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Dämonen-Spiele

Titel: Dämonen-Spiele
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weit in die Höhe ragte. Die gr o ßen Knochen schienen mit einem Brecher zurechtgestutzt worden zu sein, die kleineren sahen angenagt aus. Manche waren der Lä n ge nach gespalten. Das war die Art von Schloß, wie es ein tierha f ter Oger in einer schlechten Laune hätte erbauen können.
    Die Flüssigkeit im Graben sah noch schlimmer aus als das Teichwasser. Sogar Bläschen hielt sich davon fern. Irgend etwas rührte sich in der grauenhaften Tiefe, doch Kim wollte gar nicht wissen, was es war. Statt dessen kratzte sie die letzten Überreste an Mut zusammen, die ihr noch geblieben waren, und stellte den Fuß auf die Knochenplanken der Zugbrücke. Eine davon rollte unter ihrem Fuß ab, so daß sie das Gleichgewicht verlor und beinahe in das trübe Naß gestürzt wäre.
    Sie richtete sich auf und wagte den nächsten Schritt – und wieder geriet einer der Knochen ins Rollen und versuchte, sie seitlich von der Brücke zu stürzen. Also ging sie auf Hände und Knie nieder und spürte die Glätte der Knochenoberfläche, ganz so, als wären sie gerade erst ihres Fleisches entledigt worden. Sie biß die Zähne zusammen und bewegte sich weiter – und spürte etwas, das sich wie ein Bindfaden anfühlte. Als sie genauer hinsah, merkte sie, daß es eine Sehne war, die man noch nicht völlig vom Gelenk abg e trennt hatte. Dreifachbäh!
    So schaffte sie es über den Graben, wobei Bläschen seitlich n e ben ihr kroch. Sie blieb auf dem Knochenpflaster stehen, das o f fenbar aus Hüftknochen bestand, die in Knochensplittern eing e lassen waren, und musterte den furchterregenden Eingang. Würde dieser Riesenkiefer mit seinen Fangzähnen auf sie herabstürzen, sobald sie einzutreten versuchte? Ganz bestimmt.
    Da vernahm sie ein Rumpeln hinter sich. Sie zuckte zusammen und fuhr herum. Die Zugbrücke hob sich! Sie wurde von dicken Sehnen gezogen, bis sie senkrecht stand und jede Flucht aus dem Schloß unmöglich machte. Nun konnte Kim es sich wirklich nicht mehr anders überlegen.
    »Hier scheint alles eine einzige Einbahnstraße zu sein«, bemerkte Nada. »Der Nebel, die Umzäumung, die Brücke. Es wird dir nicht gestattet, es dir anders zu überlegen.«
    »Ja, es gibt nur Sieg oder Niederlage«, pflichtete Kim ihr bei. »Und ich finde, Sieg ist besser.«
    »Natürlich ist er das«, bekräftigte Nada nachdrücklich. »Was hat es schon für einen Sinn, an einem Spiel teilzunehmen, wenn es einem nicht um den Preis geht?«
    Was hatte es schon für einen Sinn, einer Prinzessin menschliche Gefühle erklären zu wollen? »Wahrscheinlich hast du recht«, sagte Kim. »Aber irgendwie hat es mir schon sehr gut gefallen, einfach nur in Xanth zu sein.«
    »Du kannst ja wiederkommen. Und mit dem magischen Talent, das dir als Preis winkt, wirst du beim nächsten Mal noch länger und besser spielen können.«
    Kim erkannte, daß Nada vermutlich recht hatte. Und wenn sie schon nicht ihren Herzenswunsch erfüllen konnte, konnte sie sich wenigstens den Preis sichern. »Ja. Gehen wir weiter.«
    Sie machte einen Schritt auf das Tor zu. Bläschen winselte.
    Kim blieb stehen. Soweit sie wußte, verfügte die Hündin nicht über Magie. Sie war nicht wie Jennys Kater Sammy, der alles fi n den konnte. Das bedeutete zwar keineswegs, daß Bläschen nutzlos gewesen wäre, nur daß ihre Reaktionen auf magische Einflüsse möglicherweise nicht ganz angebracht waren. Trotzdem – Kim hatte durchaus Gründe für ihre Sorgen. »Was ist los, Bläschen?« fragte sie und legte dem Hund eine Hand auf den Rücken.
    Bläschen blickte zu den tödlichen Fängen des Torbogens hinauf und zog die Rute ein.
    Ach, natürlich, der Hund wollte nicht unbedingt in den Rachen eines Ungeheuers hineinlaufen müssen!
    Kim tat einen weiteren Schritt. Bläschen heulte los, als hätte ihr jemand plötzlich auf den Schwanz getreten.
    »Irgend etwas stimmt hier nicht«, sagte Kim. »Meinst du, daß sich dieses Riesenmaul hinter uns schließen wird?« Während sie es sagte, erkannte sie, daß es stimmte – darum ging es ja bei einem Torbogen mit Falltür: um eine Tür, die sich krachend fallen ließ, um Eindringlinge abzuwehren. Notfalls auch auf die Eindringlinge, wenn sie sich zu langsam bewegten. »Das Falltor wird tatsächlich auf uns herunterfallen! Schon wieder eine Möglichkeit, sich ausl ö schen zu lassen.« Würde sie hier ausgelöscht, wäre das ebenso endgültig wie im eigentlichen Xanth, auch wenn dies das Trau m reich war.
    »So muß es wohl sein«, stimmte Nada ihr zu.
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