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Dark one 06 - Ein Vampir kommt selten allein-neu-ok-08.12.11

Dark one 06 - Ein Vampir kommt selten allein-neu-ok-08.12.11

Titel: Dark one 06 - Ein Vampir kommt selten allein-neu-ok-08.12.11
Autoren: Katie MacAlister
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widerstrebend los, nahm Frederics Pistole,
setzte ihre Kapuze auf und stellte sich ans Kopfende von Kristoffs steinerner
Liege, während Mikael ans Fußende ging. Sie begannen, leise einen Sprechgesang
zu intonieren, in den Frederic einstimmte, nachdem er ein gefährlich
aussehendes Messer aus seinem Stiefel gezogen hatte.
    Magda riss entsetzt die Augen auf, als die Klinge in dem
Licht aufblitzte, das von mir ausging. „Pia?“
    „Schon gut. Sei ganz ruhig. Dir wird nichts geschehen.“ Ich
sah Kristoff an. Er lag stumm und regungslos da, als wäre er schon tot. Die
langen Schlitze in seiner Kleidung bewiesen, dass Frederie sich nicht scheute,
von dem Messer Gebrauch zu machen, das er lässig in der Hand hielt. Ich
schluckte den Kloß hinunter, der mir im Hals saß, und kämpfte gegen die
Übelkeit an, die mich angesichts von Frederics Brutalität überkam. Kristoff sah
mir in die Augen, und dieser Moment kam mir vor wie eine halbe Ewigkeit.
    Sein Blick war weder flehend, noch lag Verachtung in ihm.
Vielmehr betrachtete er mich mit neugierigem Interesse - als studiere er ein
Insekt unter dem Mikroskop.
    „Hast du noch etwas zu sagen?“, fragte ich ihn, ohne
irgendeine Regung zu zeigen.
    Er zog kaum merklich die Augenbrauen hoch, und ich sah, wie
sich sein Adamsapfel bewegte. „Nein“, sagte er schließlich.
    Ich nickte und trat vor, wobei ich den Dolch nicht aus den
Augen ließ, den Frederic in der Hand hielt.
    Als der Sprechgesang lauter wurde, entstand wenige Meter
neben mir plötzlich eine Art Mini-Wirbelsturm. Grashalme und Blätter fegten
durch die Luft, und der aufgewirbelte Staub verdichtete sich, bis ein dunstiges
Oval von der Größe eines Pkw entstand.
    „Ostri“, sagte Frederic, und ein Lächeln huschte über sein
Gesicht, als er sah, wie ich das Spektakel verblüfft beobachtete. „Das ist ...
der Himmel?“, fragte ich.
    „Es ist das Eingangstor von Ostri, zu dem du die Geister
führen wirst, die sich Hilfe suchend an dich gewendet haben -aber erst, wenn du
die Reinigung vollzogen hast.“
    Der Stein, der an meinem Handgelenk baumelte, hatte sich
wieder in eine Laterne verwandelt, die in dem gleichen Licht erstrahlte wie
mein Körper und immer heller wurde.
    „Ist es das?“, fragte hinter mir jemand atemlos. Ich drehte
mich um und sah, wie sich winzige Lichtflitter in der Luft sammelten und die
schimmernde Wolke alsbald Martas Gestalt annahm. „Ist das Ostri?“
    „Jawohl. Wo sind die anderen?“
    „Sie kommen gleich. Das ist wunderschön“, sagte sie von
Ehrfurcht ergriffen und betrachtete staunend das dunstige Tor.
    „In der Tat.“ Ich musste unwillkürlich lächeln, als die
anderen Geister einer nach dem anderen wieder auftauchten und mit strahlenden
Gesichtern dem Ort ihrer Bestimmung entgegenblickten. „Ich will, dass sie alle
sofort hineingehen. Aber vorher möchte ich mich noch bei Ihnen für alles
bedanken, was Sie für mich getan haben. Egal, was alles passiert ist oder noch
passieren wird - ich freue mich wirklich sehr, dass Sie nun endlich
weiterziehen können.“
    Dagrun schnalzte mit der Zunge und marschierte an den
anderen Geistern, an Frederic, Kristoff und Alec vorbei, der immer noch
regungslos auf dem Boden lag. „Ich warte nicht, bis die Abschiedsreden gehalten
sind. Leben Sie wohl und so weiter!“ Sie trat entschlossen in den wogenden
Nebel und verschwand.
    „Gehen Sie! Und machen Sie schnell!“, sagte ich zu den
glückselig lächelnden Geistern, und als sie, sich hastig verabschiedend, in dem
Portal verschwanden, drehte ich mich wieder um.
    Ich hatte noch etwas zu erledigen; eine furchtbare Aufgabe
lag vor mir.
    „Jetzt macht schon!“, rief Denise und zerrte Magda erneut
ein paar Schritte vorwärts.
    „In tua luce videmus lucem“, sagte Frederic und
zeigte auf Kristoff. „Jetzt ist es an der Zeit, Zorya, Tochter des Mondes. Lass
unsere Macht zum Einsatz kommen! Schütte das Licht der Mondgöttinmutter aus,
das dich durchströmt, um die Abscheulichkeit zu reinigen, die hier vor uns
liegt. Sühne das begangene Unrecht!“
    Der Sprechgesang hob an, und ich wurde von einem
euphorischen Gefühl der Leichtigkeit erfüllt. Das Licht wurde immer intensiver
und umgab mich mit einer Korona der Macht, die kaum noch zu bändigen war und
sich in alle Richtungen auszuweiten drohte.
    Als ich Kristoff ansah, kreuzten sich unsere Blicke, und
einen kurzen Augenblick war ich mir absolut sicher, dass ich seinem Leiden ein
Ende machen konnte. Es wäre menschlich. Und es ginge
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