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Damon Knights Collection 4

Damon Knights Collection 4

Titel: Damon Knights Collection 4
Autoren: Damon Knight
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wartet. So werde ich gemieden. Ich verlasse das Gebäude.
    Was danach?
    Während ich am trostlosen Freitag morgen in meinem Zimmer sitze und meine Rühreier esse, versuche ich, die drei verlorenen Nächte zu rekonstruieren.
    Natürlich ist es unmöglich. Das Bewußtsein funktioniert während der Zeit der Gefangenschaft, aber mit dem Rückzug des Passagiers verschwindet auch fast alle Erinnerung. Zurück bleibt nur ein unbedeutender Rest, ein rauher Film von schwachen und geisterhaften Erinnerungen. Aber der Besessene ist ein anderer geworden, obwohl er sich die Einzelheiten seiner Erfahrungen nicht zurückrufen kann, ist er durch sie im Innersten geändert.
    Ich versuche, mich zu erinnern.
    Ein Mädchen? Ja; Lippenstift an den Zigarettenstummeln. Also Sex hier in meinem Zimmer. Jung? Alt? Blond? Dunkelhaarig? Alles ist nebelhaft. Wie benahm sich mein beherrschter Körper? War ich ein guter Liebhaber? Ich versuche es zu sein, wenn ich ohne Passagier bin. Ich halte mich in Form. Mit 38 kann ich drei Sätze Tennis an einem Sommernachmittag ohne Kollaps überstehen. Ich kann eine Frau zum Glühen bringen, wie man von einer Frau erwartet, daß sie glüht. Kein Angeben, nur Einordnen. Wir haben alle unsere Fähigkeiten. Das hier sind meine.
    Aber Passagiere, wurde mir gesagt, finden ein perverses Vergnügen daran, unsere Fähigkeiten ins Gegenteil zu verkehren. So hätte es meinem Tyrannen eine Art Vergnügen bereitet, mich impotent zu sehen und mich zu zwingen, wiederholt bei ihr zu versagen.
    Ich verabscheue diesen Gedanken.
    Der Nebel über meinen Gedanken löst sich allmählich. Die von der Zentrale verschriebene Medizin wirkt rasch. Ich esse, rasiere mich, stelle mich unter den Vibrator, bis meine Haut glatt ist. Ich mache meine Übungen. Hat der Passagier am Mittwoch und Donnerstag morgen mit meinem Körper Gymnastik getrieben? Wahrscheinlich nicht. Ich muß das nachholen. Ich komme allmählich ins mittlere Alter, verlorene Mühe ist nicht leicht aufzuholen.
    Ich berühre meine Zehen zwanzigmal, Knie durchgedrückt.
    Ich schwinge meine Beine hoch in die Luft.
    Ich liege flach und mache Liegestütze.
    Mein mißhandelter Körper antwortet. Es ist der erste strahlende Moment seit meinem Erwachen: das innere Prickeln zu spüren, zu wissen, daß ich noch Energie besitze.
    Als nächstes brauche ich frische Luft. Schnell schlüpfe ich in meine Kleider und verlasse das Zimmer. Es gibt keinen zwingenden Grund für mich, heute zur Arbeit zu gehen. Sie sind davon unterrichtet, daß ich seit Dienstag nachmittag einen Passagier hatte, sie müssen nicht erfahren, daß der Passagier am Freitag vor Sonnenaufgang verschwand. Ich will einen freien Tag haben. Ich will durch die Straßen der Stadt laufen, meine Glieder dehnen, meinen Körper für den Mißbrauch entschädigen, den er erlitten hat.
    Ich betrete den Aufzug. Ich sinke fünfzig Stockwerke tief zum Erdboden. Ich gehe hinaus in die Dezemberlangeweile.
    Die Türme von New York blicken auf mich herunter.
    In den Straßen strömen die Autos vorwärts. Fahrer sitzen nervös am Lenkrad. Man weiß nie, wann der Fahrer eines nahenden Autos beherrscht werden wird, und es gibt immer einen Moment mangelnder Koordination, wenn der Passagier übernimmt. Viele Leben gehen auf diese Art und Weise verloren auf unseren Straßen und Highways, niemals aber das Leben eines Passagiers.
    Ich laufe ziellos umher. Ich überquere die Vierzehnte Straße, gehe in Richtung Norden und höre auf das sanfte heftige Surren der elektrischen Motoren. Ich sehe, wie ein Junge auf der Straße hin und her geschüttelt wird, und weiß, er ist besessen. An der Ecke der Fünften und Zweiundzwanzigsten nähert sich ein wohlhabend aussehender, fettleibiger Mann, sein Schal ist verrutscht, das Wall Street Journal von heute morgen schaut aus einer Tasche seines Überziehers heraus. Er kichert, er streckt seine Zunge heraus. Besessen. Besessen. Ich weiche ihm aus und gehe schneller. Ich komme zu der Unterführung, die den Verkehr unter der Vierunddreißigsten Straße nach Queens leitet und halte für einen Moment inne, um zwei junge Mädchen zu beobachten, die sich an der Bordsteinkante streiten. Eine der beiden ist eine Negerin. Ihre Augen rollen vor Angst.
    Die andere stößt sie näher an das Geländer. Besessen. Aber der Passagier denkt nicht an Mord, allein an Vergnügen. Das Negermädchen wird losgelassen und fällt zu einem kauernden Bündel zusammen, es zittert. Dann erhebt es sich und rennt. Das andere Mädchen
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