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Dance of Shadows

Dance of Shadows

Titel: Dance of Shadows
Autoren: Yelena Black
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erkannte ihre eigene Stimme.
    Dann loderte ihr Körper feurig auf und fiel zu einem Häufchen Asche zusammen.

Kapitel eins
    Mit einem Ruck zog ihre Mutter die Vorhänge zurück und ließ die Nachmittagssonne ins Zimmer.
    Vanessa hielt sich die Hand vor die Augen. »Mutter, bitte!«
    »Ein bisschen Sonnenlicht kann nicht schaden.« Mrs   Adler verzog den Mund, trat zurück und betrachtete ihr Werk. »Außerdem tötet es Keime ab. Wer weiß, wie genau die es hier mit dem Putzen nehmen.« Sie griff in ihre Handtasche und holte Fläschchen mit Desinfektionsmittel heraus, drückte einen Spritzer in ihre Handfläche und rieb sich die Hände ein. »Weg mit euch Bakterien!«
    Jetzt musste Vanessa lachen und schaute sich genauer um.
    Es war ein einfaches Schlafzimmer in einem Wohnheim, spärlich möbliert mit zwei Betten, zwei Schreibtischen und zwei Kommoden. Die Wände waren in einem blassen Gelb gestrichen. In dem hohen Spiegel an der Schranktür sah man die Umzugskartons, die unordentlich auf dem Boden herumstanden und noch nicht ausgepackt waren. Die andere Hälfte des Zimmers war schon voll mit Dingen in auffälligen, leuchtenden Farben. Da gab es Filmposter und Patchworkkissen, und aus dem Schrank quollen Kleider und Schuhe hervor, aber Vanessas Zimmergenossin war nirgends zu sehen.
    Durch die offen stehende Tür konnte man reges Treiben und Geplauder vom Flur hören. Mädchen lachten und erzählten einander ihre Erlebnisse aus den Sommerferien, Eltern schimpften, während sie schwere Schrankkoffer durch die Flure manövrierten, und kleine Schwestern drehten sich übermütig wie Ballerinen.
    Vanessa war auch einmal so eine kleine Schwester gewesen. Doch heute konnte sie sich kaum noch daran erinnern, wann das Tanzen sie das letzte Mal zum Lächeln gebracht hatte. Sie blies sich eine Strähne ihres roten Haars aus dem Gesicht und warf einen kurzen Blick zu ihrem Vater hinüber, der mitfühlend die Schultern zuckte.
    »Das sieht nicht schön aus.« Ihre Mutter schob eine kleine Vase von der einen Seite des Nachttischs auf die andere. »So ist es besser«, sagte sie. Für Vanessa sah es genauso aus wie zuvor.
    Ihr Vater seufzte, und als seine Frau nicht hinschaute, verdrehte er die Augen. Vanessa lachte.
    »Was ist denn hier lustig?«, fragte ihre Mutter streng.
    Vanessa biss sich auf die Lippe. »Ich habe nur an früher gedacht.«
    »Die Vergangenheit bedeutet nichts«, sagte ihre Mutter mit leichtem Zittern in der Stimme. »Konzentrier dich lieber auf das, was kommt.« Sie zupfte die Steppdecke zurecht und fuhr sich mit der Hand über die Stirn, als wollte sie damit die dünnen Falten glatt streichen, die sich in den letzten Jahren durch Stress und Kummer gebildet hatten. »Natürlich hilft es nicht gerade, dass wir hier sind.«
    Es klopfte. Eine junge Frau mit einem fröhlich wippenden Pferdeschwanz stand in der Tür, ein Klemmbrett in der Hand.
    »Ja bitte?«, sagte Vanessas Mutter und betrachtete die athletischen Beine der Frau, die in Shorts steckten.
    »Hallo. Ich suche Vanessa Adler.«
    Vanessa trat einen Schritt zur Tür hin, aber ihre Mutter rührte sich nicht von der Stelle.
    »Ich bin ihre Mutter, Mrs   Adler. Und wer sind Sie?«
    »Ich heiße Kate, bin die Tutorin der Neuen und zuständig für die Einteilung der Schlafzimmer.« Die junge Frau versuchte einen Blick ins Zimmer zu werfen. »Ich möchte Vanessa an der New Yorker Ballettakademie willkommen heißen.«
    »DIE Tutorin? Heißt das, es gibt hier nur eine Verantwortliche?«
    »Genau genommen sind wir zu zweit«, sagte Kate fröhlich. Sie hatte helle blaue Augen und hellbraunes Haar mit blonden Strähnchen. »Ich bin zuständig für die neuen Mädchen, und Ben ist zuständig für die Jungen.«
    Mrs   Adler runzelte die Stirn. »Ich glaube, ich habe Sie missverstanden. Wollen Sie mir allen Ernstes sagen, dass Sie die einzige Person sind, die sich um die neuen Schülerinnen kümmert?«
    Vanessa zuckte zusammen, und Kate warf ihr einen verständnisvollen Blick zu. Dann lächelte sie Mrs   Adler beruhigend an. »Das ist richtig. Aber ich versichere Ihnen   … «
    Mrs   Adler schnitt ihr das Wort ab. »Ist Ihnen klar, dass an der New Yorker Ballettakademie pro Jahr zwanzig Tänzer in Vanessas Jahrgang aufgenommen werden?«
    »Das ist mir klar   … «, sagte Kate.
    »Und dass man mit fünfzehn sehr leicht zu beeinflussen ist?«
    Vanessa spürte, dass sie rot wurde.
    »Das weiß ich, denn es ist noch nicht allzu lange her, dass ich selbst fünfzehn
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