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Danielle Steel

Danielle Steel

Titel: Danielle Steel
Autoren: Traumvogel
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anderen Gefallen an ihrer Art, Geschichten zu erzählen, gefunden. Als die Kapelle zum Tanz aufspielte, konnte Kate sich vor Aufforderungen gar nicht retten. Niemals beendete sie einen Tanz mit demjenigen, der sie aufs Parkett geholt hatte. Es war ein wunderschöner Abend, und Kate genoss ihn in vollen Zügen. Es war wie immer bei solchen Anlässen: Die Aufmerksamkeit, die ihr entgegengebracht wurde, stieg ihr nicht
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zu Kopf. Sie erfreute sich daran, aber es w äre ihr niemals eingefallen, sich darauf etwas einzubilden.
    Kate stand am Buffet, als si e ihn zum ersten Mal sah. Sie unterhielt sich mit einer jungen Frau, die gerade ihr Studium in Wellesley aufgenommen hatte und ihr davon berichtete. Kate lauschte aufmerksam. Plötzlich blickte sie auf und ertappte sich schließlich dabei, dass sie ihn anstarrte. Sie wusste nicht warum, aber er hatte etwas Faszinierendes an sich. Er war auffallend groß, hatte breite Schultern, helles, sandfarbenes Haar und ein markantes Gesicht. Außerdem war er auffalle nd älter als die Jungs, die sie bisher zum Tanz aufgefordert hatten. Kate schätzte ihn auf Ende zwanzig. Sie hörte ihrer Gesprächspartnerin gar nicht mehr zu. Sie hatte nur noch Augen für Joe Allbright, der sich soeben zwei Lammkoteletts auf einen Teller legte, und war vollkommen hingerissen. Wie die übrigen Männer trug auch er einen weißen Binder, was ihm ausgesprochen gut stand. Aber er konnte nicht verbergen, dass er lieber an einem anderen Ort gewesen wäre. Kate beobachtete, wie er am Buffet entlangging, und stellte fest, dass er einen geradezu unbeholfenen Eindruck machte. Er glich einem gigantischen Vogel, dessen Flügel überraschend gestutzt worden waren und dessen Herz sich danach sehnte davonzufliegen. Er befand sich nur noch wenige Meter von Kate entfernt, den Teller halb voll, als er spürte, dass ihn jemand beobachtete. Er blickte mit ernstem Gesicht auf Kate herab, dann traf en sich ihre Augen. Er verharrte mitten in der Bewegung, und als Kate ihn anlächelte, v ergaß Joe beinahe, dass er einen Teller in der Hand hatte. Noch nie hatte er eine solche Frau gesehen, so schön, so sprühend vor Charme und Te mperament. Sie war einfach faszinierend, eine Lichtgestalt. Er musste den Blick abwenden und senkte die Lider. Doch er rührte sich nicht. Er war gar nicht in der Lage, sich zu bewegen. Wie vom Donner gerührt schaute er sie erneut an.
    »Es sieht nicht so aus, als wäre dies ein ausreichendes
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Abendessen für einen Mann Ihrer Größe«, stellte Kate fest und lächelte ihn an.
    Schüchtern war sie nicht, und das gefiel ihm. Seit er ein kleiner Junge gewesen war, hatte er stets Schwierigkeiten dam it gehabt, auf Leute zuzugehen. Auch als Erwach sener war er kein Mann vieler Worte.
    »Ich habe schon zu Abend gegessen.« Er hatte sich von dem Tisch mit dem Kaviar fern gehalten, auch das verschwenderische Angebot an Aus tern hatte er gem ieden und sich stattdessen mit den beiden Lam mkoteletts, einem Brötchen, etwas Butter und ein paar Krabben begnügt.
    Kate registrierte, dass er sehr schlank war. Der Frack passte ihm nicht so recht, und sie vermutete, dass der junge Mann ihn sich für diese Gelegenheit geborgt hatte. In der Tat hatte ein solches Kleidungsstück keinen Platz in Joes Kleiderschrank, und er rechnete auch nicht damit, dass er ihn ein weiteres Mal tragen würde. Er hatte ihn sich von einem Freund geliehen. Zuerst hatte er versucht, sich vor der festlichen Veranstaltung zu drücken, indem er seinen Mangel an passender Kleidung kundgetan hatte. Nachdem s ein Freund ihm dann einen Frack beschafft hatte, musste er ihn wohl oder übel begleiten. Die kurze Begegnung mit Kate war das erste angenehme Erlebnis dieses Abends. Bis dahin hätte er beinahe alles dafür gegeben, das Fest unbemerkt verlassen zu können.
    »Sie scheinen nicht sehr glücklich darüber zu sein, dass Sie hier sind«, bemerkte Kate so leise, dass nur er sie verstehen konnte. Dabei lächelte sie ihm voller Sym pathie zu.
    Er grinste und bewunderte ihre Offenheit. »W ie komm en Sie denn darauf?«
    »Sie sehen so aus, als würden Sie am liebsten den Teller verschwinden lassen und auf der Stelle davonlaufen. Mögen Sie etwa keine Partys?« Kate sprach nun ganz unbefangen m it ihm. Das Mädchen aus Wellesley hatte sich inzwischen einem neuen
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Gesprächspartner zugewandt und entfernte sich langsam . Nun stand sie mit dem Frem den mitten unter Hunderten von Menschen, doch sie schien es gar nicht zu bemerken.
    »So
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