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Damon Knights Collection 2

Damon Knights Collection 2

Titel: Damon Knights Collection 2
Autoren: Damon Knight
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verliefen. Sie waren zusammengebündelt wie Stroh, und manchmal überschnitten sie sich, aber keine verliefen Seite an Seite. Einer meiner Tunnel mündete in der Krügerwelt. Ich kroch ihn entlang und aus der Erde hervor, und jetzt bin ich hier. Das ist alles, an was ich mich erinnern kann.«
    »Okay, geh wieder an die Arbeit«, sagte Kinross.
    White rührte sich nicht. »Erst müssen Sie Mister Krügers Namen von mir nehmen«, sagte er.
    »Also gut, ich nehme den Namen von dir«, sagte Kinross.
    »Noch einmal. Sie haben ihn mir zweimal auferlegt.«
    »Okay, dann nehme ich ihn noch mal von dir«, fauchte Kinross. »Geh jetzt und mach weiter.«
    Er ging davon. Hinter ihm nahm ein dritter Stock das Klopfen wieder auf, und der Rhythmus wurde wieder regelmäßig.
     
    Allein in seiner Hütte zermarterte er sich das Hirn, statt zu schlafen. Eine Welt der Magie … aber welcher Magie? Krügers Lehre … vor dem Wort, vor dem Gedanken … welche Tat könnte ihm jetzt nützlich sein? Welche blinde, wortlose, undenkbare Tat?
    Er beschloß, sich zu weigern, am nächsten Morgen seine übliche Fruchtgabe auf den Steinhügel zu legen, und auf einmal konnte er einschlafen.
     
    Kinross erwachte früh und ging durch mehrere Obstgärten, aß unterwegs, bis sein Hunger gestillt war. Sein zielloses Herumwandern hatte ihn zum Saum des dunklen Nutzholzwaldes geführt, der den Eingang der Höhle verdeckte. Aus einem Impuls heraus durchquerte er den Wald bis zur Lichtung und entdeckte unterwegs zu seinem Erstaunen, daß er eine kleine Guava in der Tasche hatte. Er warf sie weg. Zwei Dorfbewohner, ein Mann und eine Frau, legten Früchte auf den Steinhügel. Kinross fragte sich, ob sie wohl ein Paar waren.
    Silva hockte wie üblich neben dem Steinhügel. Kinross versuchte mit dem alten Mann zu reden, klopfte ihm auf die Schulter, aber Silva stieß ihn mit einem unzusammenhängenden Gejammer über Teufel zurück. Kinross zuckte die Achsel und kehrte durch das Tal zurück.
    Es war ein schöner Morgen, Vögel und Blumen tüpfelten das Grün bunt, durch das die kaum bekleideten gutgebauten Dorfbewohner zu zweit oder zu dritt gingen. Rauch stieg von der deutlich sichtbaren roten Flamme vor Marys Hütte auf. Die Luft duftete nach Blumen, wurde von Vogelstimmen erfüllt und vom Holzrauch gewürzt. Kinross versuchte sich wohl zu fühlen, aber eine Unrast trieb ihn weiter.
    Er ging kreuz und quer, setzte sich und sprang wieder auf, suchte nach irgendeiner Beschäftigung, die er nicht in die Tat umwandeln würde, die von ihm verlangt wurde. Er pflückte Früchte und warf sie fort, näherte sich dem dunklen Wald und entfernte sich resolut. Endlich beschloß er, den Kampf in seiner Hütte auszufechten. Er ging hinein und flocht vor seine Tür eine Barrikade aus Burrawangwedeln.
    Stundenlang lief er in der Dunkelheit mit geballten Fäusten hin und her oder streckte sich der Länge nach aus und rang mit seinen rebellischen Muskeln und seinen aufbegehrenden Eingeweiden. Schließlich sprach die vertraute silberhelle Stimme, die er so lange nicht gehört hatte, aus der Luft zu ihm.
    »Kinross, ich bin hungrig und durstig. Bring mir Früchte.«
    »Nein. Du bekommst sie von hundert anderen.«
    »Ich brauche sie von dir, Kinross. Wir haben eine Beziehung. Ich habe dir ein verlorenes Leben zurückgegeben. Du hast mit deiner eigenen Kraft meinen Körper hierher geschleppt. Du schuldest mir eine Pflicht.«
    »Das streite ich ab. Wenn ich es je tat, so widerrufe ich es.«
    »Ich besitze Macht, Kinross. Silva und Kerbeck bringen mir keine Früchte. Möchtest du so sein wie sie?«
    »Du lügst, Krüger. Du besitzt nicht einmal die Macht, meinen Muskeln zu befehlen.«
    »Ich möchte ihnen nicht direkt befehlen. Ich möchte dir, mit deiner Zustimmung, in dieser einen kleinen Sache befehlen.«
    »Nein. Ich habe deine Macht schon früher auf die Probe gestellt.«
    »Nicht in ihrem vollen Ausmaß, Kinross. Nicht in ihrem Ausmaß. Es widerstrebt mir, dich zu verletzen.«
    Während Kinross plötzlich gewahr wurde, daß die Spannung gewichen war, dehnte sich die Stille aus. Er fühlte sich genauso müde wie an den Tagen, an denen er mit der Rückkehrschranke gekämpft hatte. Er legte sich zurück, um sich auszuruhen.
    ›Die erste Runde ist für mich‹, dachte er behaglich.
    In der Ferne rollte Donner. ›Die zweite Runde?‹ dachte er beunruhigt und entfernte die Barrikade vor seiner Tür. Schwarze Wolken brodelten an dem großen Grat über der Höhlenöffnung empor.
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