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Danielle Steel

Danielle Steel

Titel: Danielle Steel
Autoren: Traumvogel
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ist es. Auf so einer wie dieser bin ich allerdings noch nie gewesen.« Joe musste zugeben, dass er beeindruckt war. »Ich auch nicht«, gab Kate eh rlich zurück. In ih rem Fall lag es jedoch nicht daran, dass sie Partys verabscheute oder einen Mangel an Gelegenheiten gehabt hätte. Es war vielmehr ihr Alter, das dem Besuc h solcher Ereignisse bislang im Wege gestanden hatte. Doch das konnte Joe nicht wissen. Sie erschien ihm so gelassen und reif, dass er sie auf Anfang zwanzig oder sogar ein wenig älter schätzte. »Aber es ist doch nett hier, nicht wahr?«, fuhr sie fort, blickte sich um und schaute den Fremden dann erneut an.
    Er lächelte und musste ihr insgeheim zustimmen. Bisher hatte er lediglich wahrgenommen, wie viele Menschen diese Party bevölkerten und dass es heiß und eng war. Zudem hatte er an die vielen Ding e gedacht, die er viel lieber getan hätte. Doch nun, als er Kate anschaute, war er nicht mehr so sicher, dass dieses Fest tatsächlich eine solche Zeitverschwendung war.
    »Ja, es ist schön«, sagte er in dem Augenblick, als sie bemerkte, dass seine Augen von dem gleichen dunklen Saphirblau waren wie ihre. »So wie Sie«, fuhr er unvermittelt fort.
    Sein Kompliment und sein Blick waren offen und aufrichtig. Kate gefiel dies viel besser als all die geschliffenen Worte der anderen jungen Männer, die ihr den Abend über den Hof gemacht hatten. Sie alle waren offensichtlich zehn Jahre jünger als er, hatten aber die gesellschaftlichen Konventionen bereits vollkommen verinnerlicht.
    »Sie haben wunderschöne Augen«, sagte er fasziniert. Sie waren so klar und lebhaft. Diese Frau schien nichts zu fürchten, ähnlich wie er selbst. Wenn es überhaupt irgendetwas gab,
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wovor er sich jemals gefürchtet hatte, dann war es dieser Abend gewesen. Lieber hätte er sein Leben riskiert – was er im Übrigen häufig tat –, als sich solchen Menschenmengen zu stellen. Als er auf Kate stieß, hatte er nicht einmal eine Stunde hinter sich gebracht, und er hatte darauf gehofft, bald unbemerkt verschwinden zu können. Er wartete eigentlich nur noch auf seinen Freund.
    »Danke. Ich bin Kate Jamison.«
    Er nahm de n Teller in die andere Hand und reichte ihr seine Rechte. »Joe Allbright. Möchten Sie etwas essen?«
    Seine Direktheit war erstaunlich. Er sagte nur so viel, wie unbedingt nötig war. Blumige Reden waren noch nie seine Sache gewesen. Kate nickte, und Joe reichte ihr einen Teller. Sie nahm nur wenig, ein bisschen Gemüse und ein kleines Stück Huhn. Sie hatte überhaupt keinen Hunger, vor lauter Aufregung hatte sie während des ganzen Abends noch keinen Bissen hinuntergebracht. Schweigend trug er ihren Teller, und sie gingen zu einem der voll be setzten Tische hinüber und ergatterten noch zwei Stühle. Wortlos setzten sie sich. Als Joe die Gabel in die Hand nahm, schaute er Kate an und wunderte sich über sich selbst. Doch was auch immer der Grund dafür sein mochte, dass er ihre Nähe gesucht hatte – sein Abend war gerettet. Und auch ihr bedeutete die neue Bekanntschaft schon jetzt sehr vie l.
    »Kennen Sie hier viele Leute?«, fragte er, achtete jedoch nicht auf die Menschen, sondern schaute nur sie an.
    Kate griff ebenfalls nach der Gabel und lächelte ihm zu. »Ein paar schon. Meine Eltern kennen sehr viele hier«, erklärte sie und war überrascht, wie befangen sie sich in seiner Gegenwart fühlte. So etwas kannte sie gar nicht, aber sie hatte das Gefühl, als zähle jedes einzelne W ort, als lausche er genau auf den Klang ihrer Stimme. In seiner Gege nwart fühlte sie s ich nicht so gelassen und sicher wie mit anderen Männern. Er war ungeheuer
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aufmerksam. Jede bewusste Geste war überflüssig, sie spürte, dass sie sich am besten ganz natürlich gab.
    »Sind Ihre Eltern denn auch hier?«
    »Ja, irgendwo im Getümmel. Ich habe sie schon vor Stunden aus den Augen verloren.« Kate wusste, dass noch weitere Stunden verstreichen würden, ehe sie ihre Eltern wieder sah. Ihre Mutter saß gern mit engen Freunden zusammen und vertrieb sich die Zeit, ohne auch nur ein einziges Mal zu tanzen. Und ihr Vater hielt sich immer in der Nähe seiner Fr au auf. »Wir sind extra von Boston angereist«, ergänzte sie.
    »Wohnen Sie dort?« Joe beobachtete Kate aus den Augenwinkeln. Sie war tatsächlich faszinierend. Er wusste nicht, woran es lag – an ihrer Art zu sprechen, oder daran, wie sie ihn anschaute. Sie strahlte Ruhe und Intelligenz aus und schien sehr interessiert an dem zu sein, was er sagte.
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