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Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel

Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel

Titel: Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel
Autoren: Robin Jarvis
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des Badezimmers bis zum Treppengeländer. Das würde eine Weile halten.
    Hinter der Tür hatte der Splitter von Austerly Fellows den Körper von Christina verlassen. Sie lag auf dem Boden und hatte endlich ihren Frieden gefunden. Auf ihr hockte die blubbernde Schimmelmasse und gluckste feucht, als die Ecken der Bettdecken unter der Tür hindurchgeschoben wurden. Das Ungetüm musste noch nicht mal aus diesem Zimmer entwischen. Es gab einen viel einfacheren, schnelleren Weg, Jangler zu warnen.
    In einem New Yorker Penthouse schlug der Ismus die Augen auf und rief nach einem Telefon. Einer der Harlekin-Priester verbeugte sich tief und kümmerte sich umgehend darum.
    Zurück im Camp warteten Alasdair und Maggie, bis Hauptmann Swazzle hinter dem Hauptgebäude verschwunden war. Dann schlichen sie sich nach draußen und huschten von einem Schatten zum anderen, weckten nacheinander in jeder Hütte die Schlafenden und erklärten ihnen, was los war – in der Kurzfassung.
    Die Mädchen hatten Angst, fanden es aber auch aufregend. Einige zögerten, ein so hohes Risiko einzugehen. Vor allem diejenigen aus Esthers Hütte waren skeptisch. Die Dreizehnjährige selbst ließ nervös ihre Knöchel knacken und weigerte sich, ihre Unterkunft zu verlassen. Jeder, der es täte, sei verrückt, weil man sie alle erschießen würde. Maggie und die anderen versuchten ihr klarzumachen, dass es die einzige Hoffnung auf Freiheit war, aber Esthers Entschluss stand fest. Sie blieb.
    In Charms ehemaliger Hütte waren die Mädchen begeistert von dem Plan. Sie wollten fort von diesem grauenhaften Ort und lauschten aufmerksam.
    »Wenn ihr was Dunkles zum Anziehen habt, dann schlüpft schnell rein«, wies Maggie die Mädchen in ihrem Häuschen an. »Aber lasst sonst alles hier: euer Gepäck und alles andere. Wir werden ein Stück durch den Wald rennen müssen und können dabei nichts gebrauchen, was uns bremst.«
    »Wo bringt der Laster uns hin?«, wollte ein Mädchen wissen.
    »Wissen wir nicht, Süße, aber es kann nur besser sein als hier.«
    »Hey«, meinte Alasdair. »Sag mal, was ist eigentlich mit den Sachen von Marcus passiert? Sind die noch immer in der zerstörten Hütte?«
    »Nein, Lee und Spencer haben das meiste für mich eingesammelt. Ist alles da drüben in einer Tasche. Warum?«
    »Ach, er hatte so ein langärmliges dunkelblaues Hemd. Würde es dir was ausmachen, wenn ich’s mir borge? Meine Klamotten sind zu hell für Nacht- und Nebelaktionen.«
    »Klar, nimm es dir.«
    Alasdair öffnete die Tasche. Er fand, was er suchte, und schloss die Augen. Leise wisperte er eine Stelle aus einem seiner Lieblingslieder, fast wie eine Abschiedsrede. »When darkness comes and pain is all around, like a bridge over troubled water, I will lay me down.«
    Die Tragweite von dem, was er vorhatte, lastete schwer auf seinen Schultern. Trotzdem gab es keinen anderen Weg – sonst würden die anderen nicht genügend Zeit haben. Eine letzte hoffnungslose Jagd, ein letztes Opfer, um vielleicht wiedergutzumachen, was er verbockt hatte.
    »Klasse«, sagte er zu Maggie, vor der er sich möglichst nichts anmerken lassen wollte. »Ich bin abmarschbereit.«

29
    Letzten Endes war Jangler in seinem Lehnsessel eingeschlafen. Der detaillierte Report, den er über die Ereignisse des Tages geschrieben hatte, lag unfertig auf seinem Schoß. Das Handy auf dem Schreibtisch klingelte hartnäckig, doch er hörte das eilige Rufen des Ismus nicht. Die Punchinellos nebenan waren so laut, dass er es sich angewöhnt hatte, Ohrstöpsel zu tragen. Er schnarchte friedlich, während dunkle, tranige Träume durch sein Unterbewusstsein tröpfelten.
    Fast sechzig Jahre fielen von ihm ab. Plötzlich trug er kurze Flanellhosen und wurde einen langen Korridor entlanggeführt, in dem ein süßlicher, widerlicher Geruch hing. Gedämpfte Stimmen redeten über ihn. Man brachte ihn in ein großes und doch muffiges Schlafzimmer, in dem die Vorhänge zugezogen waren. Auf beiden Seiten des Sterbebetts brannten schwarze Kerzen. Dort lag sein Großvater und hauchte seinen letzten Lebensodem aus, ausgemergelt von der Arbeit für seinen Herrn und Meister – eine verdörrte Hülle, die auf das Ende wartete.
    Der allererste Jangler, der jene schicksalhafte Beltanefeier 1936 miterlebt hatte, war zu schwach, um aufzustehen. Seine trüber werdenden Augen richteten sich auf den Jungen, den man zu ihm gescheucht hatte, um ein letztes Mal Lebewohl zu sagen.
    »Erzieht ihn im rechten Glauben«, krächzte er
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