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Danke für meine Aufmerksamkeit: Roman (German Edition)

Danke für meine Aufmerksamkeit: Roman (German Edition)

Titel: Danke für meine Aufmerksamkeit: Roman (German Edition)
Autoren: Cordula Stratmann
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gewidmet hatte, warum ich meins denn nicht Ihnen?
    Diese sieben Kinder hatten mir eine bemerkenswerte Gruppenstunde geboten. Nach lautem und turbulentem Einstieg hatten sie über eine Stunde auf den Matratzen zusammengesessen und besprochen, wie sie sich in Ferienzeiten organisieren wollten, weil es für manche schwierig war, ohne die Strukturhilfe durch die Schule für mehrere Wochen ausschließlich der Organisation der Eltern ausgeliefert zu sein. Sie entwickelten einen regelrechten Plan, wer wann mit wem wo den jeweiligen Tag verbringen würde. Dieser Plan sollte ab sofort für das ganze Jahr, sprich, für alle Ferienmontage, -dienstage und so fort gelten. Derzeit standen zwar keine Ferien an, aber die Kinder wollten sichergehen, dass sie gut versorgt waren, wenn plötzlich die Schule ihre Pforten schloss.
    Nachdem diese Frage geklärt war, musste noch geregelt werden, wer mich wann bei sich aufnehmen würde. Alle sieben wollten mich unbedingt mit nach Hause nehmen.
    Polly als mein eigentliches »Frauchen« machte den Vorschlag, dass ich in den kommenden Wochen jeweils montags bis freitags bei einem der Kinder, die Wochenenden jedoch bei ihr verbringen sollte. Dass ich eventuell für meine Wohn-Zukunft noch ganz andere Pläne haben könnte, kam den engagierten Diskutanten gar nicht in den Sinn. Mich sollte das im Moment nicht stören, fest stand jetzt erst einmal, dass ich meine erste Woche bei Luise verbringen würde. Die führte einen regelrechten Veitstanz auf vor Freude.
    Ich war ehrlich gesagt ein bisschen froh, dass ich nicht gleich mit zu Malte sollte, weil ich bei aller Entspanntheit, die die Kinder dem Thema entgegenbrachten, wiederum vor dem Geruch zurückschreckte, der in seinem Zimmer herrschen musste. Aah, ich musste mich schütteln bei dem Gedanken.
    »Ich muss nach Hause, Leute, die Britta friert schon!«, missinterpretierte Luise mein leises Schuddern. Es war zwar nicht gerade warm in der Garage, zumal es heftig spätherbstete, auch wenn einen Maras T-Shirt da auf eine falsche Fährte locken konnte, aber das war ja, wie schon gesagt, nicht Anlass meines Zuckens. Schütteln hin, Schaudern her, ich war riesig gespannt auf Luises Zuhause.
    Luise hatte wie Polly keine Geschwister und wohnte mit ihren Eltern, einem Irgendwas-mit-Computer-Vater und ihrer Mutter, im selben Wohnviertel wie Polly. Wie die anderen übrigens auch, alle besuchten dieselbe Schule. Hier gab es Straßen mit bereits erwähnten Reihenhäusern aus den Vierzigerjahren, einen Wohnblock mit Patrizier-Wohnhäusern sowie ein paar Straßen weiter, über eine Allee hinweg, ein Viertel mit allein stehenden Villen.
    In einer dieser Villen wohnte zum Beispiel Paul mit seinen Eltern, seiner zwei Jahre jüngeren Schwester sowie dem bereits erwähnten Richter und seiner brennenden Kerze.
    Im Unterschied zu Polly und Paul bewohnte Luise mit ihren Eltern jedoch kein Haus, sondern eine Altbauwohnung im zweiten Stock. Ihre Mutter hatte bis zu Luises Geburt als Arzthelferin gearbeitet, wollte in diesen Beruf aber nicht mehr zurückkehren aus Angst vor Ansteckung. Mittlerweile pflegte sie fünfmal die Woche ihre bettlägerige Mutter, weswegen an eine Erwerbstätigkeit derzeit eh nicht mehr zu denken war.
    Hoffentlich roch das da nicht nach alter Frau.
    Och Mensch, Britta! Manchmal mochte ich mich selber nicht.

      
    Luise hatte mich in ihre Jackentasche gesteckt, fegte mit ihrem Fahrrad um die Ecken und holte mich zu Hause, vom Schlüsselbart gut durchgekämmt, wieder aus der Tasche heraus.
    Ganz anders als bei Polly wurde ich jetzt Mutter Verena Jakobs persönlich vorgestellt.
    »Meine Mutter hat ein Helfer-Syndrom, die setzt niemals eine Maus vor die Tür.« Das waren Luises vorbereitende Worte gewesen. Und nun wurde ich unter den Liebkosungen von Luises Mutter willkommen geheißen. Nach ausgiebigem »Ja, hallo! Ja, hallo! Wer bist du denn? Ja, wer bist du denn?« gab sie mich in Luises Hände zurück. Ich verzichtete darauf zu sagen: »Ja hallo, ja hallo, ich bin die Britta, ja, ich bin die Britta.«
    »Was gibt’s zu essen?«
    »Wir warten noch auf Papa, der müsste gleich kommen. Ich hab Gulasch gemacht.«
    »Würg.«
    »Luise!«
    »DU hast ein totes Schwein gebraten, da könnt ich ja wohl auch sagen: Verena!«
    »Ich möchte grundsätzlich nicht iiih, pfui oder würg hören, wenn es ums Essen geht! Das hab ich dir schon tausendmal erklärt. Die Kinder in Afrika können sich nie ihre Speisen aussuchen ...«
    »... und sie können es
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