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Dance of Shadows

Dance of Shadows

Titel: Dance of Shadows
Autoren: Yelena Black
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dennoch hatte Vanessa sie noch sie so echt und aufrichtig gesehen. Und obgleich sie noch nie ein freundliches Wort miteinander gesprochen, sich noch nicht einmal gleichgültig begrüßt hatten, wurde Vanessa bewusst, dass sie immer auf derselben Seite gestanden hatten.
    »Bitte«, sagte Vanessa. »Ich muss das für meine Schwester tun.«
    Anna sah Vanessa skeptisch an. »Und was ist, wenn du es nicht zu Ende bringen kannst?«
    »Ich schaffe das«, erwiderte Vanessa und versuchte, zuversichtlich zu klingen.
    Schließlich nickte ihr Anna steif zu. »Ich hoffe, du behältst recht«, sagte sie und wandte sich zu den anderen um.
    Im Licht des Scheinwerfers stellte sich Vanessa auf dem kreisförmigenBrandfleck auf, und ihr Schatten fiel quer durch den Raum.
Tut mir leid
, sagte sie im Geiste lautlos zu Steffie, Blaine und TJ und hoffte, sie würden sie irgendwie hören können.
    Angeführt von Anna versammelten sich die dreizehn Prinzessinnen in einem bleichen Kreis um Vanessa. Aus dem Schatten tauchte Zep auf, ging zwischen ihnen hindurch und nahm seinen Platz an Vanessas Seite ein. Sie spürte seinen Blick auf sich. Er bat sie, ihn anzusehen, ihm zu vergeben. Doch sie konnte es nicht.
    »Nicht vergessen«, flüsterte er mit seiner sanften Stimme. Als sie zum ersten Mal miteinander getanzt hatten, war sie bei dieser Stimme beinahe dahingeschmolzen. »Du brauchst jetzt nicht zu denken, sondern du sollst einfach nur
fühlen.
«
    Vanessa schloss die Augen und vergaß den Raum um sich herum, bis sie nur noch ihren stolpernden Herzschlag hören konnte, als bereite dieser sie auf den unregelmäßigen Rhythmus vor, dem sie gleich folgen musste. Sie erhob sich ins
relevé
, neigte den Kopf und wartete, bis sie das erste Klopfen mit dem Stock vernahm. Sie holte tief Luft, dann begann sie zu tanzen.

Kapitel fünfundzwanzig
    Anmut.
    Nachdem alles andere verbrannt war, blieb nur das.
    Das – und die Erinnerung an Margaret.
    Als Vanessa tanzte, bewegte sich ihr Körper anders als je zuvor. Ihre Schritte waren weicher, ihre Sprünge reichten weiter, und ihre Arme bewegten sich so grazil, als wäre ihre Schwester zurückgekehrt und würde sie anleiten.
    Hilda stand an der Seite des Raumes und gab den unregelmäßigen Rhythmus vor. Die Prinzessinnen umtanzten Vanessa mit ihren biegsamen Körpern. Ihre weißen Gesichter waren so ausdruckslos, als wäre ihnen der Gesichtsausdruck aufgemalt. Zep bewegte sich ruhig neben ihr, sein dunkler Körper wirkte wie ihr Schatten.
    Ihre Füße fanden die richtigen Schritte wie von selbst, bis Vanessa durch einen Sprung fast an den Rand des Raums gelangte. Sie neigte den Kopf nach hinten, ihre Fußknöchel zitterten   …
    »Ruhig halten!«, mahnte Hilda.
    Vanessa wirbelte davon, fing sich, bevor sie aus dem Tritt kam, und tanzte weiter.
    Aber dann fiel ihr Blick auf Josefs schlaffen Körper, und sie schauderte. Sie schloss die Augen und versuchte, das Bild aus ihrem Kopf zu bekommen, doch sie konnte Josefs Anwesenheit spüren, wie er da tot am Boden lag. Hilda klopfte mit seinem Stock den Rhythmus auf das Holz wie einen unregelmäßigen Herzschlag. Dann hörte Vanessa, wie Blaine wimmerte. Was würde mit ihren Freunden geschehen,wenn sie versagte und den Dämon nicht unter Kontrolle bekäme?
    »Achtung!«, warnte Hilda, ihre Stimme klang nervös.
    Zep drehte sich zu ihr um und ließ seine Hand an Vanessas Wirbelsäule hinabgleiten. Er fasste sie um die Hüfte und bereitete sich darauf vor, sie hochzuheben, aber sie sträubte sich. Plötzlich fühlte sich ihr Körper schwerfällig und langsam an, und Zeps Hände schienen sie am Boden zu halten. Sie drehte sich von ihm weg und versuchte sich aus seinem Griff zu befreien, als sie ihn flüstern hörte.
    »Hör auf!«, sagte Zep ihr ins Ohr. Er zog sie zurück, bevor sie einen Fehler machen konnte. »Hör auf, über mich nachzudenken. Hör auf, über sie nachzudenken. Hör auf,
überhaupt
nachzudenken.« Sein Schweiß roch streng. Fast wäre sie zusammengezuckt, aber sie hielt sich zurück.
    »Wenn du deiner Schwester helfen willst, musst du einen kühlen Kopf bewahren.« Er zwang Vanessa, ihm ins Gesicht zu schauen. Seine Augen warfen das Licht zurück und wirkten glasig. »Bist du dir darüber im Klaren?«
    Hinter ihm an der Wand sah sie die weiße Figur, die Margaret ähnelte. Dort würde sie bleiben, offen und doch verborgen, genau wie das geheime Tagebuch. Wenn Vanessa nichts tat, würde sie in alle Ewigkeit dort bleiben müssen!
    Sie brauchte ihm
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