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Dann gib ihm die Axt

Dann gib ihm die Axt

Titel: Dann gib ihm die Axt
Autoren: A. A. Fair
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sie. »Das ist ein gutes Beispiel.«
    »Wieso?«
    »Kaum warst du mein Teilhaber geworden, da hast du auch schon hundertfünfundzwanzig Dollar für dieses luxuriöse Sitzmöbel ausgegeben. Weil man angeblich nicht das Vertrauen eines Klienten gewinnen kann,* wenn der Klient sich unbehaglich fühlt, und weil man unmöglich verlangen kann, daß ein Besucher einem das Herz ausschüttet, der sich auf einem harten Stuhl den Allerwertesten wundscheuert. Dein Klient sinkt in die Tiefen des Klubsessels, kommt sich vor wie in Abrahams Schoß, holt einmal tief Luft und fängt an zu erzählen.«
    »Na und? Tut er doch — oder?«
    »Bei dir schon. Aber bei mir noch lange nicht.«
    »Vielleicht läßt du die Leute gar nicht zum Luftholen kommen?«
    Berthas Äuglein glitzerten zornig. »Wir haben schließlich für diese Leder-Oase nicht hundertfünfundzwanzig Dollar ausgespuckt, damit jeder x-beliebige Klient darin sein Nachmittagsschläfchen macht. Wenn du denkst, daß —«
    Sie verstummte.
    Ich horchte. Zuerst fiel mir nichts auf. Dann merkte ich, daß Elsie Brandt aufgehört hatte zu tippen.
    Sekunden später schnarrte das Telefon auf Bertha Cools Schreibtisch.
    Bertha griff sich den Hörer. »Ja?« fragte sie gedämpft. Und noch leiser: »Ist das die Frau, die... Aha, tatsächlich... Wie heißt sie? Na gut, schick sie herein.«
    Bertha legte auf. »Steh auf, sie kommt.«
    »Wer?«
    »Miß Georgia Rushe. Sie — «
    Elsie Brand öffnete die Tür und verkündete huldvoll: »Mrs. Cool hat sich ausnahmsweise gleich für Sie freimachen können.«
    Georgia Rushe wog kaum mehr als hundert Pfund. Sie war nicht mehr ganz so jung, wie ich nach dem Schattenriß vor der Tür gedacht hatte — so um die Dreißig. Und ihr Hals war schlank und ganz gerade gewachsen. Sie hatte also vorhin nur intensiven Anteil an unserer Unterhaltung genommen.
    Bertha Cool strahlte sie an und sagte zuckersüß: »Bitte nehmen Sie doch Platz, Miß Rushe.«
    Miß Rushe musterte mich.
    Sie hatte dunkle, gefühlvolle Augen, volle Lippen, hohe Wangenknochen, glatte blasse Haut und sehr dunkles Haar. In ihrem Blick stand Angst. Ich hatte den Eindruck, daß sie drauf und dran war, wieder die Flucht zu ergreifen.
    »Das ist mein Teilhaber, Donald Lam«, stellte Bertha eilig vor.
    Miß Rushe sagte: »Oh.«
    »Nehmen Sie doch Platz, Miß Rushe«, wiederholte Bertha. •
    Sie zögerte noch immer.
    Ich gähnte herzhaft, ohne mir die Hand vor den Mund zu halten, zog ein Notizbuch aus der Tasche und sagte nachlässig: »Tja, dann werde ich mich mal um den Fall kümmern, von dem wir eben sprachen, Mrs. Cool. Oder —«, fügte ich ganz nebenbei hinzu, »möchten Sie, daß ich mir Ihre Sorgen auch anhöre?«
    Ich hatte so gelangweilt gesprochen, wie es mir eben möglich war. Bertha schnappte hörbar nach Luft und öffnete schon den Mund zu einer geharnischten Antwort. Aber Georgia Rushe lächelte: »Ja, das wäre mir sehr lieb.« Dann ging sie zu dem Klubsessel und ließ sich darin nieder.
    Bertha war eitel Freundlichkeit: »Was können wir für Sie tun, Miß Rushe?«
    »Ich brauche Hilfe.«
    »Dafür sind wir da.«
    Sie spielte eine Weile mit ihrer Handtasche, schlug die Beine übereinander, strich sorgsam ihren Rock glatt und vermied geflissentlich, Bertha anzusehen.
    Sie hatte hübsche Beine.
    »Zu uns können Sie Vertrauen haben«, versuchte Bertha es noch einmal.
    Georgia Rushe starrte Löcher in die Luft.
    Ich nahm meinen Block aus der Tasche und kritzelte darauf: »Bedräng das Mädchen doch nicht so! Auf manche Klienten wirkt eben ein überdimensionaler weiblicher Detektiv eher einschüchternd. Und laß vor allen Dingen diese unerträgliche Katzenfreundlichkeit!«
    Ich riß die Seite vom Block und schob sie Bertha hinüber.
    Bertha lief rot an. Sie knüllte den Zettel zusammen und warf ihn in den Papierkorb. Ich bekam einen nicht eben freundlichen Blick ab.
    »Nun mal raus mit der Sprache, Miß Rushe«, sagte ich gelassen. »Was haben Sie auf dem Herzen?«
    Sie holte tief Luft. »Ich will mir keine Vorhaltungen machen lassen.«
    »Niemand wird Ihnen Vorhaltungen machen.«
    »Und ich habe keine Lust, mir Moralpredigten anzuhören.«
    »Das brauchen Sie auch nicht.«
    Sie warf einen skeptischen Blick auf Bertha.
    »Frauen sind da manchmal weniger tolerant.«
    Bertha lächelte neckisch. »Aber meine liebe —« Dann fiel ihr plötzlich mein Zettel ein, und sie warf entschlossen den höflichen Firlefanz über Bord. »Jetzt lassen Sie mal die Ziererei! Worum dreht
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