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Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals

Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals

Titel: Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals
Autoren: Jennifer Fallon
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Adrina kaltsinnig, »bedeutet das nicht zwangsläufig, dass ich die gleiche Haltung einnehme. Du hast mein Wort: Ich werde meinen Bruder nicht meucheln. Keinen meiner Brüder.«
    »Euer Einwand ist allemal belanglos, Eure Majestät«, erläuterte Shananara. »Das Amt der Regentin schlösse Adrina unzweifelhaft von der Thronfolge aus. Sollte Eurem Sohn etwas zustoßen, bestiege Eure nächstälteste Tochter den Thron.«
    »Cassandra?« Hablet lachte. »Mögen die Götter ein solches Schicksal abwenden. Wahrhaftig, nun ersehe ich, dass Adrina alles tun wird, um das Leben ihres Bruders zu schützen. Ich hege fürwahr die feste Überzeugung, dass sie lieber in den Tod ginge, als Cassandra auf dem Thron zu dulden.«
    Frieden .
    Mit ernster Miene entfernte sich R’shiel von der Säule, an der sie gelehnt hatte: Wie überflüssig sie geworden war, kam ihr nun allmählich zu Bewusstsein. Zegarnald würde nicht vergehen; er war eine Haupt-Gottheit und daher unbedingt unsterblich. Doch ebenso wenig konnte er sich in Karien einnisten und an die Stelle Xaphistas treten. Er hatte es angestrebt, sie zu »stählen«, damit sie stark genug wurde, um Xaphista zu stürzen. Sein Ziel hatte er erreicht, doch wenigstens in gewissem Umfang rächte sich R’shiel jetzt für das Leid, das er ihr zugemutet hatte. Während das Leben seinen Lauf nahm, würden die Götter immer wieder Aufstieg und Niedergang erleben, an Stärke gewinnen und Schwächung erdulden, doch dem Kriegsgott sollte es künftig an der Kraft mangeln, den anderen Göttern seinen Willen aufzudrängen. Das Gleichgewicht war wiederhergestellt worden.
    Fortan wurde das Dämonenkind nicht mehr gebraucht. R’shiels Bestimmung war erfüllt. Kein Volk bedurfte ihrer Ratschläge. Dass die Völker alles Erforderliche selbst erledigt hatten, während sie geschlafen hatte, flößte ihr ein regelrecht schmerzliches Gefühl der Unwichtigkeit ein.
    Man brachte Tintenfässer und mehrere Schreibfedern, damit alle Beteiligten den Vertrag unterzeichnen konnten. R’shiel nahm es zur Kenntnis.
    Für sie gab es nichts mehr zu verrichten.
    R’shiel schlüpfte zum Portal hinaus und trat in den Sonnenschein. Ihr wurde klar, dass sie zum ersten Mal niemandem außer sich selbst irgendetwas schuldete. Die Vorsehung lastete nicht mehr auf ihr wie ein Schatten. Niemandem war sie noch verpflichtet – keinem Menschen, keinem Harshini, keinem Gott.
    Noch immer den Blicken verborgen durch die Sichtschutz-Magie, strebte R’shiel zum Haupttor. Ungesehen von den Hüter-Kriegern, die es bewachten, durchquerte sie das Tor und begab sich auf die Landstraße. Vor der Stadt beschäftigte man sich noch mit dem Aufräumen des Schlachtfelds, Kriegsleute schichteten Gefallene in riesige Gruben, die die zahlreichen, nach der Schlacht gemachten karischen Gefangenen aushoben. Doch der Saran floss wieder rein und klar; das flache Gewässer gluckerte munter über die Steine des Flussbetts. Den Saran einen Fluss zu nennen, war eigentlich eine erhebliche Übertreibung. Streng genommen war er bloß ein breiter Bach.
    Auf der Brücke hielt R’shiel inne und drehte sich nach der leuchtenden Zitadelle um. Sie war ihr Heim und ihr Gefängnis gewesen. Ihr Unheil und ihr Heil.
    Aus einem inneren Drang heraus sandte sie der gewaltigen Festung einen Gedanken des Abschieds. Ob sie jemals wiederkehrte – oder wann –, wusste sie nicht. Sie musste Loclon aufspüren. Und sie hatte eine Verabredung mit Gimlorie. Vielleicht fand sie sogar eine Möglichkeit, um den Tod dahingehend zu überreden, dass er Brakandaran aus seinem Reich entließ.
    Die Zitadelle antwortete mit einer geistigen Woge der Zuneigung und des Wohlwollens, die R’shiel sanft umschmeichelte. Während sie bei sich lächelte, senkte R’shiel den Blick und stellte fest, sie war nicht allein. Zu ihren Füßen kauerte die kleine Dämonin, die sie zuletzt in Groenhavn zusammen mit Mikel gesehen hatte, und schaute sie aus großen, schwarzen Augen an.
    »Wo hast du denn gesteckt?«, fragte R’shiel und ging in die Hocke. Das Geschöpf schnatterte etwas Unverständliches und hüpfte ihr auf die Arme. »Tut es dir Leid um Mikel?« R’shiel lachte verhalten. »Dich trifft keine Schuld, Kleine. Du musst ein paar Hundert Jahre älter werden, bevor du jemanden vor Schurken wie Xaphista beschützen kannst.«
    Die bloße Erwähnung des toten Gottes bewog den kleinen Dämon zu neuen Unmutsbekundungen. Die sehnigen Ärmchen um den Hals geschlungen, richtete R’shiel sich auf;
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