ihrer Freundin in die Augen und schüttelte beinahe unmerklich den Kopf. Nicht. Setz dich. Bitte.
    Vilde schluckte hart. Langsam öffnete sie ihre geballten Fäuste. Sie sah sich um.
    Ihr Blick war finster und wütend. Warum unternehmt ihr nichts? Sie griff nach ihrem Stuhl.
    Viksveen hatte sich abgewandt, die Handflächen gegen die Schläfen gepresst. Sie räusperte sich, zog die Karte, die über der Tafel hing, nach unten und fuhr mit dem Unterricht fort.
    „Zwei Mal haben wir gegen Europa gestimmt. Und wenn es heute eine neue Volksabstimmung gäbe, würden wir wieder dagegenstimmen. Warum? Hat jemand eine Ahnung?“
    Sie drehte sich erneut der Klasse zu und lächelte breit, dann schob sie den BH-Träger hoch. „Wofür hättet ihr gestimmt?“
    Sechs Jungs hoben die Hand. Synnøve Viksveen lachte. Lange betrachtete sie die sechs, als müsste sie eine schwere Entscheidung treffen. Dann lachte sie noch einmal und sagte: „Trym. Was meinst du?“
    „Wie bitte?“, fragte Trym. „Ja, also …“
    In der Pause ging Nora auf die Toilette und weinte.
    Benedicte, Trine und Vilde standen vor der Tür und versuchten der Reihe nach, mit ihr zu reden, aber Nora wollte mit niemandem sprechen.
    Sie fragte sich, wie schlimm die Sache mit dem Gedicht eigentlich war. Vielleicht war es gar nicht wichtig. Sie wusste es nicht. So was war noch nie passiert, jedenfalls ihr nicht. Sie war Nora Mittelmaß. Ihr passierten solche Sachen nicht.
    Vilde harrte am längsten vor der Klotür aus. „Wir kriegen die Viksveen dran“, sagte sie immer wieder mit einer fast erschreckenden Intensität. „Wir kriegen sie dran.“

5
    „Trine! Verdammt noch mal! Du sollst doch die hintere Reihe  zusammenhalten. Da sind andauernd Löcher!“
    „Ich schreie ja schon wie verrückt!“
    „Dann musst du eben lauter schreien!“
    „Mann!“ Wütend drehte sich Trine zur Seitenlinie. „Mach dich locker!“
    „Du bist Kapitän!“ Die Hände des Trainers schossen wild ges tikulierend in die Höhe. „Kapitän, klar!? Du bist Mittelfeldver teidiger und Mannschaftskapitän!“
    „Wir trainieren doch bloß“, sagte eines der Mädchen auf dem Platz. „Das ist ja kein Match.“
    „Echt jetzt!“, sagte eine andere.
    Und eine dritte fragte: „Sind wir fertig? Es ist schon halb. Wollten wir nicht um halb aufhören?“
    Der Trainer rammte die Hände in die Taschen seiner Trai ningsjacke, drehte sich um und trat gegen den nächstbesten Ball. „Ahhhh!“
    Die Mädchen guckten sich an und lachten. Der Linienrichter grinste.
    Trainer Jensen war zu aufbrausend und cholerisch, um allzu ernst genommen zu werden. Er trainierte die Mannschaft seit fast acht Jahren, und alle wussten, dass ein Hund, der laut bellt, selten beißt.
    Außerdem war ihnen klar, dass Jensen nicht wirklich Durch blick in Sachen Fußball hatte, aber das war egal. Sollte er doch weitermachen. Die Leute standen nicht unbedingt Schlange, um Mädchen zu trainieren.
    Außerdem war Trine in der Mannschaft. Dank ihrer Spiel- und Motivationskünste hatten sie einen guten Stand in der Liga. In den letzten vier Jahren waren sie unter den Top drei gewesen.
    „Dann hört eben auf!“, rief Trainer Jensen. „Aber keine ver lässt den Platz, ohne zu dehnen!“
    Vilde, Nora und Benedicte hatten ein paar Minuten schwei gend zugesehen.
    „Und bei so was macht sie freiwillig mit“, stöhnte Vilde.
    Benedicte schaute zum Nachbarplatz, wo die Juniorenmann schaft der Herren trainierte.
    Die Anlage war groß, sie bestand aus einem Kunstrasenplatz und vier Sandplätzen, alle in voller Wettkampfgröße. Wenigs tens in puncto Sport hatte Dypdal etwas vorzuzeigen. Anfang der Neunzigerjahre hatte ein cleveres Ratsmitglied kapiert, dass ein kleiner Ort wie Dypdal sich in irgendeinem Bereich profi lieren musste, wenn man nicht riskieren wollte, dass die Leute wegzogen und das Städtchen innerhalb von zwanzig oder drei ßig Jahren verwaiste.
    Sport war die Lösung gewesen. Das verstand sich irgendwie von selbst. Denn im Winter lag in Dypdal viel Schnee, und die Bedingungen für Abfahrts- wie für Langlaufski waren hervor ragend. Dazu wurde eine tolle Anlage für Leichtathletik und Hallensport gebaut.
    Fußball, Handball, Reiten, Eishockey und Eiskunstlauf – in Dypdal gab es die modernsten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher