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Dangerous Liaison

Dangerous Liaison

Titel: Dangerous Liaison
Autoren: Savi Jansen
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noch eine andere, eine kleinere, hängte. Robin wurde seltsam ruhig, fast teilnahmslos lag er auf der Liege und starrte die Wand an.
    Jesse ließ ihn diesmal lange allein. Nur der Arzt kam ab und zu, wechselte die Infusionen, überprüfte die Nadel und ging dann wieder. Mittlerweile war Robin alles egal geworden. Er schlief viel, um irgendwie die Zeit zu überbrücken, wurde teilnahmslos und hatte an nichts mehr Interesse, noch nicht einmal an einer Flucht. Zumal er aufgrund seines geschwächten körperlichen Zustandes nicht mehr fähig gewesen wäre, selbst wenn Jesse ihm alle Türen öffnen würde. Die Tage verrannen, Robin lag nur auf der Liege und störte sich noch nicht einmal mehr an dem Gestank des eigenen Körpers.
     
    Irgendwann kam Jesse dann wieder. Er hockte sich neben ihn und strich ihm zärtlich über das verschmutzte Gesicht.
    Robin war ausgehungert nach Zärtlichkeiten und der Gesellschaft eines anderen Menschen, dass er sich nicht einmal wehrte, als Jesse ihn küsste. Im Gegenteil, er kam ihm sogar noch entgegen.
    „Möchtest du ein heißes Bad?“, fragte Jesse sanft.
    Robin nickte zögernd, rechnete nicht damit, dass sich sein Wunsch erfüllen würde.
    Aber Jesse befreite ihn von der Nadel und den Fesseln, nahm seinen geschwächten Körper auf die Arme und trug ihn aus dem Keller hinaus nach oben. Durch die geöffneten Fenster sah Robin nach Wochen endlich wieder das Tageslicht, sah Bäume, die sich sanft im Wind wiegten, roch den Duft des Waldes.
    Jesse trug ihn in das Badezimmer, ließ das Wasser ein und half Robin, sich zu entkleiden und in die Wanne zu steigen. Zärtlich begann er, mit einem weichen Schwamm die verschmutzte Haut zu reinigen, wickelte ihn danach in ein großes Badetuch und trug ihn hinüber in sein Schlafzimmer, wo er Robin behutsam auf das große Bett legte.
    Jesse versorgte die Wunden mit einer Salbe und Verbänden. Später legte er sich neben seinen Gefangenen und zog ihn in seine Arme.
    Und wie ein kleines Kind, das Schutz suchte, schmiegte Robin sich an ihn, glücklich, endlich wieder einen anderen Menschen zu spüren. Jesse gab ihm die Zärtlichkeiten, die er in den letzten Wochen vermisst hatte. Er bekam sogar endlich wieder eine anständige Mahlzeit.
    Völlig erschöpft schlief er schließlich in Jesses Bett ein. Er merkte nicht, wie Marcel eintrat, ihn erstaunt musterte und dann Jesse anblickte, der ihn siegessicher anlächelte. Vorsichtig, um den Schlafenden nicht zu wecken, stand er auf, und gemeinsam verließen sie den Raum.
     
    „Wie hast du ihn denn dazu bekommen?“, fragte Marcel neugierig und ängstlich zugleich. Er war ein paar Tage fort gewesen, mit Jesses Erlaubnis, der ihm nach wie vor völlig vertraute. Daher hatte er nicht mitbekommen, was Jesse Robin angetan haben könnte.
    „Psychopharmaka und Valium“, grinste Jesse böse, „Und ein kleines Geschenk...“
    „Geschenk?“, hakte Marcel nach, doch der Sektenführer äußerte sich hierzu nicht weiter.
    „Meinst du, es ist gut, wenn du ihn unter Drogen setzt?“, bohrte Marcel weiter nach, der sich mehr und mehr Sorgen um Robin machte.
    „Irgendwann wird er verstehen, dass er zu mir gehört, dann setze ich die Drogen langsam ab“, entschied Jesse, „Bis dahin wäre ich sehr froh, wenn du dich nicht in meine Angelegenheiten mischen würdest!“ Warnend blickte er Marcel an, der diesem Blick nicht standhalten konnte und den Kopf senkte.
    Jesse nickte zufrieden, zog ihn dann aber in seine Arme und küsste ihn liebevoll.
    „Mach dir keine Gedanken, Süßer, du bleibst immer an erster Stelle!“ Seine Stimme klang sanft und liebevoll, und Marcel wäre nur zu geneigt gewesen, ihm zu glauben, wenn die Erfahrungen der letzten Wochen nicht gewesen wären. Dennoch tat er nichts, um diesen Zärtlichkeiten auszuweichen, wollte er doch nicht erneut Jesses Zorn herauf beschwören.
     
    In den letzten Tagen, in denen er nicht bei Jesse gewesen war, hatte er genug Zeit gehabt, um die Dinge einmal mit ein wenig Abstand zu betrachten. Er hatte sich selbst eingestanden, dass er von Jesse abhängig, ihm vielleicht sogar hörig gewesen war, und dieses Gefühl einfach abzustellen, war nicht möglich. Gab sich Jesse so wie in diesem Moment, so zärtlich und liebevoll, hätte Marcel nichts dagegen, sein Leben mit ihm zu verbringen. Doch zu leicht entflammbar war die Wut des anderen, zu unberechenbar sein Jähzorn. Marcel hatte noch keinen Weg gefunden, wie er Jesse verlassen konnte, ohne dass dieser mit ihm dasselbe
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