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DÄMONENHASS

DÄMONENHASS

Titel: DÄMONENHASS
Autoren: Brian Lumley
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Lardis rund sechs oder sieben Jahre älter war als der Herr und zudem auch selbst ein Anführer, fühlte er sich in der Gegenwart des anderen unwohl. Das war von Anfang an so gewesen, und dieses Gefühl hatte sich im Lauf der Zeit noch verstärkt. Sein Unbehagen mochte seine Wurzel im fremdartigen Ursprung des Herrn haben – in der Tatsache, dass er ein Wesen war, das einer unbekannten Welt entstammte und dem gewaltige Waffen und Mächte zu Gebot standen. Doch das war nicht der einzige Grund. Vielmehr spürte Lardis in ihm etwas von der uralten Macht dieser Welt (der Sternseite, genauer gesagt), und zum größten Teil lag seine Unruhe darin begründet, dass er wusste, was ihm durch die Augenschlitze der ausdruckslosen Maske des Herrn entgegenblickte – die blutroten Augen eines Wamphyri! Nun, das war kein Geheimnis. Es war dem Herrn sehr zugutezuhalten, dass er alles offenbart hatte – nämlich die Tatsache, dass er ein Vampirei empfangen hatte, und zwar durch den Biss eines Wolfes!
    Lardis vermutete allerdings, dass seine stete Unruhe an noch etwas anderem lag. Aus dem Augenwinkel beobachtete er seinen Gastgeber und hatte dabei das Gefühl, dass die unsichtbaren Augen des Herrn mehr sahen, als ihnen zustand, dass sie sogar in die Seele eines Menschen zu blicken vermochten. Lardis’ Seele war ebenso kristallrein wie sein Gewissen, doch seine Gedanken suchten immerfort. Ihm missfiel die Vorstellung, dass der Herr auch ein Gedankendieb war, ein Mentalist. Jedenfalls hatten die meisten der Alten Wamphyri diese Macht in gewissem Ausmaß besessen.
    Schließlich erhob der Herr die Stimme: »Du bist sehr ruhig.« Seine Stimme war jung und dennoch alt vor Wissen, vor Fremdartigkeit. Ihr haftete etwas Raues an, das von körperlichen Schmerzen kündete. Die Verbrennungen des Herrn waren noch nicht verheilt. Noch nicht ganz.
    Unbehaglich zuckte Lardis die Achseln; ihm fiel keine passende Antwort ein. »Du hast nach mir geschickt. Ich kam her, um zu erfahren, was du möchtest.«
    »Was ich möchte?« Der Herr erwiderte Lardis’ Schulterzucken. »Das weiß ich selbst nicht! Für den Augenblick geht es darum, was meine Leute möchten. Später ... sehen wir weiter.«
    Lardis wartete ab. Schließlich sagte der Herr mit einem Seufzen: »Ich fürchte, dass uns Veränderungen bevorstehen. Wir müssen über einiges sprechen – über meine Mutter, meinen Vater, über mich selbst. Über dich und dein Volk. Über den Garten und seine Zukunft. So er denn eine hat.«
    Noch immer wahrte Lardis sein Schweigen.
    »Seinerzeit erfüllte der Garten einen Zweck«, fuhr der Herr fort. »Er war eine Heimstatt, eine Zuflucht, sogar eine Festung gegen die Wamphyri. Jedenfalls gegen ihre Überheblichkeit, ihre angebliche Unbesiegbarkeit. Nun, sie waren nicht unbesiegbar. Ebenso wenig wie ich. Nichts ist unbesiegbar. Zudem diente der Garten als Beweis: Ein befestigtes, dauerhaft bewohntes Heim mag vielleicht verwundbar sein, dennoch kann es erfolgreich verteidigt werden. Zu den Stärken der Wamphyri zählte ihr Territorialverhalten. Sobald sie einen Ort beanspruchten – oder irgendetwas anderes, was das betrifft –, gehörte er ihnen in alle Ewigkeit, oder zumindest so lange, wie sie sich darin behaupten konnten. Das ist nicht ungewöhnlich; die meisten Kreaturen ziehen nur ungern fort, sobald sie erst einmal ihren Platz gefunden haben. Bei Menschen ist das recht ähnlich. Was Mittel und Ursache dafür war, dass wir den Garten hielten und die Wamphyri niederstreckten.« Er verstummte.
    »Im Land meines Vaters«, fuhr der Herr nach einer Weile fort, »in seiner Welt gibt es ein Sprichwort: ›Das Haus eines Engländers ist seine Festung.‹ Das lässt sich als Warnung verstehen: ›Drohe mir nicht auf meinem Land, denn hier bin ich stark. Hier bin ich der Herrscher!‹« Wieder hielt der Herr kurz inne, ehe er fragte: »Verstehst du, was ich meine?«
    Lardis war sich nicht sicher, ob er verstand, aber ganz gewiss war er beunruhigt. Die Ausdrucksweise des Herrn erinnerte doch sehr an die Wortklaubereien der Wamphyri! Und plötzlich fragte Lardis sich: War der Zweck der Schlacht um den Garten nur die Verteidigung gegen die Wamphyri gewesen ... oder der, ihren Platz einzunehmen? Falls Letzteres zutraf, was waren dann Lardis Lidesci und seine Leute? Freie Menschen ... oder Knechte? Nun, da der Herr die einzige Gewalt auf der Sternseite darstellte, wie würde er seine Macht wohl ausüben?
    Endlich fand Lardis seine Stimme wieder. »Sind diese Dinge auf
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