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Dämonenherz

Dämonenherz

Titel: Dämonenherz
Autoren: Julia Talbot
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viel zu weit weg. Carl Weller setzte sich in Bewegung.
    »Er kommt hier rüber!«
    Vicky starrte Anna an. »Ich fasse es nicht. Carl Weller in meiner Nähe. Ich glaube, ich muss ihn berühren, damit ein bisschen Goldstaub an mir hängen bleibt!«
    »Beherrsch dich.«
    Weller eilte mit energischen, weit ausholenden Schritten schnurgerade über die Wiese auf die Tische zu, die in kleinen Gruppen auf der Terrasse standen. Er telefonierte immer noch. Das Plätschern des Springbrunnens übertönte seine Worte, aber als er näher kam und an ihnen vorüberging, hörte Anna ihn sprechen. Er hatte eine männliche, tiefe Stimme, die bei Anna sofort ein wohliges Kribbeln auslöste. Aus den Augenwinkeln beobachtete sie, wie er sich an den letzten freien Tisch ein paar Meter weiter setzte.
    Weller legte auf und sah sie an. Er sah sie an! Sein Blick fesselte sie und ließ sie nicht mehr los. Einige unendliche Sekunden vergingen,in denen es ihr unmöglich war, sich von ihm zu lösen. Ihr wurde heiß und kalt, als ob Gift in ihre Adern rinnen und sie von innen her verbrennen würde. Gleich würde sie wie eine willenlose Marionette aufstehen, zu ihm hinübergehen und ihn bitten, ihr den Rest ihrer Tage die Tröstung seines Anblicks zu gewähren.
    Er hob kurz die Hand, und in diesem Moment erkannte Anna, dass er gar nicht sie, sondern den Kellner direkt hinter ihr im Visier hatte. Die Erleichterung war ebenso groß wie die Enttäuschung. Hatte sie wirklich geglaubt, ein Mann wie Carl Weller würde mit ihr flirten? Weller brauchte nur ein minimales Kopfnicken, und der Mann eilte beflissen auf ihn zu. Im Handumdrehen hatte er ein Glas Mineralwasser und einen Espresso vor sich stehen.
    »Was will er eigentlich hier?«
    Ihre Frage klang ärgerlicher als beabsichtigt. Vicky sah sie erstaunt an.
    »Wahrscheinlich einen Kaffee trinken. Auch global player haben Durst.«
    »Nein, ich meine: Was macht er auf der Konferenz morgen? Er ist ja offenbar mit dabei.«
    »Keine Ahnung.« Vicky grinste sie an. »Hedgefonds an sich reißen. Staaten ins Elend stürzen. Ganze Industriezweige lahmlegen. Genaueres werden wir demnächst aus der Zeitung erfahren. Da kommt schon der Erste.«
    Ein Fotograf eilte zielstrebig über den Rasen auf das Café zu. Zahlreiche Bänder mit Akkreditierungen baumelten vor seiner Brust. Der kurze Spurt hatte ihn ins Schwitzen gebracht, doch weder sein leichtes Übergewicht noch die Blicke der Gäste auf seine etwas abgerissene Gestalt hielten ihn davon ab, noch im Laufen seine Kamera hochzuhalten und Fotos zu schießen. Je näher er kam, desto schneller klickte der Verschluss. Sein Zielobjekt war eindeutig Weller. Der hatte gerade sein Wasserglas an die Lippen geführt und war für einen Moment abgelenkt. Das reichte dem Fotografen, um direkt an ihn heranzukommen.
    »EinenMoment bitte, Herr Weller!«
    Blitzschnell drehte der Mann den Kopf und starrte den Fotografen wütend an.
    »Keine Fotos!«
    Der Fotograf knipste munter weiter. Offenbar fühlte er sich inmitten all der Gäste sicher. Weller stellte das Glas ab, sprang auf und riss dem Fotografen die Kamera aus der Hand.
    »He! Das können Sie nicht machen!«
    »Sie haben keine Ahnung.«
    Weller hielt die Kamera am ausgestreckten Arm so weit von sich, dass der Fotograf sie nicht erreichen konnte. Anna fiel auf, wie muskulös und durchtrainiert er plötzlich wirkte. Er musste ein eigenes Fitnessstudio haben, anders waren seine kraftvollen und geschmeidigen Bewegungen nicht zu erklären.
    »Löschen Sie die Fotos.«
    »Das kann ich nicht! Das darf ich nicht! Nein!«
    Weller ließ die Kamera fallen. Mit einem lauten Knall schepperte sie auf den Terrassenboden, mehrere kleine Teile splitterten ab, das Objektiv rollte unter den Tisch. Weller streifte sich über die Arme, als ob er sich Dreck abwischen wollte, und setzte sich seelenruhig wieder hin. Fassungslos starrte der Fotograf auf die Überreste seiner Ausrüstung.
    »Ich … ich werde Sie verklagen!«
    Weller würdigte ihn keines Blickes.
    »Ich bin von der größten Zeitung Deutschlands. Das kommt Sie teuer zu stehen!«
    Hilflos blickte der Fotograf sich um. Niemand mischte sich ein. Wellers Ärger hing wie eine dunkle Wolke über den Tischen. Der Fotograf bückte sich und sammelte die Reste seiner Kamera ein. Weller schaute gelangweilt in die andere Richtung. Er war der arroganteste Mensch, dem Anna jemals begegnet war.
    Sie stand auf. Vicky wollte sie noch zurückhalten, aber Anna marschierte schon los. Zu ihrem
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