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Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Titel: Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)
Autoren: Tabita Lee Spencer
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unseren Augen eine seltsame Verwandlung durchliefen. Sie wichen von uns zurück, und je weiter sie sich entfernten, desto heller wurden sie, durchscheinend, als würden sie das Mondlicht spiegeln.
    »Sie kehren zurück, um wieder Schutzengel zu werden«, flüsterte Felicia neben mir. »Seht hin, die Welt hat ihre Schutzengel wieder.«
    Die Nacht ließ sie rein werden, rein und unschuldig und einer nach dem anderen trieb von uns weg, während der Nachtwind ihre schwarzen Federn über dem Brachland davonwehen ließ.
    Die Wölfe haben sich zurückgezogen, sie lagern in kleinen Gruppen über die Ebene verstreut. Ich lehne mich mit dem Rücken an den Ford Bronco, neben mir Indie und Mum. Indie lässt den kleinen Engel an seiner Kette um ihren Zeigefinger kreisen. Noch immer glüht er sanft, sein Gesicht ist missmutig verzogen. Ab und zu scheint er sich von selbst zu bewegen, als würde Sam, in seinem Inneren, mit aller Macht versuchen, sein Gefängnis zu sprengen.
    »Vergiss es, Daddy«, sagt Indie und lässt den Engel über unseren Köpfen baumeln, »das ist echte koreanische Wertarbeit. Diese Dinger kriegt man nicht kaputt, da kann man sich auch noch so anstrengen. Die sind für die Ewigkeit gemacht.«
    Kurz glüht der Engel zornig auf, dann nimmt er eine gedämpfte rötliche Farbe an, kein Versprechen, dass er sich ruhig hält, und doch eine vorläufige Kapitulation.
    »So geht man nicht mit seinem Vater um«, sagt Mum streng, »steck ihn weg, so wie sich’s gehört.«
    Indie grinst und lässt den Engel in der Tasche ihrer Lederjacke verschwinden.
    Als ich zu den Wölfen hinüberblicke, sehe ich, dass sich einer von ihnen löst. Es ist der schwarze Wolf, der Wolf, der während des Kampfes immer bei mir war. Mum und Indie nicken mir zu, ich stoße mich vom Bronco ab und gehe ihm entgegen. Wir treffen uns zwischen den Wacholderbüschen, das trockene Gras unter unseren Füßen riecht nach Sommer, nach langen vertrauten Nächten im Wald hinter der Gärtnerei. Es riecht nach Kiefernwald und der Minze in Grannys Kräutergarten. Langsam streiche ich mit meiner Hand über seinen Kopf und noch während dieser flüchtigen Berührung verwandelt er sich vor mir.
    »Ich dachte, du hast das Erbe nicht.«
    Das Lächeln auf Mileys Gesicht vertieft sich. Mit den Fingern zeichne ich den Bogen seiner Augenbrauen nach, den Schwung seiner Lippen.
    »Das habe ich nie behauptet.«
    »Nanosh hatte das Erbe. Mihali nicht.«
    »Nein«, verbessert mich Miley und lässt seine Hände über meine Unterarme wandern, »bei Nanosh war es sofort klar, dass er das Erbe hatte. Mihali dagegen …«
    »Ja?«
    »Mihali brauchte erst einen Grund zum Kämpfen.«
    Wir sehen uns tief in die Augen. Seine erkenne ich kaum wieder, dunkel sind sie immer noch, doch in ihnen glimmen goldene Sprenkel.
    »Wo bist du solange gewesen?« flüstere ich.
    »Wir mussten den Rest des Rudels holen«, sagt Miley leise und küsst meine Stirn, »Chakal hat in der Nacht unseres letzten Treffens den Entschluss gefasst, den Vertrag nicht zu brechen.«
    »Du konntest ihn doch überzeugen.«
    Miley zuckt mit den Schultern, als wäre es völlig klar gewesen, dass sich die Wölfe für uns entscheiden.
    »Auch Chakals Herz ist nicht aus Stein. Auch wenn es so aussieht. Außerdem hatte ich versprochen zurückzukommen. Hast du das vergessen?«
    »Ich hab dir nicht geglaubt«, sage ich.
    Miley erwidert nichts darauf, zieht mich an sich und ich lege meine Wange an seine Wange, so anders fühlt er sich an und gleichzeitig vertraut, schmerzlich vertraut. Über seine Schulter sehe ich jemanden auf uns zukommen. An seinem Gang erkenne ich, dass es Dusk ist. Als er sieht, dass Miley bei mir ist, bleibt er stehen, ein paar Atemzüge lang lassen wir die Bilder der vergangenen Wochen durch unsere Gedanken laufen, unsere einzige gemeinsame Nacht, heimlich, verstohlen. Die Fahrt zum Morrison Motel, seine Hände auf meinem Körper, die rauen Küsse und die Kraft, die in seinen Umarmungen lag.
    Er nickt mir zu, dann dreht er ab, läuft los, in gleichmäßigem Tempo in die Ebene hinein. Erst aufrecht, dann verwandelt er sich mit einer fließenden Bewegung, sein muskulöser Wolfskörper streckt sich im Galopp. Weiter und immer weiter entfernt.

46
    Indie

    W ie oft im letzten Jahr hatte ich ihn verloren, wie oft hat er mich verlassen? Sehen zu müssen, wie ihn Sam zu Boden schleudert, und nicht zu wissen, ob er lebt oder stirbt oder bereits tot ist, war die Hölle. Wieso stehe ich jetzt so linkisch vor
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