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Damals hast du mich geliebt

Damals hast du mich geliebt

Titel: Damals hast du mich geliebt
Autoren: Teresa Hill
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„Mitten auf dem Laufsteg, heißt es. Hoffentlich gibt es davon ein Video. Das könnte mir gefallen. Kennen Sie das Mädchen, diese Chloe?“
    „Früher mal“, gab James zu. Warum auch nicht? Er sprach hier mit Vince. Sie beide waren Kiosk-Kumpel.
    „Auf den meisten Bildern wirkt sie irgendwie schwach und harmlos“, sagte Vince. „Als könne diese Eloise sie in Stücke reißen, wenn sie nur wollte.“
    Schwach war kein Ausdruck, den James im Zusammenhang mit Chloe benutzt hätte. Sie selbst gab sich gerne hart wie Stahl und ausgesprochen selbstständig. Vor allem, wenn es um ihre Karriere ging. Privat war sie jedoch sanft, einfühlsam, manchmal verletzlich, aber auch humorvoll und lebenslustig. Und sie konnte einen Mann in den Wahnsinn treiben.
    Nichts davon ließ sich mit Schwäche gleichsetzen.
    Auch wenn James zugeben musste, dass sie auf den Prügelfotos zerbrechlich und traurig wirkte, wie sie da deprimiert im Abseits stand. Es sah ganz so aus, als sei ihre Show ruiniert. Dabei hatte sie doch ihr ganzes Leben auf eine solche Chance hingearbeitet. Das war ihr wichtiger gewesen als ihre Beziehung zu ihm, so viel stand fest. Damals hatte sie ihn damit zur Weißglut getrieben.
    „Sind Sie sicher, dass Sie keine von denen wollen?“ Vince deutete auf die Boulevardblätter. „Im Innenteil sind noch mehr Bilder.“
    „Danke, kein Bedarf.“ Auf gar keinen Fall würde James so etwas in aller Öffentlichkeit kaufen. Nein, er würde sich die Ausgabe seiner Assistentin leihen …
    Als James sein Büro im 26. Stock betrat, begrüßte er zunächst seine Sekretärin und die Sekretärin seiner Sekretärin, dann bat er seine Assistentin Marcy in sein Büro. Es war ein großes, vollkommen schmuckloses Zimmer mit einem massiven Schreibtisch aus poliertem Holz, imposanten Lederstühlen und einer fantastischen Aussicht bis hinunter zum New Yorker Hafen und dem Battery Park.
    James glaubte an Ordnung, Disziplin, harte Arbeit und Unternehmergeist. Wenn die Leute ihn als Finanzgenie bezeichneten, lächelte er nur und widmete sich wieder seiner Arbeit. Die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung stellte zwar eine Herausforderung dar, doch sie hatte ihn keineswegs kalt erwischt. Deshalb ging es ihm nach wie vor gut, während andere um ihn herum ins Strudeln gerieten.
    Trau nie dem Hype, schon gar nicht, wenn es um Geld geht, predigte er stets. Er selbst war mit dieser Philosophie gut gefahren.
    Im Augenblick fragte er sich jedoch, ob er nicht vielleicht seine Beziehung mit Chloe auf ein überhöhtes Niveau gehypt hatte. Es war kaum möglich, dass er mit ihr so glücklich – oder ohne sie so unglücklich – gewesen war, wie er es in Erinnerung hatte.
    Nicht, dass er von dieser Frage besessen war.
    Nur … neugierig.
    „Mr Elliott? Geht es Ihnen gut?“, fragte Marcy.
    „Natürlich“, gab er zurück. Noch konnte er sich nicht so ganz überwinden, seine Bitte zu äußern. Er räusperte sich, rückte seine Krawatte zurecht, stutzte. „Eigentlich bräuchte ich … Ich würde gerne einen Blick auf Ihre Ausgabe des ‚New York Mirror‘ werfen.“
    Marcy wurde nervös. Ihre Augen weiteten sich, und ihre Wangen überzog eine zarte Röte. „Aber ich habe keinen …“
    „Oh doch, haben Sie. Ich weiß, dass Sie dieses Blatt lesen, und ich will es.“
    „Warum?“
    „Sie wissen, warum. Ich wette sogar eintausend Dollar, dass Sie das wissen.“
    Jetzt war sie wirklich verlegen, stritt es aber auch nicht mehr ab – weder, dass sie das verdammte Blatt las, noch, dass sie wusste, warum er es wollte.
    Sie hatte bald nach seiner Trennung von Chloe bei ihm angefangen. Wochenlang war seine Laune unerträglich gewesen. Am Ende hatte er sich gezwungen gesehen, außerplanmäßige Bonuszahlungen an Marcy und weitere Angestellte, die ihn ertragen mussten, zu verteilen. Als eine Art Wiedergutmachung.
    „Okay, ich hol’s ja.“ Marcy drehte sich um und eilte hinaus.
    „Und wagen Sie es nicht, irgendjemandem davon zu erzählen!“, rief er ihr nach. Seine Sekretärin und die Sekretärin seiner Sekretärin blickten ihn durch die geöffnete Tür besorgt an.
    Toll. Einfach nur toll.
    Als Marcy zurückkam, hatte sie das Skandalblatt penibel zusammengerollt, sodass niemand sehen konnte, worum es sich dabei handelte. Wenigstens war es ihr peinlich, so etwas zu lesen.
    Mit finsterer Miene gab sie es ihm, dann beugte sie sich über die Tastatur, um etwas in seinen Computer zu tippen. „Sie wollen die Zeitung wegen der Fotos, aber der beste Bericht
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