Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dark Room

Dark Room

Titel: Dark Room
Autoren: Sophie Andresky
Vom Netzwerk:
Schrei. Sie öffnete die Augen erst, als der Mann sich zurückgezogen hatte, und lächelte den Goten an. Sie zeigte auf seinen Finger, der noch zwischen ihren Schamlippen lag, und formte mit einer Hand das Alles-super-Zeichen. Thank u 4 fucking @ Grinsekatze. Sie japste erschöpft.
    Nicht dass sie nicht auch außerhalb des Labyrinths Sex hatte. Manchmal gabelte sie Studenten in einer Kneipe auf und trieb es mit ihnen auf der Toilette, und ab und zu beglückte sie einen ihrer Kunden in der Massagepraxis mit einem Happy End oder ließ sich zwischen den Beinen anfassen, während sie neben der Liege stand, aber sich so richtig fallen lassen konnte sie am besten hier im Labyrinth.
    Sie rutschte vom Schoß des Goten, der schon darauf wartete, sich von einem jungen Schwarzen einen blasen zu lassen, und sah sich, jetzt gelassener, im Truck um.
    Die Grinsekatze hatte ein Händchen für Inszenierungen. Es gab überall Sex-Accessoires jeder Art. Peitschen, Dildos, Handschellen, Masken, Klitorisvibratoren. Von der Decke hingen Gefäße aus Plexiglas, aus denen man Gleitgel zapfen konnte, und drum herum kleinere Kugeln mit Kondomen. Der Truck war innen verspiegelt, sodass man, egal, wo man hinsah, immer fickende Schwänze oder feuchte Mösen entdeckte. Die Security kellnerte auch gleichzeitig, statt harten Alkohols wurde vorwiegend Champagner getrunken, den die Satyrn in Strömen ausschenkten.
    Nachdem Fiona wieder bei Hypnotica und Renfield angekommen war, sich mit ihnen auf einem weichen Ledersofa vergnügt und zwischen den beiden gelegen hatte, sodass Renfield sie von hinten fickte und Hypnotica von vorn fingerte, war ihr etwas schwindlig geworden, und sie hatte beschlossen, eine Weile draußen weiterzuspielen, wo es erheblich kühler war. Irgendjemand streckte ihr eine Hand mit einer weißen ovalen Tablette entgegen, und Fiona spülte sie mit einem Glas Champagner hinunter und hoffte, dass es die vom letzten Mal war, die Gedanken völlig ausschaltete und dafür alle sinnlichen Eindrücke ins Extreme verschärfte. Sie wusste nicht, wie das Zeug hieß, aber es war die optimale Fickdroge.
    Obwohl die Labyrinth-Events wahrscheinlich oft illegal waren – Fiona erinnerte sich an eine Party in einem Schwimmbad und an eine andere in einem abrissreifen Parkhaus, für beides hatte es wohl kaum eine Genehmigung gegeben –, war bisher immer alles gut gegangen. Die Grinsekatze sorgte mit zahlreichen Sicherheitsmaßnahmen dafür, dass nichts aus dem Ruder lief, die Anonymität gewahrt blieb und ihre Kunden unbeschwert feiern und vögeln konnten.
    Und heute dann plötzlich diese Razzia.
    Fiona hatte gerade draußen neben einem der schulterhohen Reifen des Trucks gestanden, einen Joint geraucht und sich von einem jungen Vietnamesen, der sich Dschingis nannte, lecken lassen, als es losging. Sie sah die Autos, obwohl kein Blaulicht eingeschaltet war, weil sie schon eine Weile draußen stand und ihre Augen bereits an die Dunkelheit gewöhnt waren. Sie hatte keine Sekunde gezögert, die glimmende Tüte weggeworfen, sich Dschingis’ Slip gegriffen, der neben ihr lag, und war ohne weiteren Kommentar losgespurtet.
    Portemonnaies und Papiere waren im Labyrinth ohnehin verboten, nirgendwo durften echte Namen erscheinen, aber sie wünschte, während sie die Straße entlangrannte, sie hätte ihre kleine goldene Tasche mit den losen Geldscheinen mitgenommen, dann hätte sie jetzt ein Taxi anhalten können. Wobei in dieser müden Gegend wahrscheinlich eh keines vorbeigekommen wäre.
    Sie atmete tief und gleichmäßig und schätzte, wie lange sie laufen musste, bis sie an ihrem Auto war und nach Hause fahren konnte, und ob sie es schaffen würde, bevor die Pillen anschlugen und aus dem leisen Prickeln einer Brausetablette, das sie schon im Schädel fühlte, ein Feuerwerk machten. Oder eine Lawine. Oder ein kakophonisch spielendes Orchester. Sie wusste nie, was passieren würde, aber sie hoffte, sie würde erst dann die Kontrolle verlieren, wenn sie zu Hause war.
    Das Wohngebiet lag völlig ausgestorben da. Nicht mal ein Hund bellte irgendwo. Sie hörte genau hin. In Filmen bellte doch immer irgendwo ein Hund, wenn man eine nächtliche Straßenszene sah. Aber da war nur das Geräusch ihrer Stiefel auf dem Asphalt. Links. Rechts. Links. Rechts. Vielleicht lag es daran, dass sie in diesem Moment so genau auf ihre eigenen Laufschritte achtete, dass sie ihren Verfolger überhaupt bemerkte.
    Sie war vom Truck aus schon eine Weile gerannt und hatte gehört,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher