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Dann fressen ihn die Raben

Dann fressen ihn die Raben

Titel: Dann fressen ihn die Raben
Autoren: David Meinke
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euren Einwänden kommt, will ich gerne erklären, warum. Es ist so …“ Sie lächelte. Es war ein breites, verständnisvolles Lächeln. Henriks Grinsen wirkte dagegen eher selbstgefällig.
    „Wir haben ja schon immer davon geträumt, aufs Land zu ziehen. Und in der Gegend von Tølløse stehen ein paar schöne Häuser zum Verkauf. Außerdem liegt es näher an Henriks Kindern und seiner Arbeit.“
    „Ja“, setzte er an, „man kommt von dort viel besser zu Schulstad. Ich habe inzwischen wirklich einiges an Strapazen über mich ergehen lassen, was den Verkehr betrifft.“
    „Entschuldigt mal, aber das ist doch nicht euer Ernst?“, fragte ich, nicht zuletzt auch, um Sandra vorsichtshalber erst mal am Reden zu hindern.
    „Ähm … doch“, sagte meine Mutter und seufzte. „Ich hoffe, dass ihr euch ein bisschen kooperativ zeigt. Am Sonntag gehen wir zu einer Hausbesichtigung. Wir haben da ein supertolles Bauernhaus im Auge.“ Ihr supertoll klang so, wie manche Erwachsene dufte sagen würden.
    „Mama, verdammt noch mal“, sagte Sandra. Aber sie klang nicht mal besonders sauer.
    „Und ihr beide kommt mit. Wir wollen ja nicht in ein Hauseinziehen, das ihr vorher nicht gesehen habt. Also, am Sonntag heißt es Abmarsch.“
    Ich brachte keinen Ton heraus, und Sandra … Sie stand auf, unentschieden. Ihr standen die Tränen in den Augen. Dann zündete sie sich eine Zigarette an. Mitten in der Wohnung. Sie nahm Anlauf, holte tief Luft und sah abwechselnd meine Mutter und Henrik an. Aber dann gab sie wortlos auf und ging vor die Tür. Ich folgte ihr und nahm ihr die Zigarette aus der Hand, woraufhin sie sich eine neue ansteckte.

Turkeys … watch in horror as their companions are killed before them and struggle in terror as their throats are slit … If to cry out from the grave, their corpses play host to listeria, salmonella, E. coli, and other bacterial infections that sicken and kill thousands of consumers every year.
    Zitat auf der Homepage von PETA
    (People for the Ethical Treatment of Animals)
    „Fuck, fuck, fuck!“, sagte sie dann und blies den Rauch in die Luft, während wir den Strandboulevarden entlanggingen.
    „Tølløse? Wo zum Teufel liegt das überhaupt?“
    „Keine Ahnung“, antwortete ich, „irgendwo in der Nähe von Holbæk, glaube ich.“
    „Ich rufe Papa an.“
    „Und was willst du damit bezwecken?“
    „Sie ist immer wie elektrisiert, wenn er in ihre Nähe kommt.“
    „Das wäre aber ziemlich gemein.“
    „Gemein? GEMEIN?“ Sie blieb abrupt stehen.
    „Die beiden machen mir verdammt noch mal alle schönen Dinge in meinem Leben kaputt! Und was ist mit dir? Was willst du in Tølløse anfangen? Ich kann dir sagen, dass es in Tølløse garantiert keine U-Bahn-Station gibt. Und keine Packhausfeste. Und wenn du es genau wissen willst: Es ist ein weiter Weg bis in die Stadt. Wir werden verkümmern, bis wir irgendwann völlige Bauerntrottel sind.“ Ich musste lachen und steckte sie damit an.
    „Du bist doch schon ein Bauerntrottel“, sagte ich. Sie verpasste mir einen Hieb in den Magen.
    „Ich weigere mich, ein Bauerntrottel zu werden!“, lachte sie. „Du kannst ja gerne mit unserem Freund Henrik auf die Jagd gehen.“ Wir gingen schweigend weiter.
    „Wollen wir in den Club Dandy?“, fragte Sandra. Wir liefen gerade den Gammel Kalkbrænderivej in Richtung Østerbrogade entlang. Sandra liebte Clubbing – Tanzen und Binge-Drinking. Nicht mein Ding.
    „Nee, wollen wir nicht“, antwortete ich. „Aber in der Stengade spielen heute F.U.K.T. “
    „Kommen wir da umsonst rein?“
    „Tja. Vielleicht.“ Einer der Türsteher in der Stengade 30 war Schwede und spielte mit uns Basketball.
    „Und darf ich ein paar Freundinnen mitnehmen?“
    „Wenn Staffan an der Tür steht, wäre das kein Problem.“
    Staffan stand an der Tür. Und nachdem ich ihm versprochen hatte, dass er mal an einem von Tobias’ Afghanenjoints ziehen dürfe, kamen auch Sandra und ihre Freundinnen Trisse und Belinda rein.
    Drinnen standen wir gelangweilt herum, hörten halblaute Musik und warteten darauf, dass die Band endlich zu spielen begann.
    „Ist Mateus eigentlich inzwischen über Liv hinweg?“, fragte Sandra plötzlich. Liv hatte ganz unten auf meiner Liste gestanden. Jetzt war sie plötzlich wieder oben.
    „Liv? Meinst du … Jonathans Liv?“, fragte ich.
    „Ja, wen denn sonst, Schwachmat? Kennst du etwa noch andere, die so heißen?“
    „Ach so, nein. Aber ich habe keine Ahnung. Es wird wohl so sein,
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