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Dangerous Liaison

Dangerous Liaison

Titel: Dangerous Liaison
Autoren: Savi Jansen
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das Gefühl, zu ersticken. Verzweifelt rang er nach Luft, spürte, wie die Ohnmacht ihre gierigen Finger nach ihm ausstreckte und zwang sich zur Ruhe. Würde er bewusstlos, hätte er zweifelsfrei verloren. Robin wollte Jesse nicht den Sieg überlassen, nicht so! Tränen traten in seine Augen, rannen die Wangen hinab und tropften auf den kalten Stein.
     
    „Du kannst ihn doch jetzt nicht umbringen!“, fuhr Marcel erneut auf, „Wozu hast du denn das alles mit ihm gemacht? Wozu die ganze Quälerei, dieses wochenlange Herumgezerre an ihm?“
    Jesses Augen blickten Marcel an, wie man ein dummes Kind ansah.
    „Weil ich wollte, dass er noch einmal mir gehört“, antwortete er schlicht, „Ich wollte noch einmal diesen hündischen, ergebenen Blick in diesen wundervollen grünen Augen sehen!“
    „Und dafür setzt du ihn unter Drogen? Dafür quälst du ihn wochenlang?“ Marcel konnte es nicht fassen. In diesen Minuten begriff er die ganze Tragweite, begriff, was es hieß, sich mit Jesse einzulassen. Und er war froh über die Pläne, die er in den letzten Wochen geschmiedet hatte.
    Jesse brachte ihn schließlich durch eine Ohrfeige zum Verstummen.
    „Du wusstest von Anfang an, auf was du dich mit mir eingelassen hast“, zischte er, und im Hintergrund begann der dunkle Gesang der Männer, die sich von dem geführten Disput unbeeindruckt zeigten. Hin und wieder warf jemand einen Blick zu Jesse, fragend, wann das Ritual beginnen würde. Doch sie vertrauten ihrem Anführer, alles in die richtigen Bahnen zu lenken.
    „Jetzt beweise, dass du zu mir stehst und töte ihn endlich!“ Damit drückte Jesse Marcel einen silbernen Ritualdolch, dessen spitze Klinge im Mondlicht unheimliche Reflexe warf, in die rechte Hand.
    Wie erstarrt sah Marcel zuerst den Dolch an, der kühl in seiner Hand lag, dann wanderte sein Blick zu Jesse, der ihm auffordernd zunickte, und von dort zu Robin.
    Tränenfeuchte Augen waren vor Entsetzen weit aufgerissen, als Robin Jesses mörderischen Plan erkannte. Mit dieser Tat würde er Marcel für ewig an sich binden.
    Schließlich blickte der Franzose wieder auf die Waffe, hörte den Gesang der Männer, der ihm früher befreiend und erregend vorgekommen war, jetzt jedoch nur noch Abscheu und Ekel in ihm hervorrief. Er zitterte, als er den Dolch hob. Heftig den Kopf schüttelnd, zerrte Robin an seinen Fesseln und versuchte, dem sicheren Tod zu entkommen. Erstickte Laute drangen aus seinem geknebelten Mund.
    Marcel holte tief Luft, dann fuhr der Dolch mit rasender Geschwindigkeit herunter.
    Robin schloss die Augen. Er wollte nicht sehen, wie sich der Dolch in seine Brust bohrte, wie sich das Blut langsam den Weg aus seinem Körper bahnte, wie das Leben ihn verließ. Doch der erwartete Schmerz blieb aus.
    Stattdessen hörte Robin Jesses erstaunten Ausruf, dann sein ersticktes, schmerzerfülltes Keuchen.
    Er riss die Augen auf und sah Marcel, der über den am Boden liegenden Sektenführer gebeugt stand, den Dolch in der Hand, der bis zum Heft in Jesses Bauch steckte. Fragend weiteten sich Robins Augen.
    Was geschah hier? Ein böser Traum, geboren aus seiner Hoffnung, diesem Irrsinn doch noch zu entkommen? Oder war das schon der Tod, der ihn nun sicher in seine Arme nahm?
    Der unheimliche Gesang verstummte mit einem Mal, es war totenstill auf der Lichtung, nur Jesses leises Röcheln war zu hören.
    Hektisch ließ Marcel den Dolch los, stieß Jesse mit dem Fuß von sich und machte sich daran, Robins Fesseln zu lösen. Er riss ihm den Knebel aus dem Mund. Robin spuckte, hustete und richtete sich langsam auf.
    In diesem Moment gingen ringsherum Lichter aus mehreren Taschenlampen an. Die Lichtung erstrahlte plötzlich taghell. Panik befiel die übrig gebliebenen Sektenmitglieder, die ohne ihren Anführer wie kopflose Hühner umherliefen.
    Eine eiskalte Stimme forderte über Lautsprecher auf, sich zu ergeben. Männer in den dunklen Uniformen der Polizei stürmten mit gezogenen Waffen auf den Friedhof.
     
    Robin hörte das Klicken von Handschellen, die schneidenden, befehlenden Worte der Polizisten, irgendwo wurde eine Waffe abgefeuert, der Knall hallte laut in Robins Ohren. Er verstand nichts mehr. Wie in Trance sah er, dass Jesse auf einer Trage abtransportiert wurde, nachdem ein Sanitäter die Wunde notdürftig versorgt und den schimpfenden und fluchenden Sektenanführer mit Medikamenten ruhig gestellt hatte.
     
    Marcel hatte Robin geholfen, sich auf die Steinplatte, die sein Grab hätte werden sollen, zu
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