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Danielle Steel

Danielle Steel

Titel: Danielle Steel
Autoren: Traumvogel
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war.
    Sie aßen die Hotdogs und setzten sich dann auf einen Baumstamm, um Eis zu essen und Kaffee zu trinken. W ährend
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Kate mit der Eistüte kämpfte und der Inhalt heraustropfte, lehnte Joe sich zurück, schlürfte seinen Kaffee und beobachtete sie. Es war wunderbar, sie einfach nur anzuschauen. Sie war so jung und hübsch, voller Energie und Lebenslust. Sie glich einem Rassepferd, das umhertänzelte und seine Mähne schüttelte. Niemals hätte Joe damit gerechnet, dass er ein solches Mädchen kennen lernen würde. Die Frauen, deren Bekanntschaft er bisher gemacht hatte, waren leicht durchschaubar und wenig selbstbewusst. Joe konnte die Augen nicht von Kate wenden aus lauter Furcht, sie könne wieder verschwinden.
    »Haben Sie Lust auf einen Spaziergang?«, fragte er schließlich, als sie mit dem Eis fertig war.
    Sie nickte und lächelte.
    Eine Weile lang gingen sie schweigend am Strand entlang. Ein beinahe vollkommen runder Mond glitzerte hell auf de m Wasser. Silberfarbenes Licht fiel auf den Sand, und sie liefen Seite an Seite und genossen die Gegenwart des anderen. Schließlich blickte Joe an den Himmel, dann zu Kate hinunter und lächelte. »In Nächten wie dieser fliege ich besonders gern. Es würde Ihnen auch gefallen. Für eine kurze Zeit fühlt man Gottes Nähe, so friedlich ist es dort oben.« Er wollte das mit ihr teilen, was ihm am m eisten bedeutete. Ein oder zwei Mal hatte er auf solchen Nachtflügen an sie gedacht und sich vorg estellt, wie schön es doch wäre, sie bei sich zu haben. Anschließend hatte er sich über sich selbst geärgert. Das war doch alles verrückt! Kate war noch ein Kind, er würde sie wahrscheinlich nicht wieder sehen, und es war ohnehin fraglich, ob sie sich noch an ihn erinnerte. Doch nun gingen sie m iteinander spazieren, und offenbar hatte Kate ihn nicht vergessen. Es schien ein Wink des Schicksals zu sein, dass sie s ich erneut begegnet waren. Joe war sich nämlich keineswegs sicher gewesen, ob er den Mut aufbringen würde, Kates Vater anzurufen. Dass er Kate auf diesem Barbecue begegnet war, hatte ihn von diesem Problem befreit.
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»Wie kam es, dass S ie der Fliegerei verfallen sind?«, fragte Kate neugierig.
    Sie gingen nun langsamer. Die Nacht war schön und warm, der Sand unter ihren Füßen fühlte sich weich an.
    »Ich weiß nicht … Flugzeuge haben mich schon fasziniert, als ich noch klein war. Vielleicht wollte ich fliehen … oder so hoch hinaus, dass mich niemand mehr erreichen konnte.«
    »Wovor wollten Sie denn fliehen ?«
    »Vor den Menschen. Vor all den schlimmen Dingen, die geschehen waren … vor meinem eigenen Elend.« An seine Eltern hatte er keine Erinnerung, und seine Verwandten hatten ihm übel m itgespielt. Er hatte immer das Gefühl ge habt, unerwünscht zu sein. Mit sechzehn war Joe fort gegangen. Wenn es möglich gewesen wäre, hätte er sich schon früher davongemacht. »Ich bin schon immer gern allein gewesen. Und für Maschinen habe ich viel übrig. All die kleinen Teile, die dafür sorgen, dass sie funktionieren … Das Fliegen ist wie Zauberei, alles wird zu einer Ei nheit. Und dann ist man in der Luft … und fühlt sich wie im Hi mmel.«
    »Das klingt wirklich wundervoll!«
    Seite an Seite setzten sie sich schließlich in den Sand. Sie hatten bereits eine beachtliche Strecke zurückgelegt und wollten sich ein wenig ausruhen.
    »Es ist wundervoll, Kate. Ich wollte immer schon nichts anderes als fliegen. Und ich kann immer noch nicht glauben, dass ich heute dafür bezahlt werde.«
    »Das liegt wohl daran, dass Sie so gut sind.«
    Für einen Augenblick senkte Joe voller Bescheidenheit den Kopf. Dieser Anblick rührte Kate zutiefst.
    »Es wäre mir eine große Freude, wenn Sie mich einmal auf einem m einer Flüge begleiten würden. Sie brauchen keine Angst zu haben, ich verspreche Ihnen, dass ich Sie gesund zur Erde
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zurückbringe.«
    »Ich habe gar keine Angst«, gab Kate ruhig zurück. Er saß ganz dicht neben ihr. Sie spürte, dass er in diesem Moment viel ängstlicher war als sie. Joe fürchtete sich vor seinen Gefühlen. Er war fasziniert von Kate, sie zog ihn an wie ein Magnet. Sie war zwölf Jahre jünger als er, stammte aus einer wohlhabenden Familie mit beträchtlichem Ansehen und würde in Radcliffe studieren. Er passte nicht in ihre Welt, und er wusste es. Doch das interes sierte ihn nicht. Er f ühlte sich einfach glücklich in ihrer Gegenwart. So etwas hatte er bis her noch nicht erlebt. Er hatte stets komplett andere
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