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Dann klappts auch mit dem Glueck

Dann klappts auch mit dem Glueck

Titel: Dann klappts auch mit dem Glueck
Autoren: Sheila Roberts
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ein Dieb und ein Lügner, der so getan hatte, als wäre er ihr Freund. Wenn es um Männer ging, hatte seine Mom es echt nicht drauf.
    Warum musste sein Dad auch so ein Loser sein? Seinetwegen hatten sie jetzt gar nichts mehr. Seinetwegen hatte er alle seine Freunde in Seattle zurücklassen müssen. Er hasste sein Leben, hasste seinen Dad, und er hasste seine Mom, weil sie zugelassen hatte, dass sein Dad ihnen das antat. Leo fuhr sich über das Gesicht, um die Tränen wegzuwischen. Das war alles nicht fair.
    Er aß den Müsliriegel auf, und trotz der dicken Jacke zitterte er vor Kälte. Was sollte er jetzt tun? Im Feuermachen war er offenbar nicht sonderlich gut, also konnte er nicht für immer hierbleiben. Vielleicht konnte er sich zurück in die Stadt schleichen und über die Berge nach Seattle trampen. Vielleicht würden Grandma und Grandpa ihn bei sich wohnen lassen.
    Ein Geräusch aus dem Unterholz ließ ihn zusammenzucken. Wer – oder was – war das? Eine Sekunde lang überlegte er, ob jemand nach ihm suchte. Vielleicht würden sie ihn nach Hause bringen. Dann würde er wenigstens wieder warm werden, und vielleicht könnte er ein paar von Moms Pancakes essen.
    Nur würde Mom leider so sauer auf ihn sein, dass sie ihm wahrscheinlich nie wieder Pancakes backen würde. Dieser Gedanke machte ihn ziemlich traurig. Bis er sich daran erinnerte, dass er ja sauer auf sie war.
    Jetzt kam das Geräusch näher. Was war, wenn es ein Bär war? Was, hatte Jed noch mal gesagt, sollte man tun, wenn man einen Bären sah? Panisch sprang Leo auf.
    „Hey, Leo! Ich bin’s, Willie.“
    Willie. Willie hatte ihn gesucht? Auf einmal war Leo nur noch dankbar. Und erleichtert. Willie würde ihn nach Hause bringen.
    Oh, Mist! Solche Gedanken hatten nur Angsthasen und Loser. Er würde nicht nach Hause gehen. Er wollte nicht wieder nach Hause. Dieser blöde Ort war nicht sein Zuhause, und Mom und Jed und all die anderen konnten ihn mal.
    Er reckte sein Kinn vor und sah Willie entgegen, als der aus dem Dickicht der Farne trat. „Was machst du denn hier?“
    „Dich suchen, Blödmann. Mann, ist das kalt hier oben. Da friert einem ja alles ab.“ Er kam zu Leo hinüber und versuchte, sich die Hände am Feuer zu wärmen. „Pech, dass es gestern geregnet hat. Da findet man kaum trockenes Holz.“
    Leo hockte sich wieder hin. „Ging schon.“
    „Ja, kein schlechtes Feuer. Aber auch nicht gerade groß. Warum bist du überhaupt hier oben?“
    „Weil ich Lust dazu hatte“, meinte Leo schnippisch.
    „Na, dann musst du ganz schön behämmert sein“, stellte Willie fest.
    „Ich geh nicht zu meiner Mom zurück.“ Damit das schon mal klar war.
    Willie zuckte mit den Schultern. „Mütter können echt nerven.“
    Ja. Ständig sagten sie einem, was man zu tun und zu lassen hatte und … „Sie hat mich angelogen.“
    „Echt?“
    „Wegen meines Dads.“
    Willie zuckte wieder mit den Schultern. „Tja, manchmal sind Eltern echt daneben.“
    Einerseits wollte Leo, dass Willie ihn fragte, was seine Mom verbrochen hatte. Er wollte ihm erzählen, was für ein Mistkerl sein Dad gewesen war, dass es sein Fehler war, dass sie jetzt hier oben gelandet waren. Aber andererseits war ihm das alles auch furchtbar peinlich. Er wollte nach Hause, einen heißen Kakao trinken, sich von Mom umarmen lassen und hören, dass alles wieder in Ordnung kommen würde. Gleichzeitig wollte er auf die Bergspitze laufen und sich am liebsten von dort hinunterstürzen. Er wollte seinen Dad wiederhaben, auch wenn er ein Mistkerl gewesen war. Er wollte sein altes Leben wiederhaben, seine Freunde und das Haus in Seattle. Und das Boot.
    Und er wollte nicht heulen, doch er kam nicht mehr gegen die Tränen an. Sie liefen ihm über die Wangen, und dass ihm das ausgerechnet in Gegenwart von einem so coolen Jungen wie Willie passierte, war echt oberpeinlich, fast so, als würde er sich in die Hose machen. „Ich will nicht hierbleiben“, schniefte er schließlich. Wahrscheinlich klang er jetzt wie ein verwöhnter kleiner Rotzbengel.
    Aber Willie lachte ihn wegen den Tränen nicht aus, und er sagte ihm auch nicht, er solle sich nicht wie ein Baby aufführen. Stattdessen meinte er: „Es ist echt Mist, wenn deine Eltern dich an Orte schleppen, wo du nicht hinwillst.“
    Ja, das war wahr.
    „Meine Mom hat meinen Dad verlassen und hat uns hierher verfrachtet, als wir noch ziemlich klein waren.“ Er schüttelte den Kopf. „Man hat echt keine Chance, über sein Leben mitzubestimmen,
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