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Dante Valentine 03 - Feuertaufe

Dante Valentine 03 - Feuertaufe

Titel: Dante Valentine 03 - Feuertaufe
Autoren: Lilith Saintcrow
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und es mit dem Fürsten der Hölle aufnehmen wollte.
    Wem wollte ich eigentlich etwas vormachen? Ich wusste doch längst, was ich tun würde.
    Das Problem war nur, wie ich uns beide, Japhrimel und mich, davon überzeugen konnte.

Auszug aus: „Das Angesicht des Todes“
    Lehrbuch der Akademie für psionische Künste, Hegemonie, Fachspezifische Studien
    Von Fallon Hoffman Sirius Verlag, Paradisse
    Im klassischen Altertum war der Seelengeleiter einfach irgendein Gott, der mit dem Tod oder den Toten in Verbindung stand. Mit dem Beginn des Großen Erwachens wurde der Begriff enger gefasst, und dies wiederholte sich, als das Parapsychogesetz ratifiziert wurde. Insofern ist die Vorstellung von einem Seelengeleiter – der nun als jener Gott oder jenes Wesen definiert wird, den oder das ein Nekromant während der Wiederauferstehungsphase des Zulassungsverfahrens sieht – ein althergebrachtes Konzept.
    Nekromanten nehmen aufgrund des Zulassungsverfahrens eine Sonderstellung unter den Psionen ein. Das Verfahren, das sich schamanischer Techniken aus den dunklen Zeiten vor dem Großen Erwachen bedient, ist nichts anderes als ein spezifischer Initiationsritus, ein begleitetes Sterben und eine Wiedergeburt, auf die jeder Nekromant über einen Zeitraum von fünfzehn Jahren hinweg mit theoretischem und praktischem Unterricht in anderen magischen und psionischen Techniken sorgfältig vorbereitet wird. Nicht praktizierende oder nicht zugelassene Nekromanten gibt es nicht. Die besondere Begabung eines Nekromanten erfordert kontinuierliches Training, andernfalls würde der Tod den Ungeübten verschlingen. In den Zeiten vor dem Großen Erwachen endeten jene, die mit dieser äußerst unzuverlässigen Gabe ausgestattet waren, in der Regel in Heimen für Geisteskranke oder im Gefängnis, weil sie lauthals von Dingen sprachen, die kein normaler Mensch sehen konnte.
    Während des Großen Erwachens wurde es immer gefährlicher, wenngleich auch üblicher, über die Grenze zu gleiten in etwas, das jedes EKG als „blaues Geflecht“ klassifiziert, jenes einzigartige Gehirnwellenmuster, das typischerweise auftritt, wenn ein Nekromant seine Begabung einsetzt und einen Durchgang erschafft, durch den man einen Geist zur Beantwortung von Fragen herüberziehen kann. So mancher heranwachsende Nekromant erlag dem Sog und dem Reiz des Todes, und das Herz blieb ihm stehen. Ohne die Vorbereitung durch Unterricht, Meditationstraining oder Rückruftechniken standen Nekromanten dem Tod genauso ungeschützt gegenüber wie normale Menschen – wenn nicht sogar ungeschützter.
    Auf die Lösung – den psychologischen Mechanismus, dem Tod ein Gesicht zu geben – stieß man in den Frühzeiten des Großen Erwachens. Leider ist nicht überliefert, wer die tapfere Seele war, die als Erste die Verbindung zwischen Seelengeleiter und einer gesteuerten Reise ins Reich des Todes herstellte, statt auf die weniger verlässlichen Techniken des Entblößens der Seele oder die Ladung/Entladung-Methode zurückzugreifen. Wer immer diese Nekromantin gewesen sein mag (denn Nekromanten sind, wie Sedayeen auch, in der Regel weiblich), sie verdient es jedenfalls genau wie Adrien Ferrimen, heiliggesprochen zu werden.
    Es gibt einen trügerisch einfachen Grund dafür, dass der Seelengeleiter so wichtig ist. Der Tod steht für die älteste und größte Angst des Menschen. Indem man einen Schutzschirm aus Vernunft zwischen den beschränkten menschlichen Geist und das kosmische Gesetz der Endlichkeit setzt, lässt der Verteidigungsmechanismus, bestehend aus einem Gesicht und einer Persönlichkeit, das Unmenschliche erträglich und sogar menschlich werden. Der Seelengeleiter ist nichts anderes als ein gnädiges Konstrukt, das es dem menschlichen Geist erlaubt, das Unendliche zu erfassen. Es ist die einfachste und grundlegendste Art, einen Gott zu erschaffen, lest verankert im Nervensystem des Menschen. Es ist viel einfacher, an die Fürsprache eines Gottes zu glauben als an eine zufällige Mischung aus Vererbung und Begabung, die es einem erlaubt, die Toten zurückzuholen – sei es auch nur für kurze Zeit –, was in unserer Kultur leider immer noch als Verletzung der natürlichen Ordnung betrachtet wird.
    Ein Seelengeleiter ist etwas unbeschreiblich Persönliches, das in die tiefsten Tiefen der Psyche eines Nekromanten eingebrannt ist. Götter werden heutzutage in der Regel ausgewählt, abgesehen von jenen seltenen Gelegenheiten, wenn sie beschließen, sich in menschliche
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