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Dance of Shadows

Dance of Shadows

Titel: Dance of Shadows
Autoren: Yelena Black
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Sie strich sich den Rock glatt und wischte sich mit dem Taschentuch über die Augen. »Wir sollten fahren«, sagte sie energisch.
    Vanessa sah zu, wie ihre Eltern verschwanden. Und jetzt? Sie hob eine kleine Schachtel auf, die neben ihrem Bett stand. Darin lagen Margarets Spitzenschuhe, die Bänder um das abgetragene rosafarbene Satin gewickelt. Behutsam zeichnete sie die rauen Linien der Initialennach, die ihre Schwester in die Sohlen geritzt hatte. Gerade als sie die Schuhe in den Schrank räumen wollte, platzte ein Mädchen herein.
    »War das deine Mutter? Diese verrückte Frau, die ohne anzuklopfen in mein Zimmer gestürzt kam und die ganze Zeit über jemanden redete, der Margaret heißt?« Sie war groß und schmal, hatte dunkelbraune Haut und kluge grüne Augen. Auf ihrem Gesicht lag die Andeutung eines Lächelns.
    Vanessa zuckte zusammen. »Tut mir leid. Falls es dich tröstet: Bei mir platzt sie seit Jahren so rein.«
    »Verdammt. Und ich dachte,
meine
Mutter wäre nervig!«
    Vanessa biss sich auf die Lippe. »Sie hat doch nicht in deinen Sachen rumgewühlt, oder?«
    Das Mädchen schob sich die dichten Haare aus der Stirn und klemmte sie mit einer Spange fest. »Nein, sie stand nur da und hat ganz komisch gezittert. Einen Moment dachte ich, sie würde sich auf mein Bett setzen, aber ich hab ihr gleich klargemacht, dass sie das besser bleiben lässt. Vielleicht habe ich sie damit zum Weinen gebracht.«
    »Nein, mit dir hat das nichts zu tun«, sagte Vanessa und schüttelte den Kopf. »Sie hat in der letzten Zeit ziemlich viel geweint.« Sie machte eine Pause. »Ich bin übrigens Vanessa.«
    »Vanessa? Und wer ist Margaret?«
    »Meine ältere Schwester. Sie war auch hier   … aber jetzt nicht mehr.«
    »Tolle Geschichte.« Die Augen des Mädchens blitzten. »Ich bin Steffie.«
    Ein anderes Mädchen kam herein. »Und ich bin TJ«, sagte sie grinsend, »deine Zimmergenossin.«
    Sie hatte große rehbraune Augen und Sommersprossen. Ihr lockiges braunes Haar war zu einem zerzausten Nest hochgesteckt, undein paar einzelne Locken tanzten ihr ums Gesicht. »Das ist eine Abkürzung für Tammy Jessica, aber das finde ich mittlerweile zu mädchenhaft – TJ klingt besser, findet ihr nicht auch?«
    »Mittlerweile?«, sagte Steffie.
    TJ setzte sich auf ihre hellblaue Tagesdecke. Für eine Tänzerin hatte sie einen kräftigen Körperbau. »Ich erfinde mich selbst neu, jetzt wo ich hier bin. TJ: Das T steht für Tanzen, und das J bedeutet Jazz oder so. Das ist mein neues Ich: Ich bewege mich voran.«
    Vanessa lächelte. Der Gedanke eines Neuanfangs gefiel ihr. TJ trug kein Make-up, nicht einmal Eyeliner. Ihre Gesichtszüge schienen auch so schon ausdrucksvoll genug.
    »Ich bin aus der Stadt«, sagte TJ, als gäbe es überhaupt nur eine einzige Stadt. »Von der Upper East Side. Ich hätte auch zu Hause wohnen bleiben können, aber ich wollte weg von meinen Eltern. Sie sind Rechtsanwälte. Prillar & Prillar – und bei uns zu Hause geht es zu wie in ihrer Kanzlei. Alles, was sie können, ist reden, reden, reden.« Sie verdrehte die Augen. »Es wird so schön sein, davon mal wegzukommen.«
    Vanessa musste ein Lächeln unterdrücken. Reden, reden, reden. »Prillar?«, fragte sie. »So wie Prillar aus dem Vorstand der New Yorker Ballettakademie?«
    Steffie schaute TJ an. »Das hast du mir aber nicht erzählt.«
    »Warum sollte ich? Das hat nichts damit zu tun, dass ich hier aufgenommen worden bin.«
    »Natürlich nicht«, spöttelte Steffie.
    »Ich wollte damit nicht andeuten   … «
    Aber TJ unterbrach Vanessa und tat alles lachend ab. »Das weiß ich. Und woher kommst du? Nein, warte mal, lass mich raten. Kalifornien? Nein, Vermont.«
    »Fast«, sagte Vanessa. »Massachusetts.«
    Sie schielte zu dem Stapel Klamotten hinüber, der sich neben TJsBett auftürmte, und TJ sagte: »Keine Sorge, ich bin nicht immer so unordentlich.«
    Vanessa lachte. »Ich auch nicht.«
    »Genug von euren unordentlichen Klamotten«, sagte Steffie. »Ich kann es nicht fassen, dass wir jetzt hier in Manhattan auf die Schule gehen. Wie cool ist das denn?!«
    »Die Stadt, die niemals schläft«, sagte TJ.
    »Wo die Bürgersteige mit Gold gepflastert sind!«, schwärmte Steffie. »Oder war das Hollywood?«
    »Egal«, sagte Vanessa. »Hauptsache, wir sind hier glücklich.«
    »Als Erstes werde ich morgen früh zum Times Square gehen«, sagte Steffie, schob TJ zur Seite und ließ sich neben ihr aufs Bett plumpsen.
    »Igitt«, sagte TJ. »Als Erstes werde
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