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Damals im Dezember

Damals im Dezember

Titel: Damals im Dezember
Autoren: Richard Paul Evans
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Gepetto.«
    Ich lachte. »Ganz genau.«
    »Er hat die Sache mit MGM wirklich vermasselt«, sagte er grinsend und trank seufzend einen Schluck Wein. »Ab und zu mache ich was richtig.«
    Während ich ihm von Rachael erzählte, merkte ich, wie viel sie mir bedeutete.
    »Es ist noch nicht vorbei, oder?«, meinte mein Vater.
    Ich schüttelte den Kopf. »Noch nicht.«
    Während meiner Erzählung tadelte mich mein Vater kein einziges Mal. Er urteilte auch nicht. Kein »Das hab ich dir ja gesagt«. Keine Entrüstung. Nur Liebe und Freude über meine Rückkehr.
    Später am Abend, nachdem Larry auf seiner Mandoline Volar e für uns gespielt hatte, stand mein Vater auf und schlug mit einer Gabel gegen ein Weinglas, bis alle im Restaurant zu uns herschauten.
    »Meine Freunde«, sagte mein Vater, »die meisten von Ihnen sind Fremde für mich. Aber heute Abend sind Sie alle meine Freunde, denn heute Abend feiern wir. Mein Sohn ist nach Hause gekommen. Ich lade Sie alle ein, mit mir auf ihn anzustoßen.«
    Larry ging wild gestikulierend durch sein Restaurant und rief: »Gläser hoch!« Das Restaurant war Larrys Zuhause, und er führte es auch so. (Er war berüchtigt dafür, dass er Leute, die er nicht mochte, rausschmiss, was den Ruhm und die Beliebtheit seines Restaurants nur noch steigerte.)
    Auch ohne Larrys Ermunterung hatten die meisten Gäste bereits lächelnd ihr Glas erhoben. – Wer freut sich nicht über eine glückliche Wiedervereinigung?
    Mein Vater hob das Glas. »Auf meinen Sohn. Wohin er auch gesegelt sein mag, ich danke den Winden, die ihn wieder nach Hause gebracht haben.«
    Wir stießen miteinander an, und meine Augen wurden feucht vor Dankbarkeit und Liebe, die ich für diesen Mann empfand. Vor Dankbarkeit für seine Liebe.
    Mein Vater ließ seinen Blick durch das Restaurant schweifen. »Danke, dass Sie an unserer Freude teilgenommen haben«, sagte er. »Heute Abend geht all Ihr Essen auf meine Rechnung.« Alle Gäste applaudierten. Dann flüsterte ihm Mary etwas zu, und er lächelte ironisch. »Aber nicht Ihre Getränke.«
    Alle lachten und applaudierten erneut.
    »Cantiamo!« , rief Larry. »Wir singen.« Er spielte That’s Amore auf seiner Mandoline, und alle Gäste sangen mit, als wären wir alte Freunde. Alle außer meinem Vater. Der sah mich die ganze Zeit einfach nur an und lächelte.

Neunundvierzigstes Kapitel
    Meine Rückkehr hat den Giganten wiedererweckt.
    Aus dem Tagebuch von Luke Crisp
    Am nächsten Morgen musterte mich Henrys Sekretärin gereizt. Sie war deutlich verärgert darüber, mich schon so bald wieder in ihrem Büro zu sehen. »Kann ich Ihnen helfen?«, fragte sie in einem Ton, der mir deutlich zu verstehen gab, dass sie dazu keineswegs bereit war.
    »Ja, das können Sie. Bitte sagen Sie Henry, dass ich hier bin, um ihn zu sprechen.«
    »Mr Price ist beschäftigt«, fauchte sie.
    »Er ist nicht zu beschäftigt, um mich zu sehen«, erwiderte ich. »Rufen Sie ihn an.«
    Sie rührte sich nicht.
    »Bitte rufen Sie ihn an«, wiederholte ich.
    Sie starrte zu mir hin, während sie den Hörer hob und hineinsprach. Dann legte sie den Hörer wieder auf. »Wie ich bereits gesagt habe, Mr Price ist beschäftigt. Und Sie sind hier nicht willkommen.«
    Jetzt trat mein Vater an den Tresen. »Kein Problem, Miss. Seine Termine sind hiermit gestrichen.« Er ging an ihrem Tresen vorbei.
    »Sie können nicht da hinten hingehen. Ich rufe den Sicherheitsdienst.«
    Mein Vater blieb stehen, drehte sich zu ihr um und sah sie mit einem irritierten Lächeln an. »Meine Liebe, der Sicherheitsdienst ist bereits unterwegs.«
    Fast wie aufs Stichwort kamen drei uniformierte Sicherheitsleute in den Raum und gingen auf meinen Vater zu. Der erste sagte: »Freut mich, Sie wiederzusehen, Mr Crisp.«
    »Mich freut es ebenfalls, Sie wiederzusehen, Michael«, erwiderte mein Vater. Dann wandte er sich erneut der Frau zu. »Sie haben keine Ahnung, wer ich bin, oder?«
    Sie sah meinen Vater sprachlos an.
    »Sie wissen es nicht, oder?«
    Sie schluckte und schüttelte den Kopf.
    »Das hab ich mir schon gedacht«, sagte er. »Ich verrate Ihnen, wer ich nicht bin. Ich bin nicht mehr Ihr Arbeitgeber.« Er wandte sich an den einen Sicherheitsmann. »Michael, würde einer Ihrer Männer diese junge Dame bitte aus meinem Gebäude führen.«
    »Ja, Sir«, erwiderte Michael und nickte dem Mann neben ihm zu.
    Mein Vater setzte seinen Weg zu Henrys Büro fort. Ich blieb am Tresen der Frau stehen. »Ich gebe Ihnen einen Rat«, sagte ich.
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